Der Fall um den Lastenrad-Hersteller nimmt weitere Dimensionen an. Nach Täuschungsvorwürfen wird nun strafrechtlich gegen Babboe ermittelt.
Rückruf von 22.000 LastenrädernStrafrechtliche Ermittlungen gegen Babboe eingeleitet
Vor knapp zwei Monaten ließ Babboe, einer der weltweit führenden Anbieter von Lastenrädern, seine Kundinnen und Kunden aufhorchen. Wegen gravierender Sicherheitsmängel wurde ein Verkaufsstopp verhängt. Entwarnung gibt es bis heute nicht. Im Gegenteil, die niederländische Warenaufsichtsbehörde NVWA hat nun eine strafrechtliche Untersuchung gegen das Unternehmen eingeleitet.
Entsprechende Medienberichte bestätigte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag. Die Staatsanwaltschaft und Inspektoren der Behörde würden prüfen, ob Babboe fahrlässig gehandelt habe.
22.000 Lastenfahrräder werden zurückgerufen
Den Verkauf von Lastenrädern des Unternehmens, das auf seiner Website bis heute damit wirbt, „das Lastenfahrrad für alle“ zu sein, hatte die Behörde bereits im Februar stillgelegt. Außerdem waren einige Modelle zurückgerufen worden, nachdem gravierende Sicherheitsmängel festgestellt worden waren. Babboe kündigte jetzt an, dass weitere Modelle – insgesamt 22.000 Räder – vom Rückruf betroffen seien. Laut Unternehmen handele es sich dabei um ein Drittel aller Modelle.
Ab Mitte April würden diese zunächst in den Niederlanden und Deutschland abgeholt. Besitzern von Babboe-Rädern, die jünger als fünf Jahre sind, würde man ein neues Exemplar anbieten. Der Hersteller rechnet damit, dass der größte Teil der Räder nach Kontrolle und möglicher Reparatur wieder genutzt werden kann.
Laut RTL Nieuws: Vertuschungsvorwürfe von Mitarbeitenden
Grund für die drastischen Maßnahmen seien die Ergebnisse einer Studie, die Ende 2023 infolge sich häufender Meldungen zu Rahmenbrüchen eingeleitet worden sei. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde habe der Hersteller die Ursache nicht gut genug untersucht und auch keine Maßnahmen dagegen ergriffen. Dies habe die Sicherheit von Menschen gefährdet.
Zuerst hatte der TV-Sender RTL Nieuws über die Vorwürfe berichtet. Ehemalige Mitarbeitende von Babboe hatten dem Sender gesagt, dass kurz vor einer Prüfung der Behörde kaputte Fahrradrahmen versteckt worden waren.
Der Mutterbetrieb Accell sagte seine volle Mitarbeit zu. „Wenn die Signale, über die Medien berichten, wahr sind, dann missbilligen wir das entschieden und distanzieren uns davon“, heißt es in einer Erklärung. Auch Gerard Feenema, Direktor des Unternehmens, bedauerte die Probleme. „Wir verstehen, dass das ärgerlich ist für unsere Kunden und haben daher auch unser Bestes getan, eine passende Lösung zu finden und sie zu entschädigen.“
Ein Drittel aller Babboe-Modelle betroffen
Auf der deutschen Internetseite informiert Babboe (Stand Donnerstagmittag) über den Rückruf der vier Modelle City, City-E, Mini und Mini-E. Auf der niederländischen Homepage ist darüber hinaus auch von den Modellen City Mountain – wenn es vor 2020 produziert wurde – sowie Slim Mountain, Pro Trike, Pro Tike E, Trike-E und Pro Trike XL Motor die Rede.
Während auf der deutschen Website bislang auch ein Update zu Reparaturen fehlt, informiert das Unternehmen in den Niederlanden darüber, dass die Modelle City Mountain (Produktion ab Januar 2020), Max-E, Carve-E, Carve Mountain, Curve-E, Curve Mountain, Big, Big E, Dog, Dog E, Go, Go E, Go Mountain, Flow, Flow E, Flow Mountain, Pro Bike, Pro Bike E, Pro Bike Midmotor, Mini Mountain und Curve nach einer Überprüfung wieder benutzt werden könnten. Hierfür komme ein spezialisierter Babboe-Mechaniker zu den Kunden nach Hause, heißt es.
Auf einer eigens eingerichteten Internetseite können Kundinnen und Kunden aber auch in Deutschland prüfen, ob für ihr Babboe-Lastenfahrrad eine Sicherheitswarnung gilt. Dazu lässt sich dort die Rahmennummer eingeben, zu finden ist diese laut Hersteller je nach Modell an folgenden Stellen: vorne auf dem Sattelrohr (bei E-Modellen), hinten auf dem Sattelrohr (bei Mountain-Modellen), über dem Mittelmotor (bei Mountain-Modellen) oder links auf der Kurbelwelle (bei E- und Mountain-Modellen). (jla mit dpa)