Holz, Metall und Kunststoff knappMöbel werden durch Lieferengpässe wohl teurer

Clean aber gemütlich: In dieser Küche ist auf jeden Fall genügend Platz, um sich kulinarisch richtig auszutoben.
Copyright: Arton Krasniqi
Köln. – Die deutsche Möbelindustrie gehört auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie zu den wirtschaftlichen Gewinnern der Krise. Denn die Zeit zu Hause nutzen die Deutschen auch weiterhin, es sich im eigenen Heim schön zu machen.
Stand dabei im ersten Jahr 2020 unter anderem der Garten- und Terrassenbereich im Fokus, gehörten im vergangenen Jahr Küchen, Polstermöbel und Einrichtung für das Homeoffice zu den meist nachgefragten Produkten. „Das Budget der Verbraucherinnen und Verbraucher wurde umgeschichtet, von Ausgaben für Reisen oder Gastronomie hin zu neuer Einrichtung“, sagte der Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, Jan Kurth, bei der Bilanz des vergangenen Jahres.
Zwei Prozent mehr Umsatz
Und so legte der Umsatz der Industrie um rund zwei Prozent auf 17,5 Milliarden Euro zu. Das sei „eine ganz gute Bilanz“ für die Branche, sagte Geschäftsführer Kurth. Das Vor-Corona-Niveau von 17,9 Milliarden Euro im Jahr 2019 wurde aber nicht ganz erreicht. Hersteller von Polstermöbeln (Plus 13 Prozent), Küchen (Plus neun Prozent) und Büromöbeln (Plus vier Prozent) verbuchten mehr Erlöse, Fabrikanten von Betten, Ess- oder Wohnzimmertischen weniger.
Firmen klagen über Lieferengpässe
Zentrales Problem der Branche sind nach wie vor zahlreiche Lieferengpässe. Viele Vormaterialien wie etwa Holzwerkstoff, Metall oder Kunststoff seien weiterhin knapp und verteuerten sich teils deutlich, so Kurth. Laut einer aktuellen Branchenumfrage, war die Produktion von 44 Prozent der Möbelfirmen zuletzt wegen Materialknappheiten eingeschränkt oder verzögert. Im vergangenen Herbst waren es 53 Prozent.
In Folge der Schwierigkeiten werden Kunden künftig wohl tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie sich ein neues Möbelstück anschaffen. Deshalb fordern die Möbelproduzenten mehr Geld vom Handel angesichts der weltweiten Lieferprobleme. „Es ist eine nahezu notwendige betriebswirtschaftliche Folge, diese extremen Preissteigerungen in irgendeiner Form weiterzugeben“, machte Verbandschef Kurth deutlich. Für das laufende Jahr rechnet er mit einem Umsatzplus von zehn Prozent für die deutsche Möbelindustrie – allerdings wird sich dies vor allem aus Preiserhöhungen speisen und nicht aus einer deutlich gestiegenen Nachfrage.
Handel zurückhaltend bei Preiserhöhungen
Wie hoch die Preiserhöhungen genau ausfallen, dazu gab es noch keine konkreten Angaben. Ein einfacher Aufschlag von besagten zehn Prozent ist es laut Kurth jedenfalls nicht. Denn der Anteil des Produkteinkaufs am Endpreis liegt grob gesagt nur bei 50 Prozent, den Rest machen weitere Kosten für den Händler und dessen Gewinnmarge aus.
Erwartungsgemäß zeigte sich der Handel, der wie kaum eine andere Branche immer wieder auf Rabatt-Aktionen setzt, beim Thema Preiserhöhung zurückhaltend. Bei einzelnen Händlern habe man bereits Preiserhöhungen im einstelligen Prozentbereich gesehen, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), Christian Haeser. „Wenn die Warenknappheit und auch die Lieferschwierigkeiten andauern, dann kann es auch zu weiteren Preiserhöhungen kommen.“
Ikea will Preise um neun Prozent anheben
Man sollte aber abwarten, „inwiefern sich das summa summarum niederschlägt“. Jüngst hatte allerdings schon der Branchengigant Ikea angekündigt, die Preise wegen höherer Kosten um neun Prozent anheben zu wollen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Laut Branchenexperten ist es allerdings fraglich, ob die eher mittelständisch geprägte deutsche Möbelindustrie ihre Preisvorstellungen durchsetzen kann. Nach Einschätzung von Ralph Niederdrenk vom Beratungsunternehmen PwC werde die Preisentwicklung für Endkunden ohnehin sehr unterschiedlich verlaufen: Aufgrund der Materialpreissteigerungen dürften sich billige Discount-Waren prozentual stärker verteuern als hochwertige Designmöbel oder individualisierte Einrichtungslösungen.