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Versicherungen in Köln und WuppertalDrei Jahre Jobgarantie nach Fusion von Gothaer und Barmenia

Lesezeit 4 Minuten
Gothaer

Gothaer und Barmenia wollen fusionieren, Stellenstreichungen soll es nicht geben.

Derzeit werden die Bücher der beiden Versicherer geprüft. Unklar ist, ob zwei Krankenversicherungen erhalten bleiben.

Die Kölner Gothaer-Versicherung sieht sich bei ihrem Zusammenschluss mit der Wuppertaler Barmenia im Zeitplan. Derzeit würden die Bücher geprüft, um mögliche Risiken zu identifizieren, sagte Vorstandschef Oliver Schoeller bei Vorlage der vorläufigen Zahlen für 2023.

Ergänzung auf den Geschäftsfeldern

Ende September hatten die Versicherer verkündet, künftig zusammengehen zu wollen. Schoeller betonte nun erneut, dass es ein Zusammenschluss auf Augenhöhe sein werde und keinesfalls eine Übernahme der Barmenia durch die größere Gothaer. „Es wird nicht mit einem Dominanzgefühl gehen“, so Schoeller im Pressegespräch. Die Barmenia betreibt gemessen an den gesamten Prämien von 2,8 Milliarden Euro rund 80 Prozent Krankenversicherungsgeschäft und ist insgesamt stärker im Privatkundengeschäft. Die Gothaer liegt bei 4,8 Milliarden Euro Prämieneinnahmen, mit Fokus auf Lebens- und Sachversicherungen sowie Geschäftskunden. Man ergänze sich also perfekt auf den Geschäftsfeldern, so Schoeller.

In der Branche ist es der erste große Zusammenschluss seit fast 20 Jahren. Die vergangenen Jahre waren für die Versicherer herausfordernd. Nach der langen Niedrigzinsphase, die es immer schwieriger machte, an den Kapitalmärkten Erträge zu erwirtschaften, kamen Corona, die Flutkatastrophe, schließlich der Krieg in der Ukraine mit seinen negativen wirtschaftlichen Folgen. Deshalb wolle man sich jetzt breiter und diversifizierter aufstellen, argumentiert Schoeller.

Aufstieg in die deutschen Top Ten

Mit dem Zusammenschluss, der bis spätestens Ende des kommenden Jahres vollzogen sein soll, rücken die beiden Versicherer unter die Top 10 der deutschen Versicherungsbranche auf. Derzeit rangiert die Gothaer auf Platz 14, die Barmenia auf Platz 21. Dem Zusammenschluss müssen unter anderem noch die Aufsichtsbehörden wie Kartellamt und Bafin zustimmen. Für die Kunden und ihre laufenden Verträge solle sich nichts ändern, so der Versicherungsmanager. Erneut betonte Schoeller, dass es keinen Stellenabbau geben wird. Die Barmenia hat von insgesamt 2500 Beschäftigten rund 2200 am Standort in Wuppertal. Die Gothaer von 5015 insgesamt 3494 am Unternehmenssitz in Köln. Es soll eine dreijährige Beschäftigungsgarantie geben. Zudem wird es eine Standortgarantie für die Kernstandorte Köln und Wuppertal geben.

Auch ein Sparprogramm oder ein Fokus auf das Heben von Synergien seien nicht geplant. Vielmehr sollen etwa Investitionen in IT und Digitalisierung gemeinsam gestemmt werden. Um welche Summe es hier geht, dazu machte Schoeller keine konkreten Angaben. Ebenso wenig wie auf die Frage, was der gesamte Zusammenschluss kostet. Etwas genauere Angaben gab es zur neuen Konzernstruktur. Die jeweiligen Marken werden erhalten bleiben.

Bereits bekannt ist zudem, dass die bestehende Gothaer-Finanzholding künftig das gemeinsame Dach werden soll, unter dem die neue Gesellschaft mit dem Namen Barmenia-Gothaer-Finanzholding in Köln angesiedelt sein soll. Im Bereich Leben wird der Bestand der Barmenia auf die Gothaer Leben verschmolzen. Bei den Schaden- und Unfallversicherungen starte man erstmal mit den drei bestehenden Risikoträgern. „Hier ist noch alles möglich“, sagte Schoeller. Auch im Krankenbereich sollen die zwei Einheiten erstmal bestehen bleiben. Zwei Krankenversicherer in einem Konzern seien nur sinnvoll, wenn sie unterschiedliche Strategien verfolgten oder unterschiedliche Segmente ansprächen, so der Gothaer-Chef. Hier spreche man noch mit der Finanzaufsicht Bafin über eine mögliche Änderung und deren Ausgestaltung.

Zufrieden mit Geschäftsjahr 2023

Insgesamt zeigte sich der Vorstand mit dem nun auslaufenden Geschäftsjahr zufrieden. Auf Basis vorläufiger Zahlen legten die Beitragseinnahmen um 6,2 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zu. „Damit werden wir deutlich über dem Markt wachsen.“ Besonders gut lief es im Schaden- und Unfallgeschäft. Hier legten die Beitragseinnahmen um 10,2 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Stärkster Wachstumstreiber ist hier das Firmenkundengeschäft, das voraussichtlich um elf Prozent zulegen wird, sagte Sparten-Vorstandschef Thomas Bischof.

Auch die Krankenversicherung lief für das Kölner Unternehmen erfreulich. Die Beitragseinnahmen beliefen sich auf 971 Millionen Euro, ein Anstieg um 5,8 Prozent, so Vorständin Sylvia Eichelberg. Dabei war vor allem der Bereich der betrieblichen Krankenversicherung ein wichtiger Wachstumstreiber. Im Bereich Leben gingen die Beitragseinnahmen um 3,1 Prozent auf rund eine Milliarde Euro zurück. Hintergrund dafür ist, dass das Einmalbeitragsgeschäft aufgrund der nun höheren Zinsen nicht mehr so attraktiv für die Kunden ist. Besser lief es laut Leben-Vorstand Michael Kurtenbach beim Firmenkundengeschäft, wo die Beiträge um 1,8 Prozent auf 281 Millionen Euro zulegten.