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Von Hürth bis OdenthalDiese Orte im Kölner Speckgürtel sind besonders begehrt

Lesezeit 8 Minuten

Odenthal: bekannt für viel Grün und Eigenheime

Köln – Manche Experten hatten Anfang 2020 spekuliert, die Corona-Pandemie sorge für Entspannung bei Mieten und Immobilienpreisen in der Region rund um Köln. Das Gegenteil ist der Fall – zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Marktbericht für 2020, den die Kreissparkasse Köln (KSK) in dieser Woche vorgestellt hat. Die Preise für Miete und Eigentum bleiben nicht nur hoch, sie steigen weiter. Der Anstieg für Bestand- und Neubauwohnungen hat sich gegenüber 2019 deutlich beschleunigt. Im Speckgürtel liegt das Niveau stellenweise schon über manchen Kölner Ortsteilen. Wir haben hingeschaut, welche Lagen besonders begehrt sind.

Die KSK-Experten vermuten, dass die Pandemie einen Veränderungswillen bei den Menschen ausgelöst hat. „Viele denken über ihre Wohnsituation nach und finden Zeit, sich umzuschauen“, sagt Stefan Kraschl, stellvertretender Leiter Research bei der Kreissparkasse. Zwar gibt es laut der Studie keine Stadtflucht – Köln und Bonn bleiben nach wie vor heiß begehrt – aber im Speckgürtel war die Nachfrage in 2020 dreimal so hoch wie 2019. Und die Interessenten scheinen bereit, die gestiegenen Kaufpreise zu bezahlen.

Hürth-Hermülheim

Der Stadtteil ist ein kölscher Außenposten der Kleinstadt. Das liegt vor allem an der guten Infrastruktur mit Bahnhof, Stadtbahnlinien und Bussen nach Köln. Und dann gibt es ja auch noch die Luxemburger Straße, über die sich lange Jahre Blechlawinen in die angrenzende Großstadt quälten. Seit März ist die neue Umgehungsstraße eröffnet, die die gute alte „Lux“ entlasten wird. Rund 35 000 Fahrzeuge nutzen die Verbindung täglich, 25 000 davon sollen künftig über die neue Ortsumgehung geleitet werden. Entlang der Luxemburger Straße soll ein Stadtkern mit Aufenthaltsqualität und Außengastronomie entwickelt werden.

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Außerdem wurde mit dem Bau der Straße ein Neubaugebiet am alten Rangierbahnhof Hermülheim erschlossen. Es gibt ein breites Angebot an Schulen, ein großes Einkaufszentrum, ein Freizeitbad und Naherholung. Diese urbanen Strukturen werden ergänzt um einige Bauernhöfe mit Hofverkäufen. Gerade für junge Familien steht Hermülheim schon lange als Wohnort ganz oben auf der Wunschliste.

Und das hat seinen Preis: Um fast 25 Prozent haben die durchschnittlichen Preise für Eigentumswohnungen 2020 angezogen. Bei 4100 Euro je Quadratmeter liegt der mittlere Angebotspreis. Stabiler blieb der Wert bei den Mieten. Die stiegen im Mittel um 4,4 Prozent auf 10,13 Euro pro Quadratmeter.

Hürth-Efferen

Wer in Efferen lebt, behauptet gerne von sich, ein Kölner zu sein. Das Trainingsgelände des 1. FC Köln quasi in Sichtweite, der Stadtwald vor der Tür. Die große Stadt liegt näher als das Rathaus von Hürth. Der Ortsteil war schon immer das kölscheste Dorf im Erft-Kreis – lange bevor es zum Objekt der Begierde für Wohnungs- und Eigenheimsuchende wurde. Das liegt an der Medienbranche. Mit dem Aufkommen des Privatfernsehens in Deutschland entstanden hier die ersten Fernsehstudios.

Für die Fernsehschaffenden war die hervorragende Erreichbarkeit des Orts der große Pluspunkt. Autobahnen, Einfallstraße nach Köln und die Stadtbahnlinie 18 – alles nur wenige Minuten entfernt. Diese Vorzüge schätzen auch die Bewohnerinnen und Bewohner im Studierendendorf Efferen. Das gibt es schon seit den 1960er-Jahren. Der ehemalige Bayer-Vorstand Ulrich Haberland hatte den Bau mit einer Millionen-Spende ermöglicht.

Am westlichen Rand zur Stadtgrenze von Köln wachsen derzeit größere Neubauten: Platz für etwa 1000 neue Einwohner entsteht hier. Die Townhäuser eines Investors werden aktuell für 750 000 Euro aufwärts angeboten.

Eigentumswohnungen liegen im Durchschnitt bei knapp unter 4000 Euro pro Quadratmeter. Und bei den Mieten nimmt Efferen derzeit mit durchschnittlich 11,66 Euro je Quadratmeter einen Spitzenplatz im Marktbericht der Kreissparkasse ein.

Brühl-Badorf/Pingsdorf

In Badorf und in Pingsdorf gibt es je eine Dorfgemeinschaft und mitunter redet man sich noch mit „Liebe Dörfler“ an. Der Ort hat Tradition. Als Brühl zur Stadt wurde, schlossen sich die Vororte Badorf und Pingsdorf zur Bürgermeisterei Brühl-Land zusammen. In deren historischem Rathaus residiert heute das Amtsgericht. Die Eigenständigkeit dauert gerade einmal 22 Jahre. Dann wurden die Badorfer und Pingsdorfer gegen ihren erbitterten Widerstand von der Stadt Brühl geschluckt.

Mittlerweile können die „Dörfler“ ein internationales Aushängeschild der Stadt ihr Eigen nennen: Das Phantasialand zählt zu den 15 meistbesuchten Vergnügungsparks in Europa. Wie viele andere Orte im Erft-Kreis sind auch die beiden Brühler Ortsteile eng mit der Geschichte des Braunkohletagebaus verknüpft. Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten bis zu 200 Menschen im Braunkohlewerk – und erste Arbeitersiedlungen entstanden im Bereich der heutigen Maiglerstraße. Mittlerweile ist dieses Areal durch Reihen- und Einfamilienhäuser geprägt. Ländliches Idyll unweit des schönen Stadtkerns von Brühl mit seinen Schlössern. Attraktiv ist die Nähe zur Stadtbahnlinie 18: In etwa 30 Minuten ist der Neumarkt in Köln oder der Hauptbahnhof in Bonn zu erreichen. Die Bahn fährt in Spitzenzeiten im Sieben-Minuten-Takt. Auch die Anbindung an Autobahnen ist gleich um die Ecke. Für Pendler ist die Lage also durchaus reizvoll. Und so entstehen auch im südlichen Zipfel von Brühl neue Siedlungen. Etwa 500 Wohnungen und 300 Einfamilienhäuser befinden sich derzeit in Planung oder Bau. Das wirkt sich auf die Preise aus: Gut 30 Prozent Zuwachs in 2020 verzeichnet die Kreissparkasse Köln für den Durchschnittspreis einer Eigentumswohnung. Erstmal wird damit die 4000-Euro-Grenze gerissen.

Odenthal

Der Altenberger Dom hat als Wahrzeichen Strahlkraft über die Gemeinde hinaus. Odenthal ist ein Einfallstor ins Bergische Land. Und der Märchenpark hat in früheren Zeiten Generationen von Kindern angezogen – mit dem Goldesel, der für einen Groschen einen Schokotaler auswarf.

Das war seinerzeit eine High-Tech-Attraktion. Heute ist Odenthal nicht besonders High-Tech. Sehr viel Grün und Eigenheime prägen Ort und Leute. Politischer Streit um Neubaugebiet hat fast schon Tradition, derzeit auch bei der Bebauung der Dhünner Wiese. Geschniegeltes Ortsbild und unkrautfreie Gärten, die Odenthaler halten etwas auf sich. Das gilt auch für ein kleines, aber wirklich feines gastronomisches Angebot. Über den Ort hinaus bekannt ist das Hotel „Zur Post“ der Sterneköche Alejandro und Christopher Wilbrand. Die Verkehrsanbindung ist dagegen wenig optimal. Es fahren ein paar Busse und die Autobahnen 3 und 4 sind erreichbar. Doch wer in Odenthal wohnt, den stört das nicht. Der Ort bleibt ein Statement für bergische Beschaulichkeit und eigene Genügsamkeit. Solche Beständigkeit kostet: Häuser werden hier kaum unter 750 000 Euro gehandelt. Und eine Eigentumswohnung schlägt durchschnittlich mit 3500 Euro je Quadratmeter zu Buche – gegenüber 2019 ein Anstieg um 27 Prozent.

Frechen-Zentrum

Seit dem 16. Jahrhundert prägt den Ort ein Wahrzeichen: der Bartmannskrug. Das sind Krüge aus Steinzeug, die wegen ihrer Qualität in Europa geschätzt waren: wasserdicht, geschmacksneutral, säurebeständig und robust. Kein Wunder also, dass es in der Stadt mit dem Keramion ein Museum gibt, das sich ganz dem Steinzeug verschrieben hat. Und zu Ehren des Gefäßes – mit dem mehr oder weniger hübschen Antlitz eines bärtigen Mannes – haben die Frechener auch noch gleich zwei Denkmäler in der City gesetzt: den weltgrößten Bartmannskrug und einen Brunnen, beides eher weniger als schön geraten. Nun, Ästhetik ist nicht unbedingt ein Pluspunkt der Stadt. Die Steinzeug-Tradition wurde irgendwann ganz pragmatisch auf die Produktion von Abwasserrohren verlagert – ganz ohne Bart.

Und natürlich spielte der schmutzige Braunkohletagebau eine große Rolle. Beides ist Geschichte, und die Stadt hatte insbesondere an dem Niedergang von RWE-Tochter Rheinbraun schwer zu tragen. Mittlerweile ist die Transformation von der Industriesiedlung zur prosperierenden Kleinstadt schon ganz gut geraten.

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Mit der Stadtbahnlinie 7 gelangen die Bürgerinnen und Bürger einigermaßen schnell nach Köln und die Autobahn liegt quasi vor der Tür. Die Fußgängerzone in der City ist ganz hübsch, ein Freibad und ein Hallenbad locken auch die Kölner an. Das Angebot an Grund- und weiterführenden Schulen macht die Frechener Schülerinnen und Schüler autark. Die großen Einkaufszentren und Gewerbegebiete entlang der Dürener Straße sind ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt.

So viele pragmatische Vorteile lassen das Interesse von Käufern und die Preise steigen. Um fast 18 Prozent haben die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen in 2020 angezogen: auf 3350 Euro.

Frechen-Königsdorf

Der Bahnhof in Frechen-Königsdorf

Der Stadtteil ist über die Aachener Straße direkt mit dem Kölner Westen verbunden. Und auch der Bahnhof im Ort verspricht über die Regionalbahnen gute Erreichbarkeit. Einstmals war der Ortsteil ein Straßendorf, geteilt durch die Aachener in Klein und Groß. Klein-Königsdorf liegt auf der Seite nach Brauweiler. Früher trauten sich die Großen und die Kleinen nicht über den Weg. Die Aachener Straße war die Grenze, die niemand überschritt.

Derzeit bemühen sich die Stadtplaner, den gemeinsamen Ortskern attraktiv zu gestalten. Die Bebauung einer Brache dort hat den Anstoß gegeben, Teile des Stadtteils gelten unter Immobilien-Händlern als 1A-Lage. Angeblich wohnen in Klein-Königsforst die meisten Millionäre im Erft-Kreis: Es gibt dort schmucke Villen, moderne Architektur, Bungalows und alte Gehöfte. Neue Bauprojekte gibt es allerorten – weniger in Masse, dafür in Klasse. Im Mittel liegt der Preis für Eigentumswohnungen bei mehr als 3500 Euro pro Quadratmeter.

Leverkusen-Schlebusch

Kölns Nachbar Leverkusen hat so allerhand Scheußlichkeiten aufzuweisen: die Betonwüste in der City mit mäandernden grauen Fußgängerbrücken. Dem Konzern Bayer ist die Retorten-City übrigens erst zu verdanken. Der Neubau in den 1970er-Jahren sollte mit Macht die Bayer-Werke und die verstreuten Dörfer ringsum zu einer Einheit tackern. Eines dieser Dörfer ist Schlebusch.

Ein Dorf – das lassen sich die Schlebuscher nicht nehmen. Besonders stolz sind sie auf das lebendige Leben im Ort. Die gut besuchte Fußgängerzone wurde 1994 eröffnet und hat sich seitdem zur Überraschung mancher Skeptiker ganz prima entwickelt. Das mag auch an der Bevölkerungsstruktur liegen: Die Kaufkraft ist gut und damit auch der Sinn für schöner shoppen. Discounter und Filialisten gibt es wenige. Wen es doch mal nach Köln zieht, der kann die Straßenbahnlinie 4 nehmen, die in Schlebusch endet.

Im Dorf dreht sich Wohnen zumeist um Eigenheime und Eigentumswohnungen. Für letztere haben die Preise zwar um knapp 16 Prozent angezogen, liegen aber im Durchschnitt noch unter 3300 Euro. Derzeit werden auch einige neue Reihenhäuser angeboten zu Preisen ab 650 000 Euro.