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Kölner Ford-Werken drohen WarnstreiksIG Metall will Sozialtarifvertrag mit 200.000 Euro Abfindung pro Kopf

Lesezeit 3 Minuten
12.03.2025, Köln: Massive Unruhe in der Belegschaft - nach der Aufkündigung der Bürgschaft durch die Konzernmutter treffen sich die Mitarbeiter zur Betriebsversammlung. Foto: Arton Krasniqi

Massive Unruhe in der Belegschaft: Nach der Aufkündigung der Bürgschaft durch die Konzernmutter trafen sich die Mitarbeiter zur Betriebsversammlung. 

Die Gewerkschaft IG Metall fordert hohe Abfindungen und Schutz vor einer möglichen Insolvenz in den kommenden Jahren. 

Bei den Kölner Ford-Werken bleibt die Lage nach der Aufkündigung der Bürgschaften durch die US-Konzernmutter weiter angespannt. Nun haben die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat die Geschäftsführung zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag für den Standort Köln aufgefordert – und zwar für die komplette Belegschaft von rund 12.000 Beschäftigten.

Zum Hintergrund: Vor mehr als zwei Wochen hatte die Ford Motor Company die sogenannte Patronatserklärung aufgehoben. Das ist eine Art Schutzschirm oder Garantie der US-Mutter für ihre deutsche Tochter. Im Rahmen dessen hatte die US-Mutter auch alle Verluste übernommen, die in den vergangenen Jahren angefallen waren, und das vor allem im Pkw-Geschäft. Sie belaufen sich dem Vernehmen nach auf bis zu neun Milliarden Euro.

Branche leidet unter Flaute bei E-Autos

Die deutschen Ford-Werke bekommen zwar frisches Kapital in Höhe von bis zu 4,4 Milliarden Euro aus den USA. Damit sollen aber in erster Linie die Schuldenlast gesenkt werden. Hinzu kommen Mittel für einen mehrjährigen Business-Plan in jährlich dreistelliger Millionenhöhe.

Die Gewerkschaft IG Metall erklärt, ohne die Patronatserklärung sei eine Insolvenz der Ford-Werke in den kommenden Jahren möglich. Wie die gesamte Branche hat Ford unter der Absatzflaute bei E-Autos zu leiden. Deshalb gibt es in Köln nicht nur Kurzarbeit, sondern hier sollen auch 2900 Jobs gestrichen werden.

Hierfür ist allerdings die Zustimmung des Betriebsrats nötig, da betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 vertraglich ausgeschlossen sind. Die Zustimmung wurde aber bislang verweigert. Die Arbeitnehmervertreter forderten vom Management eine grundlegende Strategie, um den Standort langfristig zu sichern.

Nach Einschätzung der Arbeitnehmervertreter soll nun mit der Drohkulisse einer Insolvenz der Stellenabbau durchgesetzt werden. Im Falle einer Pleite und der Übernahme durch einen Insolvenzverwalter ist nicht nur der Kündigungsschutz verloren, sondern vor allem alle Abfindungsprogramme sind betroffen, die bislang vergleichsweise gut ausgefallen sind.

Nun erweitern die Gewerkschaft und der Betriebsrat ihre Forderungen massiv. Alle Beschäftigten sollen im Falle einer Insolvenz abgesichert sein. Wer gehe, solle einen Sockelbetrag von 200.000 Euro bekommen. Pro Beschäftigungsjahr solle ein Drittel-Jahresgehalt hinzukommen und pro Kind 10.000 Euro, außerdem soll es noch finanzielle Aufschläge für Menschen mit Behinderung geben. Beschäftigte, deren Tätigkeitsbereich ausgelagert wird, etwa durch einen Verkauf von Unternehmensteilen, sollen ebenfalls Abfindungen bekommen.

Verhandlungen beginnen am Donnerstag

Eine weitere zentrale Forderung besteht darin, dass die US-Mutter den deutschen Beschäftigten einen individuellen Insolvenzschutz geben soll. Am Donnerstag beginnen die Verhandlungen. „Die ersten Verhandlungstermine für die nächsten drei Wochen wurden bereits vereinbart und wir werden diese auch bald mit Warnstreiks begleiten. Das Unternehmen soll sehen, wie ernst wir in diese Auseinandersetzung gehen“, sagt Kerstin Klein, erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen und Verhandlungsführerin.

„Der Betriebsrat hat in 25 Informationsveranstaltungen die Belegschaft über die Konsequenzen der betrieblichen Entwicklungen und Handlungsmöglichkeiten aufgeklärt“, sagt Benjamin Gruschka, Gesamtbetriebsratsvorsitzender. „Die Kolleginnen und Kollegen stehen geschlossen hinter uns und haben ein hohes Verständnis dafür, dass wir jetzt einen zweiten Verhandlungsweg eröffnen, in dem wir mehr Druck ausüben können.“

Und IG-Metall-Sprecher bei Ford in Köln, David Lüdtke, ergänzt: „Wir wollen weiterhin dafür kämpfen, dass wir ein solides Zukunftskonzept zur Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze bekommen.“ Aber nun sei es von höchster Dringlichkeit, ein insolvenzgeschütztes finanzielles Sicherheitsnetz für alle zu verhandeln.