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Kommentar

Kölner Werk
Weitere Einschnitte bei Ford dürften nur eine Frage der Zeit sein

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Lesezeit 2 Minuten
Neuwagen stehen vor dem Ford Verkauf einem Parkplatz.

Die Kölner Ford-Werke sind von nun an wirtschaftlich stärker auf sich gestellt.

Nach dem Ende des US-Schutzschirms sind weitere harte Einschnitte in Köln nur eine Frage der Zeit.

Die Ford Motor Company legt ihre deutsche Tochter deutlich härter an die Kandare. Bislang hatte sich die Muttergesellschaft verpflichtet, alle Verluste komplett zu übernehmen – ohne Begrenzung der Höhe und ohne zeitliches Limit. Mit dieser Rundum-sorglos-Versicherung ist nun Schluss. Die Ford-Werke sind von nun an wirtschaftlich stärker auf sich gestellt.

Das ist ein harter Schritt, der die Belegschaft vollkommen zu Recht stark verunsichert. Geld fließt nach dem Wegfall der General-Bürgschaft nun nicht mehr so einfach und selbstverständlich wie bisher, sondern wird in Tranchen jährlich von der Mutter zugeteilt. Man wird sich also von deutscher Seite in Zukunft sehr viel mehr rechtfertigen müssen, wenn es wie bislang nicht gut läuft.

Und dass sich die Lage kurzfristig bessert, muss bezweifelt werden. Ford hat in Köln und Europa alles auf die Karte Elektromobilität gesetzt. Aber kurz nach dem Start der beiden hochpreisigen Modelle Explorer und Capri brach der Markt drastisch ein, weil die Ampel-Koalition wegen schlechter Haushaltslage die Förderung gestrichen hat. Auch wenn Subventionen ordnungspolitisch immer nur die Ultima Ratio sein dürfen, kann man nicht eine gesamte – zumal noch Schlüsselbranche – aufs Elektro-Gleis setzen, Milliarden investieren lassen, EU-Strafen bei Nicht-Erfüllung der Klima-Ziele verhängen — und sie dann im Regen stehen lassen.

Ford-Mutterkonzern in den USA verliert Geduld mit Europa

Nun wird um neue Zuschüsse in Berlin und Brüssel gerungen und auch die Strafzahlungen stehen zur Disposition. Das sollte alles aber nicht zu lange dauern, denn die ganze Branche ist auch wegen der Transformation in schwerem Fahrwasser.

In der Zentrale in Dearborn verliert man offenbar zunehmend die Geduld mit Europa. Dabei sollte man in den USA aber auch einmal dringend die eigene Modellpolitik hinterfragen und ob man im höherpreisigen Segment wirklich erfolgreich sein kann. Nach zahlreichen Sparrunden, Tausenden von gestrichenen Jobs und Werksschließungen, wurden jüngst die gesamte deutsche Führungsriege entmachtet. Nun macht das Aufkündigen der Bürgschaften Ford in Deutschland noch mehr zum Vasallen.

Insider sagen schon jetzt, dass die Ziele im Business-Plan sehr ambitioniert sind und die geplanten Summen möglicherweise nicht ausreichen. Man muss also davon ausgehen, dass es weitere harte Einschnitte geben wird – es dürfte nur eine Frage der Zeit sein.