Vorwürfe an die GeschäftsführungVerdi kritisiert Kaufhof-Karstadt-Pläne scharf
Köln – Die Gewerkschaft Verdi hat die Schließungspläne der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hart kritisiert und die Unternehmensführung unter Konzernchef Stephan Fanderl für die Schieflage des Handelsriesen verantwortlich gemacht. „Wenn Entlassungen anstehen, muss Dr. Fanderl als erster gehen“, verlangte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman. Denn nicht die Beschäftigten hätten die Schieflage der Warenhäuser verursacht, sondern vorrangig das Management.
Standorte noch unklar
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen bis zu 80 der noch verbliebenen 172 Filialen bundesweit geschlossen werden. Tausende Arbeitsplätze wären damit in Gefahr. Am vergangenen Freitag hatte ein Sanierungsteam bestehend aus dem Sachwalter Frank Kebekus, dem Berater und Arbeitsrechtler Stefan Seitz und dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz den Gesamtbetriebsrat über die Sparpläne informiert. Noch nicht mitgeteilt wurde, welche Standorte von den Schließungen betroffen sein werden. Dem Vernehmen nach könnten auch Niederlassungen in der Region Köln betroffen sein.
Man habe den Eindruck, „dass Manager und Berater sich seit Jahren in den Chefetagen die Klinke in die Hand geben und Millionen kassieren, ohne wirklich für eine Zukunft des Geschäfts und mehr Umsatz zu sorgen“, heißt es von Verdi. Die Beschäftigten hätten auf Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Lohn verzichtet und damit das Unternehmen mitfinanziert, sagt Günter Isemeyer, Sprecher des Verdi-Bundesvorstandes. „Das alles geschah im Vertrauen darauf, dass Galeria in die Zukunft geführt wird“, so Isemeyer.
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Eigentümer René Benko müsse nun die Karten auf den Tisch legen. Shutdown und Corona vorzuschieben, um sich durch massenhafte Schließungen und Entlassungen gesundzustoßen, sei durchsichtig und weit weg von einem Zukunftskonzept für die Warenhäuser.
„Die Beschäftigten erwarten von ihm Zukunft statt Kahlschlag“, sagte der Gewerkschafter Akman. Jetzt komme es darauf an, die Tradition der Warenhäuser modern zu denken. Nach Informationen dieser Zeitung bleibt es aber nicht bei Schließungen der Kaufhäuser. Auch rund 20 der 30 Filialen von Karstadt-Sport stehen offenbar vor dem Aus. Auch in der neu gegründeten Tochter Atrys, die die Reisebüros von Galeria betreibt, soll es zu harten Einschnitten kommen.
Abbau in der Zentrale
Zudem soll in der Essener Zentrale von Galeria eine dreistellige Zahl an Jobs wegfallen, dort arbeiten derzeit 1600 Menschen. Die Zentrale von Karstadt-Sport – ebenfalls in Essen – mit 60 Mitarbeitern soll ersatzlos gestrichen werden. Personalabbau gibt es zudem in nicht näher genannter Höhe in den Logistikbereichen. Von den 68 Karstadt-Restaurants „Le Buffet“ sollen 32 übrig bleiben, Kaufhofs „Dinea“ soll planmäßig 27 von 57 Restaurants schließen.
Nach den wegen der Corona-Krise angeordneten Ladenschließungen hatte der ohnehin mit roten Zahlen kämpfende Warenhauskonzern Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht.
Am Montag wollen Sachwalter Kebekus und der Generalbevollmächtigte Geiwitz die Verdi-Tarifkommission über ihre Pläne für den Warenhauskonzern informieren. Am Folgetag hat die Gewerkschaft ihre Bundestarifkommission zu internen Beratungen eingeladen.