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Anbieter im VergleichAuf diese Strom- und Gaskosten müssen Sie sich nun gefasst machen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Wechselstromzähler zeigt den aktuellen Zählerstand in Kilowattstunden in einem Haushalt an.

Strom- und Gaspreise in der Grundversorgung sind bei zahlreichen Anbietern in NRW zum 1. Januar drastisch gestiegen.

Zahlreiche Strom- und Gasanbieter in Nordrhein-Westfalen haben zum Jahresbeginn ihre Preise erhöht. Wir haben berechnet, auf welche Kosten sich Kundinnen und Kunden nun einstellen müssen.

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich weiterhin auf die Strom- und Gaspreise in Deutschland aus. Die Verbraucherzentrale hat zum Jahreswechsel hunderte Tarife bei Strom- und Gasanbietern in NRW abgefragt. Zahlreiche Grundversorger haben zum 1. Januar teils drastisch ihre Preise erhöht, Kundinnen und Kunden müssen sich teils auf mehrere tausend Euro Mehrkosten pro Jahr einstellen. Das Vergleichsportal Check 24 geht davon aus, dass deutschlandweit rund 7,6 Millionen Haushalte von den Preiserhöhungen in der Grundversorgung zum Jahreswechsel betroffen sind.

Strompreis in NRW: Zahlreiche Anbieter erhöhen die Preise

Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung im Überblick: 88 der insgesamt 123 untersuchten Stromgrundversorger in NRW haben zum 1. Januar ihre Preise erhöht, um durchschnittlich 44 Prozent. Der Arbeitspreis ist nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW im Schnitt um 15 Cent pro Kilowattstunde, der Grundpreis um 20 Euro pro Jahr gestiegen. Bei einem Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr bedeutet das Mehrkosten von etwa 470 Euro.

Der durchschnittliche Arbeitspreis liegt zum 1. Januar bei 46,50 Cent pro Kilowattstunde. Einen Monat zuvor, zum 1. Dezember 2022, waren es noch 35,50 Cent pro Kilowattstunde. Die Preisspanne ist derweil hoch: Bei den Stadtwerken Hamm oder der Elektrizitätsgenossenschaft Oesterweg in Versmold (Kreis Gütersloh) kostet die Kilowattstunde unter 30 Cent. Am teuersten, mit knapp 84 Cent pro Kilowattstunde, ist es für Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Ahaus (Kreis Borken).

Auch beim Grundpreis ist die Spanne hoch: Am wenigsten zahlen Kundinnen und Kunden der EWV Baesweiler (Städteregion Aachen), dort werden pro Jahr nur 58 Euro fällig. Am teuersten sind mit 236 Euro pro Jahr die Stadtwerke Velbert (Kreis Mettmann).

Um die Auswirkungen der Preisanpassungen auf Verbraucherinnen und Verbraucher zu verdeutlichen, haben wir je vier Verbrauchsszenarien berechnet. Beim Stromverbrauch liegen zugrunde:

  1. Jahresverbrauch von 2000 kWh: entspricht ungefähr einem Ein-Personen-Haushalt
  2. Jahresverbrauch von 3000 kWh: entspricht ungefähr einem Zwei-Personen-Haushalt
  3. Jahresverbrauch von 4000 kWh: entspricht ungefähr einem Drei-Personen-Haushalt
  4. Jahresverbrauch von 5000 kWh: entspricht ungefähr einem Vier-Personen-Haushalt

Auch bei den Gesamtkosten zeigen sich große Unterschiede bei den verschiedenen Grundversorgern. Während sich ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden in Attendorn (Kreis Olpe) oder Gronau (Kreis Borken) über mehrere hundert Euro Ersparnis freuen darf, wird es für Kundinnen und Kunden in Ahaus (Kreis Borken) oder Dörentrup (Kreis Lippe) deutlich teurer – dort gehen mit den gestiegenen Preisen Mehrkosten von durchschnittlich mehr als 1100 Euro pro Jahr einher.

Nicht nur beim Strompreis machen sich die Folgen des Kriegs in der Ukraine bemerkbar. Auch die Gaspreise in der Grundversorgung sind bei vielen Anbietern zum Jahreswechsel gestiegen.

Auch Gas-Anbieter erhöhen zum Jahreswechsel die Preise

Laut Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW haben 80 der 140 Gasgrundversorger in Nordrhein-Westfalen ihre Preise zum 1. Januar erhöht, im Schnitt um 37 Prozent. Der Arbeitspreis ist im Schnitt um 4,17 Cent pro Kilowattstunde gestiegen, der Grundpreis um etwa 30 Euro pro Jahr. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden fallen dadurch nach Angaben der Verbraucherzentrale im Jahr Mehrkosten von etwa 830 Euro an.

Zum 1. Januar liegt der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde bei den Grundversorgern in NRW nun bei 16,24 Cent pro Kilowattstunde, im Dezember 2022 waren es noch 14 Cent pro Kilowattstunde. Auch hier zeigt sich eine große Preisspanne: Sie beginnt mit bei knapp 8 Cent pro Kilowattstunde bei den günstigsten Versorgern (Stadtwerke Emmerich, Stadtwerke Kamen) und geht bis 27 Cent pro Kilowattstunde bei den teuersten (WVG Warstein, ENNI GmbH Moers, Stadtwerke Rhede).

Ähnlich groß ist die Spanne beim Grundpreis, beginnend bei 64 Euro pro Jahr (BEW Wermelskirchen) bis hin zu 300 Euro pro Jahr (Erenja AG, Gemeindewerke Hünxe).

Auch hier haben wir wieder Verbrauchsszenarien berechnet, um die Auswirkungen der Preisanpassungen zu verdeutlichen. Beim Gasverbrauch liegen zugrunde:

  1. Jahresverbrauch von 5000 kWh: entspricht ungefähr einem Ein-Personen-Haushalt
  2. Jahresverbrauch von 10.000 kWh: entspricht ungefähr einem Zwei-Personen-Haushalt
  3. Jahresverbrauch von 15.000 kWh: entspricht ungefähr einem Vier-Personen-Haushalt
  4. Jahresverbrauch von 20.000 kWh: entspricht ungefähr einem Haushalt im Einfamilienhaus

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Grundversorgern sind auch bei den Gaspreisen eklatant: Während ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 10.000 Kilowattstunden in Attendorn (Kreis Olpe) durch die Preisanpassungen zum 1. Januar rund 1000 Euro einsparen kann, wird es für Kundinnen und Kunden in Blomberg (Kreis Lippe) deutlich teurer – dort gehen mit den gestiegenen Preisen Mehrkosten von durchschnittlich 1500 Euro pro Jahr einher.

Doch auch diejenigen, die Strom und Gas von einem Grundversorger beziehen, der auf drastische Preisanpassungen zum Jahreswechsel verzichtet hat, sollten sich nicht zu früh freuen: Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass einige Anbieter, die zum 1. Januar vergleichsweise gut abschneiden, zum 1. Februar Preiserhöhungen angekündigt haben. Eine Entlastung ist frühestens im März in Sicht, wenn die geplante Strom- und Gaspreisbremse in Kraft treten soll.

Zur Methodik: Die Verbraucherzentrale NRW hat für den Preisvergleich die Datenbank eines externen Dienstleisters, der ene’t GmbH, genutzt. Auf Basis dieser Daten wurden die Preise aller Grundversorger in NRW ermittelt, einmal zum 1. Dezember 2022 sowie zum 1. Januar 2023. Die Verbraucherzentrale übernimmt keine Gewähr für die Korrektheit der Daten. Je Grundversorger wurde jeweils nur ein Preis exemplarisch für eine Kommune erhoben. Die angegebenen Orte bilden daher nicht alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen ab.