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„Technisch nicht machbar“Atomkraftwerk-Betreiber warnt vor Reservebetrieb

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Isar 2 ist eines der letzten deutschen Atomkraftwerke, das noch Strom produziert.

Der Betreiber des Atomkraftwerks Isar 2 hat nach einem Medienbericht das Bundeswirtschaftsministerium davor gewarnt, die Anlage ab dem Jahreswechsel in eine Reserve zu überführen. Der Vorschlag des Ministeriums, „zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren, ist technisch nicht machbar“, zitierte der „Spiegel“ am Mittwoch aus einem Brief des Preussenelektra-Chefs Guido Knott.

Daher sei die Maßnahme ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern, heißt es weiter in dem Brief. Laut Spiegel ist das auf den Dienstag datierte Schreiben an den Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Graichen, gerichtet. Preussenelektra gehört zu Deutschlands größtem Energiekonzern Eon.

Eon-Sprecher: Atomkraftwerke können nicht beliebig an- und abgeschaltet werden

Dem „Spiegel“ zufolge widerspricht der Strommanager ausdrücklich den Plänen, die Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) am Montag vorgestellt hat. Demnach sollen die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke ihren Regelbetrieb wie im Atomausstiegsgesetz vereinbart zum Ende des Jahres einstellen. Isar 2 und Neckarwestheim 2 (EnBW) sollen aber in Reserve bleiben und spätestens Mitte April 2023 endgültig abgeschaltet werden.

Ein Eon-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht näher zu dem „Spiegel“-Bericht äußern. „Wir haben am Montagabend kommuniziert, dass Kernkraftwerke in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke sind, die variabel an- und abschaltbar sind. Sie können davon ausgehen, dass wir hierzu im engen Austausch mit dem BMWK sind, um eine umsetzbare Lösung zu finden“, sagte er. Das BMWK ist das von Habeck geleitete Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Habeck wiederspricht Betreiber von Isar 2 bei der Notfallreserve

Bundeswirtschaftsminister Habeck zeigt sich verwundert über den Brief eines Akw-Betreibers gezeigt. So warf Habeck dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben. Denn ein Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei nicht geplant. Vorgesehen sei vielmehr „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“. Das könne im Dezember, Januar oder Februar geschehen. „Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussenelektra vorbeigegangen“, sagte der Grünen-Politiker. Zudem verwies Habeck auf einen früheren Brief des Energiekonzerns von August, in dem dieser mitgeteilt habe, dass es auch im Fall eines längeren Streckbetriebs einen kurzfristigen Stillstand brauche. Nach Habecks Darstellung widersprechen sich diese Angaben des Konzerns.

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Nun solle in neuen Gesprächen geklärt werden, was gelte, sagte Habeck. Der Wirtschaftsminister wies zudem darauf hin, dass auch bei einem Streckbetrieb, „also dem offensichtlichen Wunsch von Preussenelektra“, eine Revision nötig gewesen wäre. (dpa)