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GenerationenwechselKölner Familienunternehmen bangen um Nachfolge

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Ein Mann arbeitet an einem Schraubstock. Experten in Nordrhein-Westfalen rechnen unter anderem wegen des demografischen Wandels mit Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge in Handwerks- oder Industriebetrieben.

Ein Mann arbeitet an einem Schraubstock. (Symbolbild) Experten in Nordrhein-Westfalen rechnen unter anderem wegen des demografischen Wandels mit Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge in Handwerks- oder Industriebetrieben.

Knapp 30 Prozent der Unternehmen in Köln muss schließen, falls nicht kurzfristig ein Nachfolger gefunden wird.

Fast jedes dritte Unternehmen in Köln und dem Umland will schließen, wenn kein Nachfolger gefunden wird. Zugleich hat sich die Hälfte der Firmen noch nicht mit der Unternehmensübergabe beschäftigt. Das geht aus einer aktuellen Studie im Auftrag der Commerzbank hervor, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

Für diese wurden bundesweit 1600 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragt, davon 100 in der Region Köln. Zu den Befragten zählen sowohl Kunden der Commerzbank als auch Kunden anderer Institute.

„Die Ergebnisse bestärken uns darin, dass die Regelung der Nachfolge ein wichtiger Bestandteil unserer Beratung ist“, sagt Anja Buch, Firmenkundenchefin für das Gebiet Köln der Commerzbank. Der Studie zufolge ist der Arbeitskräftemangel für die Unternehmen in Köln weiterhin das beherrschende Thema.

Arbeitskräftemangel ist größtes Problem

45 Prozent geben an, direkt davon betroffen zu sein. „Diese Betriebe finden vor allem keine beziehungsweise nicht genügend qualifizierte Fachkräfte“, so Buch weiter. Nahezu die Hälfte sucht zudem vergeblich Auszubildende oder kommt in Verzug, weil Geschäftspartner ebenfalls vom Arbeitskräftemangel betroffen sind.

21 Prozent sagen der Studie zufolge bereits, dass sie keinen Nachfolger finden. Bundesweit sind es 20 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten in Köln sieht den Fortbestand des eigenen Unternehmens der Studie zufolge aufgrund des Fachkräftemangels als gefährdet an.

Bereits jetzt schon relevant ist die Nachfolgeregelung für 38 Prozent der Unternehmen in der Kölner Region. Diese sprechen vor allem gezielt potenzielle Kandidaten an. Jeder Fünfte von ihnen nutzt auch die Expertise von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern. In ganz Köln wollen 16 Prozent der Verantwortlichen ihr Unternehmen noch maximal fünf Jahre führen, weitere 56 Prozent maximal zehn Jahre.

Firmenübergaben dauern im Schnitt fünf Jahre

Es sind vor allem persönliche Gründe, die dazu führen, sich mit der Nachfolge-Thematik auseinanderzusetzen: Fortschreitendes Alter und ein veränderter Gesundheitszustand werden von den meisten als Impuls dafür genannt.

Jeder Vierte will das Unternehmen in der eigenen Familie weitergeben. 36 Prozent haben sich allerdings bislang noch keine Gedanken gemacht, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll. „Wenn man weiß, dass eine Firmenübergabe im Schnitt fünf Jahre dauert, ist dies ein sehr bedenkliches Ergebnis“, so Buch.

Sollte kein Nachfolger gefunden werden, will ungefähr jeder Dritte seinen Betrieb so lange weiterführen, bis die Übergabe geklärt ist. 29 Prozent sagen aber bereits, dass er das Unternehmen in diesem Fall schließen will. „Sich nicht rechtzeitig um die Nachfolge zu kümmern, kann für das Unternehmen also fatale Folgen haben“, sagt Buch weiter. 

Von Banken wünschten sich die Unternehmen vor allem Angebote zur Nachfolge- oder Übernahmefinanzierung sowie Beratungsleistungen zur Preisfindung und Unternehmensbewertung. 

Das Finden geeigneter nachfolgender Personen wird in den kommenden Jahren schwieriger werden. „Die demografische Entwicklung verkleinert die Anzahl der potenziell Selbstständigen“, heißt es auf der Internetseite des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums.

Gleichzeitig komme es häufiger vor, dass Unternehmerinnen und Unternehmer früher den Übergang in den Ruhestand suchten und Kinder, statt den Familienbetrieb zu übernehmen, eigene Wege gehen. „Es ist daher wichtig, das Thema Nachfolge etwa fünf Jahre vor dem eigenen Rückzug aus dem Unternehmen aktiv anzugehen“, so der Rat aus dem NRW-Wirtschaftsministerium.