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StromversorgungStrompreise sinken erstmals seit Beschaffungskrise wieder

Lesezeit 4 Minuten
Windkrafträder am Morgen in der Nähe von Düsseldorf. Hinter ihnen geht die Sonne auf.

Naturstrom verkauft Strom aus Wind, Solar und Co. (Symbolbild)

Anfang des Jahres hoben viele Stromanbieter noch ihre Preise an, nun senken einige sie wieder – Grundversorger sind dadurch teilweise wieder teurer.

Zum Jahreswechsel hatte Naturstrom noch seine Preise erhöht. Nun kündigt der Düsseldorfer Ökostrom-Anbieter eine Preissenkung zum April an. Kostet die Kilowattstunde im Standardvertrag momentan noch 52,90 Cent, soll sie ab dem 1. April mit 44,90 Cent acht Cent günstiger sein. Auch für Neukunden gelten diese Preise.

Das ist eine freudige Nachricht für die rund 300.000 Haushalte und Gewerbekunden – 17.500 davon in Köln – die Naturstrom beliefert. Im Zuge der Beschaffungskrise stiegen die Strompreise bundesweit enorm. Vor allem private Anbieter mussten ihre Preise stark anheben, sodass Grundversorger erstmals seit langem die günstigste Option wurden.

Die Preissenkung bei Naturstrom führt nun dazu, dass sie wieder mit Grundversorgern mitgehalten werden kann. Bei Kölns mit Abstand größtem Versorger, der Rhein-Energie, wurde der Strompreis für Bestandskunden der Rhein-Energie in der Grundversorgung zum 1. Januar 2023 auf 54,98 Cent je Kilowattstunde angehoben.

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Private Anbieter können wieder günstigeren Strom anbieten

Bei Neukunden ist der Unterschied zu Naturstrom nur marginal. Diese zahlen laut Tarifrechner aktuell 45,04 Cent. Die gesetzlich beschlossene Preisbremse wird davon jeweils noch abgezogen. Hier kommt es bei Rhein-Energie zu Verzögerungen. Laut einem Rhein-Energie-Sprecher gibt es aber auch Kunden mit langlaufenden, älteren Verträgen, die nur 31,04 Cent je Kilowattstunden zahlen.

Grund für die Preissenkung bei Naturstrom ist laut Pressesprecher Tim Loppe, dass zu Beginn des Jahres noch Strommengen offen waren, die der Anbieter beschaffen musste. Im Herbst hätte man noch relativ pessimistisch kalkuliert, da im Zuge der Energiepreisbremse unter anderem Überschusserlöse von Anlagenbetreibern abgeschöpft werden. Niedrige Erzeugungspreise aus eigenen Anlagen konnten also nicht an Kundinnen und Kunden weitergegeben werden. Doch konnten „überraschend und glücklicherweise“ deutlich günstiger eingekauft werden, als noch im Herbst befürchtet. „Diese Preissenkungen am Markt geben wir direkt an die Verbraucher weiter“, so Loppe.

Wir sehen momentan ganz viel Bewegung nach unten und freuen uns, dass es wieder mehr Wechselmöglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt.
Amelie Vogler, Bereich Energie bei der Verbraucherzentrale NRW

Ähnliches nimmt die Verbraucherzentrale NRW auch bei anderen Anbietern wahr, teilt Amelie Vogler, Bereich Energie, mit: „Wir sehen momentan ganz viel Bewegung nach unten und freuen uns, dass es wieder mehr Wechselmöglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt“. Wie viel die Preise jeweils sinken, hänge von den Beschaffungsstrategien der Anbieter ab, aber am Großhandelsmarkt sinken die Preise seit Mitte Dezember, was nach und nach weitergegeben werden kann.

RheinEnergie wird ihre Preise vorerst nicht senken

Dass die Preise wieder auf Vor-Krisen-Niveau kommen, hält Vogler allerdings für unrealistisch. Zunächst erwarte man in der Verbraucherzentrale aber erstmal Entlastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. „Vermutlich wird sich mittel- und langfristig ein höheres Niveau einpendeln“, so Vogler. Tendenziell seien die Grundversorger aber wieder leicht teurer als private Anbieter. Hier diene das Strompreisbremsenniveau von 40 Cent pro Kilowattstunde als Vergleichswert.

Rhein-Energie, die nach eigenen Angaben seit eineinhalb Jahren nur noch Ökostrom anbietet, plant nach Aussage eines Firmensprechers aktuell keine Strompreissenkungen. Als öffentlicher Grundversorger steckt die Firma in einem Dilemma. Sie muss jeden Kunden aufnehmen, auch von jenen freien Firmen, die sich im Herbst 2021 an den Strombörsen verkalkuliert hatten und deshalb die Belieferung einstellen mussten.

Entsprechend muss sich die Rhein-Energie viel langfristiger mit Strom eindecken. In Phasen fallender Preise bedeutet das für die Kunden, dass die Strompreise entsprechend länger auf einem höheren Niveau verharren, als dies bei Firmen möglich ist, die sehr kurzfristig Strom einkaufen. Laut Rhein-Energie-Sprecher ist der gesamte Strom für das Marktjahr 2023 bereits geordert.

Alternativversorger sind wieder wesentlich günstiger als die Grundversorger

Auch das Vergleichsportal Check24 gibt an, dass private Versorger momentan so günstig wie lange nicht mehr sind. „Alternativversorger sind wieder wesentlich günstiger als die örtliche Grundversorgung. Im Schnitt sparen Verbraucher 243 Euro im Jahr – und das zusätzlich zur Entlastung durch die Strompreisbremse“, so Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie. „Verbraucher sollten daher jetzt prüfen, ob sie in einen günstigeren Tarif wechseln können“.

Hier sei aber laut Amelie Vogler auch vorsicht geboten: „Da müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher sich informieren, von wem sie den Strom beziehen wollen. Bei privaten Anbietern ist genaues Hinschauen, um was für ein Unternehmen es sich handelt, sehr wichtig.“