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Tarifkonflikt drohtGaleria bietet mehr Geld, Verdi ist das zu wenig

Lesezeit 3 Minuten
Die Galeria-Filiale auf der Breite Straße in Köln.

Die Galeria-Filiale auf der Breite Straße in Köln.

Der langjährige Tarifstreit zwischen Galeria und Verdi geht in eine neue Runde. Die Warenhauskette hat einen Vorschlag vorgelegt, mit dem das Unternehmen „an seine wirtschaftlichen Grenzen“ gehe. Verdi reagiert scharf.

Neuer Eigentümer, neuer Tarifvertrag: Galeria hat Verdi ein Tarifangebot für die nunmehr 12.000 Beschäftigten vorgelegt. Der neue Warenhaus-Tarifvertrag soll mindestens drei Jahre laufen und den Tarifvertrag ablösen, der im Jahr 2019 bei der Integration von Karstadt und Kaufhof geschlossen wurde.

Vereinbart war etwas anderes

Karstadt war laut der Gewerkschaft Verdi im Jahr 2013 aus der Tarifbindung ausgestiegen, für die Beschäftigten galt seit Ende 2016 ein sogenannter Zukunftstarifvertrag mit deutlichen Einbußen beim Entgelt im Vergleich zur Fläche. Kaufhof hatte im Frühjahr 2019 die Tarifbindung aufgekündigt. Als sich Karstadt und Kaufhof 2019 zusammenschlossen, gerieten Unternehmensleitung und Gewerkschaft im Vorfeld der Fusion aneinander: Die einen wollten Einschnitte beim Gehalt durchsetzen, die anderen hielten dagegen und forderten, dass Galeria zum Flächentarifvertrag des Einzelhandels zurückkehrte.

Letztlich einigten sich Gewerkschaft und Geschäftsführung auf einen Tarifvertrag, der unter anderem das Gehalt der Karstadt-Beschäftigten um elf Prozent auf das Niveau von Galeria Kaufhof angehoben hatte. Gleichzeitig verzichteten die Beschäftigten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im November 2023 hatten sich Verdi und Galeria nach vielen zähen Verhandlungsrunden auf eine Sonderzahlung vor Weihnachten geeinigt und wollten im Januar noch einmal über die Rückkehr zum Flächentarifvertrag sprechen. Doch dann rutschte Galeria erneut in die Insolvenz.

Kein Flächentarif in Sicht

Mit dem Angebot des Galeria-Managements ist nun klar: Die Geschäftsführung will offenbar nicht in den Einzelhandelsflächentarif zurück. Stattdessen bietet sie ihren Beschäftigten acht Prozent mehr Lohn, gestreckt über drei Jahre. Hinzukommen sollen einmalig 600 Euro als Inflationsausgleichsprämie. Die bestehenden Prämiensysteme sollen zudem neu strukturiert und durch eine zusätzliche filialbezogene Erfolgsbeteiligungsprämie angereichert werden.

Verdi äußert sich klar zum Angebot von Galeria: „Das waren keine Tarifverhandlungen, uns wurde heute das Zukunftskonzept von Galeria vorgestellt. Das haben wir mehrfach in dem Gespräch mit der Unternehmensleitung betont“, sagt Corinna Groß, Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel bei Verdi. „Tarifverträge sind das Ergebnis von Verhandlungen, an denen unsere Beschäftigten in der Bundestarifkommission beteiligt sind und nicht von einseitigen vorschnellen Angeboten von Arbeitgebern, die die Bedeutung der Tarifautonomie nicht zu kennen scheinen.“

„An unsere wirtschaftlichen Grenzen gegangen“

Galeria-Finanzchef Guido Mager hatte sich zuvor in einer Mitteilung positiv gegeben: „Für die erfolgreiche Zukunft von Galeria brauchen wir unsere hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen wir gute und marktgerechte Arbeitsbedingungen und dementsprechend eine attraktive Vergütung anbieten wollen“, sagt er in einer Mitteilung. Er wolle die Vergütung in kürzester Zeit anheben, langwierige und ergebnislose Tarifverhandlungen wie in der Vergangenheit passten nicht mehr in die kurzen Entscheidungsprozesse der neuen Galeria-Struktur. „Mit unserem Tarifangebot sind wir deshalb an unsere wirtschaftlichen Grenzen gegangen, um so möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen zu können“, sagt Mager.

Auch hierauf kontert Verdi scharf und fordert, dass Galeria die Realität anerkenne: „Wir starten mit 29 Prozent Differenz zum Flächentarifvertrag. Und was die Arbeitgeber jetzt vorgelegt haben, liegt deutlich unter den jüngsten Tarifabschlüssen im Einzelhandel und vergrößert weiterhin die Differenz zum Flächentarifvertrag für den Einzelhandel“, sagt Groß. „Wenn die Arbeitgeber das erkennen, können wir vielleicht über den Einstieg in Tarifverhandlungen sprechen. Das heutige Gespräch war kein Start, schon gar kein guter.“

Die Galeria-Geschäftsführung hat Verdi eigenen Angaben zufolge mehrere Verhandlungstermine bis Ende August vorgeschlagen, um möglichst schnell zu einem Tarifabschluss zu gelangen. „Wir wollen unseren Beschäftigten jetzt Planungssicherheit für ihre Zukunft bei Galeria geben. Unsere neuen Eigentümer genauso wie unsere Kundinnen und Kunden erwarten volle Konzentration auf unser Geschäft. Genau das werden wir umsetzen“, sagt Finanzchef Mager.

Anfang Juni hatte Galeria bekannt gegeben, dass 82 der ursprünglich 92 Warenhäuser fortgeführt werden sollen, darunter auch die beiden Standorte in der Kölner Innenstadt. Ende Mai hatte die Gläubigerversammlung dem Sanierungsplan der insolventen Warenhauskette zugestimmt. Zum 1. August sollen die neuen Eigentümer die Geschäfte übernehmen.