Internationale Start-ups und Risikokapitalgeber kommen seit 2011 nach Ehrenfeld. Der Gründer erklärt, warum nach 2023 Schluss ist.
Start-up-Event in OdonienGründer verkündet Aus für renommierten Kölner Pirate Summit
Köln verliert seine wichtigste Veranstaltung für Start-ups: Der Pirate Summit, bei dem seit 2011 Gründerinnen und Gründer in der besonderen Atmosphäre des Ehrenfelder Kulturorts Odonien auf Investoren treffen, wird vom 27. bis 29. Juni zum letzten Mal ausgerichtet. Das verkündete Gründer und Organisator Manuel Koelman am Mittwoch in einem Newsletter.
Der Pirate Summit genießt weltweit einen hervorragenden Ruf bei Unternehmern und Geldgebern. 2011 erstmals mit 220 Besucherinnen und Besuchern ausgerichtet, entwickelte sich das Szenetreffen schnell zu einem Höhepunkt im Konferenzkalender. Mehr als 1000 Menschen kamen jährlich nach Köln, mehr passten auch nicht auf das Gelände. Tagsüber stellten sich Start-ups potenziellen Risikokapitalgebern vor, mit deren Hilfe sie wachsen wollten, abends wurde ausgelassen gefeiert.
Zur Feier gehörte auch die Burning-Man-Zeremonie, bei der jedes Jahr ein mehrere Meter hoher Holzpirat verbrannt wurde. Aber auch abseits der Party ging es immer locker zu: Per Du, im Piratenkostüm und in kurzen Hosen wurde über Finanzierungsrunden in Millionenhöhe gesprochen, wurden Netzwerke geknüpft und Geschäftspartner gefunden. Das Teilnehmerfeld, das auf der Website bereits für 2023 angekündigt wird, ist international. Darunter sind Rednerinnen und Redner unter anderem aus Frankreich, Litauen, England, Luxemburg und Island, aber auch der Düsseldorfer Trivago-Gründer Rolf Schrömgens und Andy Weinzierl, der mit TV-Moderator Joko Winterscheidt die E-Bike-Marke Sushi Bikes gründet hat.
Pirate Summit: NRW-Wirtschaftsministerium gehört zu Partnern
Als die Idee für den Pirate Summit 2010 entstanden sei, habe es kaum Start-up-Events gegeben, die für ihn interessant gewesen seien, schreibt Koelman über die Anfangszeit. Damals sei es nicht darum gegangen, Geld zu machen, sondern eine Plattform in die Welt zu setzen, die inspirieren und Menschen zusammenbringen soll. Keiner aus dem Team habe damals ein Gehalt erhalten – das zog sich noch über Jahre. Dennoch wuchs die Konferenz, Satelliten-Veranstaltungen gab es auch im Ausland – Kairo, Teheran, Tokio und San Francisco listet Koelman auf. Zu den Partnern gehören das NRW-Wirtschaftsministerium und die Köln-Business Wirtschaftsförderung.
„Es war noch nie richtig profitabel“, sagt Koelman am Mittwoch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Fokus lag auf sehr jungen Start-ups aus ganz Europa, viele von ihnen besuchten kostenfrei den Pirate Summit, hätten sich Tickets auch gar nicht leisten können. „Ich habe meine Zeit gespendet, damit das funktioniert. Aber wenn der finanzielle Rahmen nicht stimmt, geht es einfach nicht.“ Der Versuch, den Pirate Summit mithilfe finanzieller Unterstützung auf neue Beine zu stellen, habe nicht funktioniert, sagt Koelman. „Wenn kein Geld mehr da ist, hört die Party auf.“
Als alleinerziehender Vater müsse er seinen zeitlichen Einsatz nun zurückschrauben, schreibt der Pirate-Summit-Gründer im Newsletter. Er sei zudem mit dem Wachstum der Pirate-Unternehmensfamilie beschäftigt. Neben dem Pirate Summit und dem Eventveranstalter Pirate-X gehören dazu unter anderem eine Software-Agentur und ein Spieleentwickler in Albanien sowie das Kölner Unternehmen Visualmakers. Dahinter steckt eine Lernplattform für die Entwicklung von Software ohne Programmierkenntnisse.
„Die Ankündigung, dass der Pirate Summit in Köln nicht fortgesetzt werden soll, ist bedauerlich“, sagt Köln-Business-Geschäftsführer Manfred Janssen auf Anfrage der Redaktion. „Er ist ein wichtiger Bestandteil der Start-up-Szene in Köln, der einer von vielen Bausteinen ist, die das Ökosystem prägen.“ Der Gründungsstandort Köln habe insgesamt in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen und werde den Weg fortsetzen. Janssen zählt die Messen Insurenxt für die Versicherungsbranche und die Polis-Mobility für innovative Logistik- und Mobilitätslösungen auf. „Gerade auch bei Investitionen in Start-ups hat sich Köln zuletzt besser entwickelt als andere deutsche Start-up-Metropolen.“ Ob Köln-Business nicht bei der Finanzierung des Pirate Summit helfen könne, lässt die Wirtschaftsförderung unbeantwortet.
Der Kölner Gründer Timo Marks, NRW-Landessprecher des Start-up-Verbands, sagt, der Pirate Summit sei „eines der besten Start-up-Events, die es in Deutschland und Europa gibt. Wir haben den einen oder anderen Mitarbeiter auf dem Pirate Summit kennengelernt. Software-Entwickler, die für das Event nach Köln gekommen sind.“ Genau solche Begegnungsorte brauche es. Er habe bei der Suche nach Sponsoren für den Pirate Summit unterstützt. Angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage sei es allerdings nicht einfach gewesen. Das Aus der Kölner Start-up-Konferenz: „Eine schlechte Nachricht für NRW und den Standort Köln“.