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Statt NeukaufLohnt sich die Miete von Smartphone und Laptop?

Lesezeit 3 Minuten

Gebrauchtes Smartphone

Köln – Unternehmen wie Grover, Everphone oder Gearflix haben sich die Kreislaufwirtschaft zum Geschäftsmodell gemacht: Statt dass Konsumentinnen und Konsumenten neue Smartphones, Laptops oder Spielekonsolen käuflich erwerben, sollen sie die Technik mieten. Nach Ablauf der Mietdauer können sie die Geräte zurückgeben. Anschließend werden sie vom Anbieter gereinigt und gegebenenfalls repariert, damit sie an neue Mieterinnen und Mieter weitergegeben werden können.

Das Prinzip funktioniert bei den meisten Anbietern ähnlich: Wie bei gängigen Onlinehändlern suchen sich Kundinnen und Kunden ihr Wunschprodukt aus und geben eine voraussichtliche Mietdauer an. Je nach Plattform kann diese von wenigen Tagen bis zu gar zwei Jahren betragen. In der Regel wird die Miete mit zunehmender Mietdauer günstiger. Bei Ablauf der Frist können sie die Miete verlängern oder – unter Anrechnung der bislang geleisteten Zahlungen – auch das Produkt erwerben.

Flexibilität kostet

In der Regel zahlen Kundinnen und Kunden für die Flexibilität beim Erwerb drauf: Wer zum Beispiel ein Apple iPhone 13 mit 128 Gigabyte Speicher zur unverbindlichen Preisempfehlung erwirbt, zahlt 899 Euro – bei Grover kostet das Gerät je nach Mietdauer bei der Kaufoption zwischen 1037 und 1050 Euro. Die Spielekonsole Nintendo Switch OLED kostet gar um die 540 Euro, während sie bei Elektronikhändlern für rund 350 Euro geführt wird. Finanziell lohnt sich die Miete also oftmals bloß, wenn ein Gerät lediglich für eine kurze Zeit dringend benötigt wird – und ein Neuerwerb mit anschließendem Verkauf auf einer Drittplattform nicht infrage kommt.

Viele der Plattformen setzen auf Geräte, die „neuwertig“ oder „wie neu“ sind. Es kann sich sowohl um lediglich kurz ausprobierte, aber auch um langfristig genutzte und wiederaufbereitete Geräte handeln, eine genaue Definition der Begriffe gibt es nicht, wie die Verbraucherzentrale erklärt. „Daher kann die Auslegung der Begrifflichkeiten von Händler zu Händler stark variieren.“ Bei Neuware seien Käuferinnen und Käufer hingegen durch die zweijährige gesetzliche Gewährleistung geschützt: „Der Verkäufer muss in der Regel reparieren, umtauschen oder – wenn beides nicht klappt – das Geld zurückzahlen. Oftmals steht auch der Hersteller mit einer Garantie parat“, so die Verbraucherzentrale. Beim Online-Einkauf komme die 14-tägige Widerrufsfrist hinzu.

EU fördert, Investoren begeistert

Grover-CEO Michael Cassau jedenfalls setzt auf den Umweltaspekt der Kreislaufwirtschaft: „Das Mieten von Technologie ist ein wichtiger, weltweiter, gesellschaftlicher Wandel, der die Art und Weise, wie wir auf Technologie zugreifen und sie nutzen, flexibler und nachhaltiger gestalten wird.“ Auch die Europäische Union (EU) will derartige Geschäftsmodelle unterstützen, die die Langlebigkeit von Produkten unterstützen, wie aus dem Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft hervorgeht, den die EU vor rund zwei Jahren als Teil des „European Green Deals“ vorgestellt hat. Wie genau, steht noch nicht fest.

Die Investoren haben die Kreislaufwirtschaft-Geschäftsmodelle jedenfalls überzeugt: Das aus Berlin stammende Start-up Everphone mit Fokus auf Unternehmen konnte vergangenen Dezember bei einer Finanzierungsrunde 177 Millionen Euro einsammeln, beim ebenfalls aus Berlin kommenden Grover waren es jüngst gar 330 Millionen Euro. Beide wollen das Geld nutzen, um ihre Geschäfte im europäischen Ausland wie auch in den USA auszuweiten.

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Hierzulande arbeitet Grover schon länger zum Beispiel mit den Elektronikhändlern Media Markt, Saturn, Gravis oder Conrad zusammen und bietet einzelne Produkte jener zur Miete an. Ein anderer stationärer Händler hat hingegen sein Engagement aufgegeben: Der Handelskonzern Otto hat sein Vermieter-Modell Otto Now nach rund vier Jahren im Januar 2021 eingestellt. Man habe zwar viel beim Ausprobieren der Kreislaufwirtschaft gelernt, sagte damals Marc Opelt, Vorsitzender des Otto-Bereichsvorstandes. „Die Produktvermietung ist in Deutschland nach wie vor ein Nischenmarkt, Konsument*innen bevorzugen meist den Kauf eines Produktes.“ Man lege wieder mehr Wert auf die reguläre Kaufplattform.