Tarifkonflikt600 Metaller streiken auf Deutzer Werft im Autokorso
Köln – Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben am Mittwoch, dem zwölften Warnstreiktag, in NRW nach Gewerkschaftsangaben insgesamt rund 15.000 Menschen die Arbeit niedergelegt. Auf der Deutzer Werft in Köln fand die größte Kundgebung mit rund 600 Menschen statt – coronabedingt als Autokorso. „Die Pandemie hat uns kreativer werden lassen“, sagt der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mit Menschenketten, Autokonvois, aber auch digitalem Warnstreik per Abwesenheitsnotiz reagiert die Gewerkschaft auf die derzeitige Lage.
Fünfte Runde ergebnislos
Die fünfte Runde der Tarifverhandlungen für NRW war am Montag ergebnislos geblieben. „Die Arbeitgeber haben kein substanzielles Angebot vorgelegt“, sagt Hofmann. Bei den Punkten Beschäftigungssicherung und Stabilisierung der Einkommen gäbe es bislang nicht Belastbares. „Die Gespräche dümpeln vor sich hin“, sagt der Gewerkschaftschef. Die Arbeitgeber seien nach vier Monaten in der Pflicht, konkrete Zusagen zu machen.
Die IG Metall fordert für insgesamt über 3,8 Millionen Beschäftigte bundesweit unter anderem eine Entgelterhöhung von vier Prozent für ein Jahr. Je nach wirtschaftlicher Lage der Betriebe soll das Geld ausbezahlt oder beispielsweise auch zur Arbeitszeitminderung genutzt werden, um Beschäftigung zu sichern.
Große Differenzen
Im vergangenen Jahr habe man einen Solidaritätstarifvertrag verhandelt und sich zur Beschäftigungssicherung auf einen Entgeltverzicht eingelassen. Dazu sei man nun nicht mehr bereit, so Hofmann. „Trotz Corona haben Unternehmen etwa in der Medizintechnik aber auch im Fahrzeugbau und anderen Branchen eine glänzende Auftragslage und arbeiten in Vollauslastung“.
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Bis Ostern wollte man eigentlich zu einem Ergebnis kommen. „Bei der Diskrepanz, die es zu überbrücken gibt, könnte das schwierig werden“, sagt Hofmann. Bei einem Ergebnis könnte NRW als Pilotbezirk für Abschlüsse auch in anderen Tarifgebieten dienen.
Die Arbeitgeber dagegen wollen Lohnerhöhungen bislang frühestens im zweiten Halbjahr 2022 akzeptieren. Zudem bieten sie eine Einmalzahlung in der ersten Jahreshälfte 2022 an, ohne bislang für beide Punkte konkrete Zahlen zu nennen. Auch eine längere Laufzeit gehört zu den zentralen Punkten der Arbeitgeber.
Hoher Einigungsdruck
„Die Lage der Firmen ist sehr heterogen, aber die Zahl derer, die um ihre Existenz kämpfen, ist so groß wie selten“, sagt Luitwin Mallmann, Hauptgeschäftsführer von Metall NRW. Etwa die Automobilzulieferer hätten nicht nur mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen, sondern auch mit dem grundlegenden Wandel zur E-Mobilität.
„Wir müssen erstmal sehen, dass die Unternehmen dieses Jahr durch die Krise kommen“, sagt Mallmann. Derzeit sehe er noch keinen Spielraum für zusätzliche Belastungen. Insgesamt erschwere Corona die Verhandlungen. „Wir verhandeln auf beiderseitigen Wunsch nur in einer sehr kleinen Gruppe, um auch non-verbale Signale wahrnehmen zu können“, erklärt Mallmann. Einig sei man sich mit der IG Metall, dass es bis Ostern ein Ergebnis geben soll. Der Einigungsdruck sei hoch – „aber natürlich nicht um jeden Preis.“