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US-Zölle aufgeschoben„Erleichterung ja, Erlösung nein“ – Kölner Maschinenbauer sieht Geschäft in Gefahr

Lesezeit 3 Minuten
Carl Martin Welcker, Geschäftsführender Gesellschafter der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG in Köln-Poll

Carl Martin Welcker ist geschäftsführender Gesellschafter der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG in Köln-Poll.

Trotz der Aufschiebung der Zölle durch Donald Trump ist die Kölner Wirtschaft extrem verunsichert.

Die extremen Zollerhöhungen der Vereinigten Staaten haben die Börsen erst auf eine steile Talfahrt geführt. Aktienindizes auf der ganzen Welt stürzten Ende vergangener Woche genauso wie zum Beginn dieser Woche massiv ab. Am Mittwoch verkündete dann US-Präsident Donald Trump eine 90-tägige Aufschiebung. Das hat die Märkte zwar jubeln und die Aktienkurse wieder steigen lassen, die Unsicherheit aber bleibt, auch und vor allem bei Kölner Unternehmen. Wie reagieren diese auf die Entscheidungen der vergangenen Tage, was empfinden sie?

„Erleichterung ja, Erlösung nein. Auch jetzt ist unklar, welche Zölle ausgesetzt sind. Und in drei Monaten geht der Spuk weiter. Wirtschaft braucht Verlässlichkeit“, sagt Carl Martin Welcker. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG. Das Kölner Unternehmen mit Sitz an der Alfred-Schütte-Allee in Poll stellt seit mehr als 140 Jahren Werkzeugmaschinen her. Zur Produktpalette gehören Mehrspindel-Drehautomaten und CNC-Schleifmaschinen. Schütte ist mit diesen Produkten über Tochtergesellschaften sowie Vertriebs- und Handelspartner auf mehreren Kontinenten vertreten.

Wir exportieren zwischen zehn bis 40 Prozent unserer Maschinen in die USA
Carl Martin Welcker, Maschinenbauer Schütte

Einer der wichtigsten Märkte für den Mittelständler aus dem Rechtsrheinischen sind die Vereinigten Staaten von Amerika. „Wir exportieren zwischen zehn bis 40 Prozent unserer Maschinen in die USA. Fehlt uns dieses Geschäft, muss ich die Größe meiner Firma entsprechend anpassen“, warnt Welcker. Die Firma könne ihre Maschinen nicht einfach in anderen Märkten verkaufen. „Selbstverständlich sind bei uns Arbeitsplätze in Gefahr, sollten die Zölle in dieser Form kommen“, sagt Welcker. 600 Mitarbeiter hat die Firma Schütte, davon 450 am Standort Köln.

„Die US-Zölle sorgen bei uns für Verunsicherung. Unabhängig von der Höhe der Zölle ist das ganze Prozedere der Erhebung noch undurchsichtig. Basiszölle, Aufbauzölle, Warennummern, wie sie verrechnet werden, das war alles noch gar nicht definiert“. Im Detail kenne noch keiner die künftigen Regeln. „Wir haben zwei Maschinen auf der Rampe gestoppt, weil es plötzlich viele Fragen gibt in Sachen Abwicklung, Cargo, Einlagerung“, sagt der Unternehmer. Es bestehe die Gefahr, dass langfristig das Vertrauen in die USA erheblich leiden wird.

„Wir haben nicht die Möglichkeit, in den USA zu fertigen. Nun kann es künftig sein, dass ein konkurrierender Maschinenbauer in Australien liefern kann, weil dort nur zehn Prozent anstelle von 20 Prozent Zusatzzölle erhoben werden“. Es werde der Kölner Firma kurzfristig nicht gelingen, die durch die Zölle verursachten Kosten in dieser Höhe an die Kunden weiterzugeben. Wenn jemand eine Maschine für zwei Millionen Euro gekauft habe, und jetzt 2,4 Millionen bezahlen soll, dann sei der Deal geplatzt. „Viele unserer Kunden können das gar nicht bezahlen“.

Die von den USA verhängten Strafzölle treffen die exportstarke Metall- und Elektroindustrie in der Region besonders hart
Dirk Wasmuth, Hauptgeschäftsführer Kölnmetall

Die Zölle würden auch den USA selbst schaden. „Dort ist niemand, der so komplexe Maschinen bauen kann“, sagt der gebürtige Kölner. Die Zölle seien im Übrigen ja nur eine weitere Belastung für Unternehmen. In den vergangenen sieben Jahren habe es enorme Verzerrungen des Marktgeschehens gegeben – Corona-Shutdown, Russland-Embargo, Verbrennerausstieg, Heizungsgesetz. „Gleichzeitig kommen Freihandelsabkommen mit Indien oder dem Mercosur-Raum nicht zustande“, sagt Schütte.

Unterstützung erhält Schütte vom Arbeitgeberverband Kölnmetall. Dessen Geschäftsführer Dirk Wasmuth ist trotz der am Mittwoch verkündeten Aufschiebung der US-Zölle weiter skeptisch. „Die von den USA verhängten Strafzölle treffen die exportstarke Metall- und Elektroindustrie in der Region besonders hart. Unsere Unternehmen – viele davon mittelständisch geprägt – sind eng in internationale Lieferketten eingebunden und stark auf den US-Markt ausgerichtet“, sagt Wasmuth.

Zusätzliche Handelsbarrieren gefährdeten nicht nur den transatlantischen Austausch, sondern schwächen die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionssicherheit der Kölner Unternehmen. „Umso wichtiger ist es, dass die neue Bundesregierung jetzt schnell Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen ergreift.“