Die Metaller bekommen unterm Strich 5,5 Prozent mehr Lohn. NRW-Arbeitgeber-Präsident und die IG Metall des Industrielandes begrüßen den gefundenen Kompromiss. Beide fordern sinkende Strompreise
TarifeinigungÜber fünf Prozent mehr in der Metall- und Elektroindustrie
Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie ist in der vierten Verhandlungsrunde eine Einigung gelungen. Die IG Metall und die Arbeitgeber einigten sich nach einem 18-stündigen Verhandlungsmarathon am Dienstagmorgen in Hamburg. Demnach wird der Lohn in zwei Stufen um insgesamt 5,1 Prozent erhöht, dazu kommt eine dauerhafte Anhebung des tariflichen Zusatzgeldes, so dass es insgesamt 5,5 Prozent mehr Lohn gibt. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 25 Monaten.
Für die 230.000 Auszubildenden in der Branche gibt es 140 Euro mehr im Monat. Die IG Metall hob hervor, dass die Beschäftigten künftig „mehr und bessere Wahloptionen zwischen Zeit und Geld“ hätten. „Es ist gelungen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein solides Ergebnis für die Beschäftigten zu erzielen“, erklärte die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner. „Besonders freut uns das großartige Ergebnis für die Auszubildenden.“
IG Metall NRW: Stabilität und Sicherheit
Bei der IG Metall in NRW begrüßt man die Einigung. „Das Verhandlungsergebnis in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie passt zur veränderten wirtschaftlichen und politischen Situation der letzten Wochen. Es bringt Stabilität und Sicherheit für die Beschäftigten und für die Wirtschaft“, sagt NRW-Chef Knut Giesler bei der IG Metall. Damit hätten die Tarifparteien in der Metall- und Elektroindustrie unter Beweis gestellt, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst seien. „Trotz sehr unterschiedlicher Ausgangspositionen sind wir in der Lage, verantwortungsvolle und ordentliche Kompromisse zu finden“, so Giesler.
Überraschend positiv beurteilen die nordrhein-westfälischen Arbeitgeber den neuesten Tarifabschluss. „Ich glaube, wir haben in schwierigen Zeiten eine für beide Seiten angemessene Lösung gefunden“, sagte NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ telefonisch auf der Rückfahrt vom Verhandlungsort in Hamburg. Kirchhoff berichtete, es sei die ganze Nacht hindurch ohne Schlaf verhandelt worden.
Sein Urteil falle auch deshalb so positiv aus, weil beide Seiten ihre Punkte gemacht hätten. „Die Gewerkschaftsforderungen zu den Auszubildenden sind fast vollkommen akzeptiert worden. Schon ab 1. Januar erhalten Lehrlinge 140 Euro mehr im Monat“, so Kirchhoff. Bei der tariflichen Belastung von Unternehmen, die aktuell wenig verdienen, sei dagegen die Gewerkschaft mit einer Entlastung entgegengekommen. „Einig sind wir und die Arbeitnehmer uns bei der Forderung nach niedrigeren Strompreisen, da sitzen wir beide in einem Boot“, sagte Kirchhoff.
Die Verhandlungsführerinnen der Arbeitgeber, Lena Ströbele von Nordmetall und Angelique Renkhoff-Mücke vom Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM), betonten, der Abschluss sei „gerade noch verantwortbar in schwieriger Zeit“. Es sei „ein zähes Ringen bis zuletzt“ gewesen, erklärte Ströbele. Sie betonte, die Belastungen von Unternehmen könnten im Bedarfsfall durch eine automatische Differenzierung gemildert werden.
Renkhoff-Mücke erklärte, die Einigung sei „ein klares Signal für Sicherheit und Stabilität“ in der derzeitigen Regierungs- und in der strukturellen Wirtschaftskrise für die Unternehmen und die Beschäftigten. „Wir hoffen, dass wir damit auch das Signal an die Politik senden, dass Kompromisse mitunter schmerzhaft, aber möglich sind.“
Hunderttausende hatten an Warnstreiks teilgenommen
Beim Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) sieht man das Tarifergebnis erwartungsgemäß kritisch. „Die Forderungen der IG Metall wirkten angesichts der wirtschaftlichen Lage wie aus der Zeit gefallen. Wir bewegen uns bei den Durchschnittsgehältern in der Metall- und Elektroindustrie bereits auf sehr hohem Niveau. Die Steigerungen jetzt werden viele Unternehmen an die Grenze der Belastbarkeit bringen“, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.
Die Tarifrunde hatte am Montagnachmittag begonnen, stellvertretend verhandelten die IG-Metall-Bezirke Küste und Bayern für einen Pilotabschluss in der Branche. In den vergangenen zwei Wochen hatten nach Gewerkschaftsangaben deutschlandweit hunderttausende Beschäftigte an Warnstreiks teilgenommen, um Druck auf die Arbeitgeber in der Tarifrunde zu machen. (mit afp)