Am Freitag hat Werner Baumann seinen letzten Auftritt als Bayer-Chef. In seiner vorab veröffentlichten Rede blickt er zurück auf Höhen und Tiefen.
Baumann nimmt Abschied vom Leverkusener Konzern„Für mich war Bayer immer mehr als nur ein Arbeitgeber“
Es ist sein letzter großer Auftritt. Nach sieben Jahren an der Konzernspitze bei Bayer und insgesamt 35 Jahren im Leverkusener Konzern steht Werner Baumann am Freitag zum letzten Mal bei einer Hauptversammlung vor den Aktionären. In gut vier Wochen ist dann Schluss. Sein Nachfolger Bill Anderson, der sich derzeit noch einarbeitet, wird Anfang Juni den Vorstandsvorsitz bei Bayer übernehmen.
Wie genau Anderson den noch immer von den Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten in den USA geplagten Dax-Konzern weiterentwickelt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Er hatte bereits angekündigt, dass es keine Schnellschüsse geben wird und er den Dax-Konzern erst verstehen möchte.
Baumann dagegen blickt in seiner Rede, die bereits vorab veröffentlicht wurde, zurück. Die wichtigsten Aussagen des scheidenden Bayer-Chefs im Überblick:
Über seine Zeit bei Bayer:
„Für mich war Bayer immer mehr als nur ein Arbeitgeber – Bayer ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt der scheidende CEO. Er habe faszinierende Menschen kennengelernt und von den Forschern des Konzerns viel gelernt. Man habe vieles voranbringen und Erfolge feiern können. Anderes lief hingegen enttäuschend und nicht so wie erhofft. Mit Blick auf die Übernahme von Monsanto habe man die Integration erfolgreich bewältigt.
Über Nachfolger Bill Anderson:
„Aus meinen Gesprächen mit ihm weiß ich, mit welcher Begeisterung er an die Sache herangeht und mit welcher Akribie er sich in alle Bereiche einarbeitet“, sagt Baumann mit Blick auf Anderson. Er sei aus seiner Sicht die perfekte Besetzung und habe eine beeindruckende Erfolgsbilanz als innovationsorientierter Spitzenmanager sowie Unternehmensentwickler und überzeuge zudem als Führungspersönlichkeit. Mit Blick auf die künftige Strategie wolle er Anderson nicht vorgreifen. Wann genau der neue Bayer-Chef seine Pläne vorstellen will, ist derzeit noch unklar. Ob es eine Aufspaltung – wie von einigen Investoren gefordert – geben wird, bleibt damit erst einmal offen.
Entwicklung des Aktienkurses:
„Mit dem aktuellen Aktienkurs bin ich nicht zufrieden“, räumt Baumann laut Manuskript ein. Zwar habe sich die Bayer-Aktie im schwierigen Börsenumfeld des vergangenen Jahres vergleichsweise gut geschlagen. „Aber der Börsenwert liegt aus unserer Sicht noch immer deutlich unter dem tatsächlichen Wert unseres Unternehmens.“ Man werde weiterhin hart daran arbeiten, diese Lücke zu schließen. Unter den Aktionären ist der Ärger über die Kursentwicklung schon seit geraumer Zeit groß. Denn die Monsanto-Übernahme 2018 ging an der Börse mit einer weitreichenden Wertvernichtung einher. Notierte die Bayer-Aktie 2018 noch bei gut 100 Euro, sind es aktuell um die 60 Euro.
US-Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat:
Baumann verweist in seiner Rede darauf, dass in Sachen Glyphosat von insgesamt neun Prozessen „die letzten sechs gewonnen“ wurden. Auch bei den US-Rechtsstreitigkeiten zu PCB komme Bayer voran. PCB sei eine Chemikalie, die von Monsanto seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr produziert werde. Im vergangenen Jahr habe das zuständige Gericht dem Vergleich mit rund 2.500 Kommunen wegen PCB-Verschmutzung in Gewässern zugestimmt. Damit sei der Großteil der anhängigen Rechtsstreitigkeiten mit Kommunen über angebliche Verunreinigungen von Gewässern beigelegt.