Canada-Life-Chef„Ohne Aktien bekommt man keine vernünftige Rente mehr zusammen“

Canada-Life-Chef Markus Drews
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- Markus Drews ist Chef des ältesten Lebensversicherer Kanadas, Canada Life, mit Deutschlandsitz in Köln.
- Im Interview spricht er über Aktien als Altervorsorge, die Versicherungsberatung mittels Sprachassistenten und die Frage, ob die Deutschen sich auch bei Google versichern würden.
Köln – Markus Drews, Chef von Canada Life, über Zinsen, Ziele und Alexa als Makler.
Herr Drews, die klassische Lebensversicherung steckt aufgrund des Niedrigzinsumfeldes in der Krise. Profitiert Canada Life als Anbieter fondsgebundener Lebensversicherungen von der Entwicklung?
Immer mehr Menschen erkennen mittlerweile, dass man im jetzigen Marktumfeld ohne Aktien keine vernünftige Rente mehr zusammenbekommt. Dennoch bleibt bei vielen der Wunsch nach Garantien. Und genau hier setzen wir an: Wir bieten beides – Garantien und eine gute Portion Aktienanlage. Unsere internationale Erfahrung und Investment-Expertise helfen uns dabei – schließlich geht es ja nicht um kurzfristige Spekulation, sondern um langfristigen Aufbau der Altersvorsorge.
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Sie wollen vor allem bei der betrieblichen Altersvorsorge im Mittelstand wachsen. Was macht diese Zielgruppe so attraktiv?
Mehr als 16 Millionen Menschen arbeiten in mittelständischen Unternehmen bis 100 Mitarbeiter. Da sehen wir noch großes Potenzial. Und nur etwas mehr als jeder Dritte hat in Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern eine Betriebsrente. Bei Firmen bis 99 Beschäftigten sind es 44 Prozent. Die Zahl ist damit deutlich niedriger als bei großen Konzernen.
Die Versicherer stehen durch die Digitalisierung vor einem tiefgreifenden Wandel. Wie begegnen Sie dem?
Man muss schon sagen: auf ganzer Linie. Die Digitalisierung – ich würde es eigentlich lieber breiter als Technisierung bezeichnen – zieht sich doch inzwischen durch unser gesamtes Leben: egal, ob wir privat oder beruflich agieren. Für einen Versicherer bedeutet das, sich voll und ganz auf die Kundenperspektive einzulassen: Wie erleben uns die Menschen in der Werbung, in der Beratung, beim Abschluss, dem Vertragsservice oder dem „Moment of Truth“, der Leistung. Das bedeutet für uns massives Investieren in die IT, unsere Kundenprozesse und natürlich in unsere Mitarbeiter.
Hat der klassische Versicherungsberater ausgedient, weil ein Robo-Advisor mit Hilfe des Sprachassistenten Alexa den Job übernimmt?
Der echt klassische Versicherungsberater möglicherweise schon. Aber: die persönliche Beratung etwa bei der Altersvorsorge wird wichtiger denn je. Die Beratung hat sich bereits verändert und wird sich auch weiter verändern: Besser informierte Kunden treffen auf besser qualifizierte und technisch ausgestattete Versicherungsprofis. Ich denke, dies wird auch in Zukunft die beste Kombination für die meisten Kunden sein, um die Vielfalt und Komplexität der Informationen, Angebote und Produkte in eine sinnvolle, bedarfsgerechte individuelle Vorsorgelösung umzuwandeln. Altersvorsorge gehört in Profihände, denn sie muss eben ein Leben lang halten.
Gilt das auch für die jüngeren Menschen?
Ja, prinzipiell schon. Sie wünschen sich generell auch einen Ansprechpartner aus Fleisch und Blut, wenngleich laut einer von uns beauftragten Studie des Marktforschungsinstituts Yougov zeigt, dass immerhin 42 Prozent auch einen Sprachassistenten ausprobieren würden. Allerdings kann sich ungefähr jeder Dritte eine Kombination aus digitaler Vorinformation mit persönlicher Beratung vorstellen. Also, der Wunsch nach einem Vermittler ist nach wie vor fest verankert. Allerdings werden sich die Anforderungen verändern.
Inwiefern?
Die Ergebnisse aus unserer Studie zeigen auch: Die Menschen erwarten, dass die Berater künftig stärker auf ihre individuelle Lebensplanung eingehen, auch weil sie über Social Media-Kanäle über mehr Informationen über den Kunden verfügen. Ein weiterer Aspekt ist der Wunsch, dass der Vermittler hilft, Probleme mit dem Versicherer zu lösen.
Zur Person und zum Unternehmen
Canada Life ist der älteste Lebensversicherer Kanadas. Das Unternehmen wurde 1847 in Hamilton, Ontario, gegründet. Seit 2003 gehört die Canada Life-Gruppe zur Finanzdienstleistungs-Holdinggesellschaft Great-West Lifeco Inc.. Die Gesellschaft kam zuletzt auf Einnahmen von umgerechnet zwei Milliarden Euro. Das Europageschäft wird von Dublin aus gesteuert. Die deutsche Niederlassung sitzt in Köln.
Markus Drews wurde 1967 in Eltville am Rhein geboren. Seit 2015 ist er Hauptbevollmächtigter für Deutschland sowie
Vorstandsmitglied der Canada Life Assurance Europe mit Sitz in Dublin. Der Versicherungskaufmann und Diplom-Betriebswirt war davor Vorstandsmitglied der Talanx Deutschland AG. Weitere Stationen waren unter anderem die Debeka Versicherung, Deutschen Bank und Axa. (cos)
Auch für Internetgiganten wie Google oder Amazon könnte der Versicherungsmarkt interessant werden, auch vor dem Hintergrund ihrer Datenmengen...
Diese Unternehmen müssen aber erst mal entscheiden, ob sie überhaupt Versicherungsträger werden wollen, also ein echtes Finanzinstitut, das der Regulierung unterliegt und damit hohen gesetzlichen Anforderungen. Da gibt es sicher Felder, die für diese Unternehmen margenstärker und weniger reguliert sind. Ich könnte mir vorstellen, dass es für Google und Co. eher interessant ist, sich als eine Art Vergleichsportal zu etablieren, etwa wie Check24.
Wären denn die Deutschen bereit, sich bei Google zu versichern?
Unsere Umfrage zeigt, dass Google und Co. in Deutschland auch künftig nicht als Altersvorsorge-Anbieter gesehen werden. Für diese Kompetenz stehen sie nicht. Der Versicherer bleibt hier der Anbieter des Vertrauens. Bei den großen Internetunternehmen werden die Kunden vielleicht eher eine Versicherung für ihren Kühlschrank oder ihr Handy abschließen, aber nicht etwas so Wesentliches wie eine lebenslang garantierte Rente oder die Absicherung der Familie oder der eigenen Arbeitskraft.
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Wie bewerten Sie den Standort Köln für Ihr Unternehmen?
Köln ist nach wie vor für die Versicherungsbranche ein guter Standort. Und für Canada Life sogar ein sehr guter. Als Sitz unserer Niederlassung in Deutschland steuern wir von hier aus unser Geschäft: Rund 100 Mitarbeiter haben wir hier in Köln. Und wir finden hier sehr gute Fachkräfte, dank der Universität, aber auch, weil die großen Wettbewerber teilweise Personal abbauen oder Nachwuchs ausbilden, dann aber nicht übernehmen. So seltsam das klingt, aber davon profitieren wir.