Studierende der TH Köln haben einen detaillierten Energiepreisrechner entworfen, der deutlich tiefer geht als andere vergleichbare Angebote.
Kleidung, Urlaub, LebensmittelRechner der TH Köln zeigt, wie hoch unsere versteckten Energiekosten sind
Gestiegene Energiepreise, wohin man blickt. Doch neben den bekannten Geldschluckern Gas und Strom gibt es auch nicht ganz so augenscheinliche Energiefresser, die sich im Haushalt und darüber hinaus auftun. Herauszufinden, was diese versteckten Energiekosten in Summe an Geld kosten, haben sich Ulrich Daldrup und Studierende der TH Köln zur Aufgabe gemacht.
Das Team, bestehend aus Daldrup und fünf Studierenden, hat im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Algorithmus entwickelt, durch den sich detailliert die Energiekosten für einen durchschnittlichen Haushalt (Eltern und zwei Kinder in Köln) berechnen lassen.
Steigende Energiepreise führen zu Algorithmus-Projekt der TH Köln
Die Idee zu dem Algorithmus entstand im Sommer vergangenen Jahres durch eine vorangegangene Studie der RWTH Aachen zu Gasverbrauchsreduktion in Privathaushalten. Das Problem der gestiegenen Energiekosten war zu dem Zeitpunkt bereits omnipräsent, Haushalte wurden mit erheblichen Mehrkosten belastet.
Doch nur Gas- und Strompreise aufzuschlüsseln, war dem Team nicht genug: „Die Studierenden und ich haben uns gefragt, wohin fließt unser Geld noch abseits von Gas und Strom?“, sagt Daldrup. Dabei spielte der soziale Aspekt eine Rolle: „Wir wollten herausfinden, wo überall Energie verbraucht wird, wen die hohen Energiepreise besonders hart treffen und wie diese Menschen Energie vielleicht an anderer Stelle, abseits von Gas und Strom sparen könnten“, erklärt Daldrup.
Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamts
Dazu wurden in einem ersten Schritt Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet und diese anschließend in die hinter dem Algorithmus stehende Datenbank eingespeist. Ein dreiviertel Jahr vergehen, indem die Studierenden und Daldrup anschließend an einem Programm arbeiten, mit dem sich Energiekosten nicht nur für Heizung und Strom, sondern etwa auch für Mobilität, Urlaub, Lebensmittel und Kleidung berechnen lassen.
Zum Beispiel kann mit dem Rechner der gesamte Energieverbrauch eines Kleidungsstücks nachgebildet werden: von der nötigen Baumwolle aus Afrika über den Weg in eine Nähfabrik nach Bangladesch bis hin zum Containerschiff aus China und dem LKW, der das Kleidungsstück schließlich in das Geschäft bringt. „Im Grunde möchten wir mit unserem Algorithmus die Zusammenhänge und Komplexität eines weltweiten Energienetzwerkes bewusst machen“, sagt Daldrup.
Der entwickelte Algorithmus, beziehungsweise der Energiekostenrechner steckt in einem Computerprogramm, dessen Grundlage ein Excel-Sheet bildet. Das Programm ist eine Open-Source-Software, was bedeutet, dass der Rechner öffentlich und von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden kann: „Unser Ziel war es, dass jeder den Rechner transparent nutzen kann. Man kann dabei jeden noch so vermeintlich kleinen Energiekostenpunkt eingeben und berechnen. Wir waren selbst überrascht, wie tief das geht.“
Energierechner der TH Köln geht über den der Verbraucherzentrale hinaus
So ermittelt der Rechner für die Durchschnittsfamilie einen Energieverbrauch von 47,444,65 Kilowattstunden im Jahr. Dabei entfallen – neben direkten Strom- und Gaskosten – beispielsweise durchschnittlich 10.584,39 Kilowattstunden auf Mobilität, 2.736,12 auf verarbeitete Lebensmittel und 863,18 auf Kleidung. Umgerechnet ergeben sich dadurch Kosten von durchschnittlich 9.600,65 Euro pro Jahr – sollten die Hersteller die Energiekosten, die tagesaktuell ermittelt werden, eins zu eins an die Kundinnen und Kunden weitergeben.
Der Energiekostenrechner der TH Köln soll in den nächsten Wochen auf der Webseite der Uni für jeden frei nutzbar zur Verfügung gestellt werden. An dem Algorithmus haben fünf Studierende aus Indien, Spanien, Tunesien, Südkorea und Deutschland mitgearbeitet.
Daldrup und die Studierenden hoffen, dass der Rechner auch international und gerade in Entwicklungsländern zum Einsatz kommt. Laut Daldrup brauche man dafür „nur ein internetfähiges Gerät und schon kann man das Programm herunterladen und die Berechnungen starten.“