AboAbonnieren

Weltweite AnfragenFord will Stückzahlen für den Street Scooter erhöhen

Lesezeit 3 Minuten
Street scooter dhl deutsche post

Mit dem elektrischen Street Scooter verteilt die Deutsche Post Pakete und Briefe.

Köln – Die Ford-Werke wollen die Kooperation mit der Deutschen Post beim Bau des Street Scooters dazu nutzen, um mehr Erfahrungen für den Bau eigener Elektrofahrzeuge zu sammeln. Es sei aber nicht geplant, den Street Scooter selbst zu bauen, auch wenn die Nachfrage nach dem neuen XL-Modell groß ist.

Fahrwerk, Fahrerhaus, Chassis und Achsen des größten Street Scooters mit einem Fassungsvermögen von 20 Kubikmetern stammen aus dem Ford Transit-Werk im türkischen Kocaeli, in den Scooter-Werken Aachen und ab 2018 in Düren werden lediglich der elektrische Antriebsstrang und der Aufbau komplettiert. Bis Ende 2018 sollen 2500 dieser E-Transporter gebaut werden. Die Nachfrage ist aber deutlich größer.

„Wir gucken uns das im Detail an und überlegen gemeinsam, ob man die Stückzahlen erhöhen kann“, sagte Gunnar Herrmann, Chef der Kölner Ford-Werke, in einem Interview „Es geht darum, ob wir das für einen großen Tanker wie uns übernehmen können.“

„Der Bedarf existiert“

Seit Ford Mitte August die Zusammenarbeit mit Street Scooter bekanntgegeben habe, der den gleichnamigen Elektrotransporter für die Post baut, bekomme der Konzern Anfragen aus der ganzen Welt. „Der Bedarf existiert. Man muss gucken, wie man dieses Geschäftsmodell in eine andere Größenordnung bekommen kann.“

Die Post und der US-Konzern haben bereits den Transporter Streetscooter Work XL zusammen entwickelt. Damit erweitert der Elektrofahrzeug-Hersteller der Post seine Modellpalette auf drei Typen. Mittelfristig will die Post die gesamte Brief- und Paket-Zustellflotte von knapp 50 000 Fahrzeugen durch Elektro-Wagen ersetzen. Street Scooter verkauft die Transporter auch an Kunden aus Kommunen oder der Wirtschaft. „Man muss Kreativität entwickeln und eine andere Sichtweise einnehmen“, sagte Herrmann. „E-Autos werden ihren Durchbruch nur erleben, wenn wir extrem kostengünstig produzieren und sie günstig anbieten können.“

Der Autobauer aus Köln hat sich auf die Fahnen geschrieben, aus Nordrhein-Westfalen eine Keimzelle der Elektromobilität zu machen. Europa-Chef Steven Armstrong hatte bei der Vorstellung der Kooperation mit der Post davon gesprochen, dass man den Anspruch habe, „zusammen mit unseren Partnern und Spezialisten eine Führungsrolle bei der Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten und bei intelligenten Konzepten im Nutzfahrzeugbereich zu übernehmen“. Ford investiere weltweit 4,5 Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos. 13 neue Fahrzeuge sollen in fünf Jahren auf den Markt kommen.

Elektroautos müssen in Masse hergestellt werden

Die Post geht davon aus, dass man an den beiden Standorten in Aachen und Düren theoretisch pro Jahr im Drei-Schicht-Betrieb 30.000 Street Scooter bauen könne. Die kleinen Modelle, der Work und der Work L, sind längst Renner. Rund 3000 dieser Fahrzeuge sind mittlerweile im Einsatz.

Ford-Werke-Chef Herrmann erinnerte daran, dass die Autoindustrie zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts schon einmal einen tiefgreifenden Wandel durchlebt habe. 1908 führte Ford mit dem Model T die Fließbandproduktion ein – Grundlage für die Massenproduktion von Autos. Nötig wäre ein vergleichbarer Produktivitätssprung wie damals, um E-Autos zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können. „Da liegt der Schlüssel für die Elektromobilität“, sagte Herrmann. „Wer das zuerst löst, wird das Rennen gewinnen.“ Die E-Autos, die die Hersteller jüngst auf der IAA in Frankfurt gezeigt hätten, seien Premiumprodukte, die sich die Masse nicht leisten könne. Gefragt seien einfachere Fahrzeuge zu Preisen um 20.000 Euro, wie die Massenhersteller sie derzeit mit Verbrennungsmotor im Angebot haben. „Da muss in Zukunft auch ein Elektroauto hin, das technologisch sehr teure Elemente enthält.“ (mit Reuters)