VerbraucherpreiseKaffee, Holz, Kabel – diese Waren sind jetzt deutlich teurer
Köln – Wer in der Zeitung oder im Fernsehen bislang Berichte sah von vor Anker liegenden Containerschiffen am anderen Ende der Welt oder vom Mangel an Computerchips für die Wirtschaft, konnte glauben: Das Problem ist weit weg. Doch die Folgen globaler Lieferengpässe haben längst auch Deutschlands oft zitierte „Otto-Normal-Verbraucher“ erreicht.
Als erste merken es jene, die gerade ein Haus bauen, zuhause umbauen oder auch nur den Garten aufhübschen.
David Zülow leitet einen mittelständischen Elektro-Betrieb im Rhein-Kreis Neuss. „Die Preise für Kabel sind massiv gestiegen“, sagt der Unternehmer. Viele Verbraucher führen den Preisanstieg auf den Kurs für Kupfer zurück. Der Kupferpreis ist seit einem Jahr um mehr als 50 Prozent auf umgerechnet fast 8000 Euro je Tonne gestiegen.
Doch laut Zülow ist das nur die halbe Miete, denn Kabel in privaten Haushalten hätten nur einen vergleichsweise geringen Kupferanteil. „Der Kunststoff gibt den Ausschlag, und der ist ebenfalls signifikant teurer geworden“, sagt Zülow.
Kabel werden bis zu 30 Prozent teurer
Die Folge: Diese Produkte werden für Verbraucher um 20 bis 30 Prozent teurer. In manchen Märkten können Händler oder Handwerker ihre Margen reduzieren um die Teuerung für Verbraucher in Grenzen zu halten. „Doch auf Material wie Kabel oder ähnliches erheben die Handwerker schon lange fast keine nennenswerten Margen mehr“, sagt Zülow.
Das Internet hat den Markt so transparent gemacht, dass die Verbraucher im Zweifel im Netz kaufen. Und dort steigen die Preise genauso. Die Folge: Umbauten und Renovierungen werden rasant teurer, weit stärker als die beklagte steigende Inflationsrate, die mit 2,5 Prozent im Vergleich zu den Rohstoffpreisen moderat ausfällt.
Preisanstieg bei Fliesen, Parkett, Bauholz
Bauherren und Heimwerker sind derzeit doppelt getroffen. Sie berichten von Preisanstiegen bei nahezu allen Materialien, die sie brauchen. „Fliesen, Parkett, Bauholz, bei allem, womit ich im vorigen Jahr kalkuliert habe ist der Preis deutlich gestiegen, wenn die Waren überhaupt lieferbar sind“, sagt ein 49-Jähriger Bauherr vom Niederrhein. Dachlatten etwa kosteten aktuell 1,50 Euro, früher nur 30 Cent, berichtet er.
Tchibo erhöht Kaffeepreis um 14 Prozent
Es sind nicht nur die groben Sachen für seltene Investitionen, die sich grade verteuern. Jüngst hat Deutschlands größter Kaffeeröster an der Preisschraube gedreht. Tchibo erhöhte die Preise je nach Sorte und Herkunftsland um 50 Cent bis einen Euro pro Pfund.
Die beliebte Standardpackung „Feine Milde“ kostet ab sofort 5,69 Euro statt bisher 4,99 Euro. Dieser Preisanstieg übertrifft die Inflationsängste, entspricht es doch beim Lieblingsgetränk der Deutschen ein Anstieg um 14 Prozent. Die aktuelle Preiserhöhung wird mit höheren Einkaufspreisen auf den Weltmärkten begründet.
„Die Preise für Rohkaffees sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen“, heißt es in einer Tchibo-Mitteilung aus der vorigen Woche. Dies gelte insbesondere für hochwertige Arabica-Sorten.
Tchibo gilt als einer der wichtigsten Taktgeber für die Preise im Handel. Branchenkenner gehen davon aus, dass auch andere wie etwa Supermarktketten nachziehen werden. Viele Discounter haben eigene Kaffeeröstereien und kaufen auf denselben Märkten in Übersee ein wie auch Tchibo.
Benzin um 31 Cent angestiegen
Als erstes spürten die Verbraucher die Rohstoffknappheit an der Tankstelle im eigenen Geldbeutel. Der Kraftstoff Super E10 ist laut dem Verbraucherportal „Clever tanken“ 31 Cent teurer als noch vor einem Jahr, Diesel verteuerte sich um 28 Cent.Das hat auch indirekte Folgen. „Denn nicht nur, dass die Kabel an sich teurer werden, steigende Logistikkosten befeuern den Prozess“, sagt Unternehmer David Zülow.
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Das meint nicht nur den Sprit für den Lieferwagen bis vor die Haustüre, sondern auch den Schiffsverkehr. Der ist nach Jahren der Krisen für die Reedereien plötzlich wieder attraktiv.Angesichts der immensen Nachfrage nach weltweiten Seegütertransporten stockt die Reederei Hapag-Lloyd ihre Flotte um weitere sechs Großcontainerschiffe auf.
Die Schiffe mit einer Kapazität von jeweils mehr als 23.500 Standardcontainern sollen ab 2024 ausgeliefert werden und mit Flüssigerdgas (LNG) oder konventionellem Treibstoff betrieben werden können, teilte Hapag-Lloyd mit.