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Der Kölner Fiesta verschwindetZehn ausgestorbene Kleinwagen, die wir vermissen

Lesezeit 7 Minuten
Ford Fiesta von 1976 vor Kölner Dom und Hohenzollernbrücke

Ford Fiesta aus dem Jahr 1976, gebaut in Köln

Im Sommer war Schluss, der Fiesta, Fords Bestseller, wurde eingestellt. Viele Autobauer nehmen aktuell ihre Einsteigerwagen aus dem Programm. Über eine aussterbende Gattung.

Viele erinnern sich noch nostalgisch an ihr erstes Auto. Bei den meisten Autobesitzern dürfte es ein Kleinwagen gewesen sein, vielleicht ein Ford Fiesta – Made in Cologne. Viele Kleinwagen sind trotz der Klimakrise aus dem Programm der Autobauer verschwunden, weil die Margen bei großen Autos besser sind. Ein Überblick über die Klassiker, die so nicht mehr gebaut werden.

Fiesta

Das Flügelauto des Aktionskünstlers HA Schult hängt an einem Kran und wird auf den Turm des Kölnischen Stadtmuseums in Köln gesetzt.

Das Flügelauto des Aktionskünstlers HA Schult vor der Kulisse des Doms.

Seit 1976 wurde der Ford Fiesta gebaut. Weltweit mehr als 15 Millionen Mal. Davon entstanden zwischen 1978 und 2018 allein in Köln rund neun Millionen. Als XR2 wurden die sportlichen Modelle des Flitzers vertrieben. Später trugen sie das Kürzel ST, für Sport Technologie. Sogar eigene Rennserien gab es für diese rasenden Fiestas. Weniger aufregend: Es gab den Fiesta auch als Van mit Blech statt Scheiben hinten und sogar als Hochdachkombi mit dem Namen Courier. Buchstäblich ein Denkmal setzte dem Ford der Künstler HA Schult. 1991 ließ er einen Fiesta mit goldenen Flügeln aufs Dach des Kölner Stadtmuseums hochziehen. Das war eigentlich eine zeitlich begrenzte Aktion. Doch nach mehreren Sicherheitschecks durch Ford-Azubis und einigen Reparaturen steht er dort noch immer.

Im Juni 2023 war endgültig Schluss mit dem Fiesta. Ford hatte nach acht Modellgenerationen das Aus des legendären Kölner Kleinwagens beschlossen.

BMW Isetta

Kleinwagen BMW Isetta

Der skurrile Kleinwagen BMW Isetta war für viele Deutsche nach dem Krieg das erste Auto.

BMW ist ein führender deutscher Premiumhersteller und bekannt für Limousinen, die auch Staatsoberhäupter fahren können. Doch das war nicht immer das einzige Metier der Bayrischen Motorenwerke. Ab 1955 bauten die Münchener einen Kleinstwagen. Die Isetta war ein Mittelding zwischen Auto und Motorrad und erinnerte an einen Kühlschrank, weil die Tür nach vorne zu öffnen war. In der Tat war die Isetta von Kühlschränken inspiriert. Denn sie war keine Eigenkonstruktion von BMW, sondern ein Lizenzbau des italienischen Kälteanlagenherstellers Iso Rivolta.

Zeitgenossen bezeichneten die Isetta als Schlaglochsuchmaschine. Der Grund: Die hinteren Räder standen sehr eng beieinander, so das ein Ausweichen vor einem Straßenschaden mit allen Reifen fast unmöglich war. 2580 Mark kostete eine Isetta. 1962 war nach 160.000 Exemplaren Schluss. Die Erlöse ermöglichten der kriselnden Firma BMW die Entwicklung von erfolgreichen Modellen und ebneten so den Weg des Autobauers ins Premiumsegment. Funfact: Die Kölner Polizei hatte eine grüne Isetta mit Blaulicht zur Begleitung von Schwertransporten.

Citroën 2CV, genannt Ente

Dicht an dicht fahren diverse Citroën 2CV, die sogenannten Enten, auf einer Straße in der Nähe der oberbayerischen Ortschaft Windshausen

Enten, auf einer Straße bei der Ortschaft Windshausen.

Was den Deutschen ihr Käfer ist den Franzosen die Ente, mit bürgerlichem Namen Citroën 2CV. Sie nennen diese „Deux chevaux“ (zwei Pferde). Wie auch der Käfer hat sie einen Boxermotor. Ihren Spitznamen hatte sie schon vor dem ersten Export nach Deutschland. Ein niederländischer Autojournalist soll beim ersten Anblick „de lelijke eend“ gesagt haben.

Für die „hässliche Ente“ gilt jedenfalls: Totgesagte leben länger. Auf den Markt kam sie 1949. Ihre Nachfolgerin Dyane kam 1967. Die Ente aber wurde wegen ihrer Beliebtheit weiter gebaut, die Dyane aber schon 1983 eingestellt. Die Ente überlebte auch ihre beiden weiteren designierten Nachfolger Citroën LN und Visa. Erst am 27. Juli 1990 verließ die letzte Ente das Band, und war zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahrzehnten hoffnungslos veraltet und in manchen Ländern gar nicht mehr zulassungsfähig. In Deutschland ist sie bis heute sehr beliebt, es gibt zahlreiche Entenclubs.

Mini

Mini (Oldtimer)

Der echte Mini, entwickelt von Sir Alec Issigonis.

Hier geht es um den Mini, also den echten Mini. Im Sommer 1959 kam er auf den Markt und wurde erst im Herbst 2000 eingestellt. Seine Herstellernamen wechselten ständig, weil die britische Auto-Industrie in der Zeit in einer krassen Konsolidierungwelle steckte. Erfunden wurde er von Sir Alec Issigonis, einem britischen Autoingenieur mit griechischem Wurzeln. Der Mini war der erste Klein-, oder besser Kleinstwagen mit Frontantrieb und damit ein Meilenstein auf dem Weg zum heutigen Standard. Die von BMW gegründete heutige Marke MINI greift die Stilelemente des Fahrzeugs auf und ist eine Hommage an den echten Mini, der auch von zahlreichen anderen Firmen in Lizenz nachgebaut wurde. Den Ur-Mini gab es ganz selten übrigens auch als Kombi und als Pick-up.

Seat Marbella

Seat Marbella als Papamobil (Baujahr 1982)

Seat Marbella als Papamobil (Baujahr 1982),

Sie denken, Sie sehen einen Fiat Panda? Falsch gedacht, dieser verschwundene Klassiker ist der Seat Marbella. Der Panda passt nicht in diese Liste, weil sein Nachfolger, der aktuelle Panda, ja noch gebaut wird. Allerdings hatte der alte Panda einen quasi unehelichen Bruder aus Spanien, eben den Seat Marbella. Sie halten den Panda (Urversion von 1980 bis 2004 vier Millionen Mal gebaut) für eine spartanische Kiste (Werbeslogan: Die tolle Kiste)? Dann haben Sie den Marbella noch nicht gesehen. Anders als der Panda hatte der Seat nicht mal einen rechten Außenspiegel und auch keinen Scheibenwischer am Heck.

Eines haben beide gemeinsam: Es gibt nicht mal ein Handschuhfach, nur eine Stoffmulde. Die Geschichte von Panda und Marbella: Vor dem Einstieg von VW hatte Fiat eine Beteiligung an Seat. Der Marbella entspricht daher weitgehend dem Panda der ersten Generation. 1998 wurde er nach einer halben Million Stück und 13 Jahren eingestellt. Nachfolger wurde der Seat Arosa, baugleich mit dem Lupo der neuen Seat-Mutter VW. Funfact: 1982 nutzte Papst Johannes Paul II. einen umgebauten offenen Marbella als Papamobil beim Besuch in Spanien.

Fiat 500

Oldtimer Fiat 500

Fiat 500 aus Köln mit H-Kennzeichen

Knutschkugel sagt man zu vielen Autos. Aber der Urvater dieser Fahrzeuggattung ist definitiv der Fiat 500. Eigentlich heißt Nuova 500, aber seinen 500 genannten Vorgänger kennt heute fast keiner mehr. Von 1957 bis 1977 wurden einschließlich der heute äußerst seltenen Kombiversion „Giardiniera“ 3,7 Millionen Stück gebaut. 15 PS leistete er, sie kamen aus dem Heckmotor.

Ohne die nicht serienmäßige Heizung kostete er zum Start weniger als 3000 Mark. Damit schaffte es der kleine Italiener bis nach Hollywood. Die Figur „Luigi“ im Pixar-Zeichentrickfilm Cars stellt einen Fiat 500 dar. Mit dem heutigen Fiat 500 hat er außer einigen Designanleihen technisch nichts zu tun.

Audi 50

Audi 50 (Oldtimer)

Der Audi 50 ist Baugleich mit dem VW Polo I

Sie sehen einen Polo? Falsch gedacht, was aussieht wie die erste Polo-Generation ist ein waschechter Audi. Der Polo ist nur ein Beutesohn von Volkswagen. Polo I und Audi 50 sind zwar fast eineiige Zwillinge. Der Audi 50 ist aber der ältere von ihnen und kam 1974 auf den Markt.

Der weitgehend baugleiche, aber schlechter ausgestattete Polo kam ein Jahr später. Audi gehörte inzwischen zum Volkswagen-Konzern. Während der Polo bis heute ein Bestseller ist, wurde der Audi 50 bereits nach vier Jahren aus dem Programm gestrichen. Audi sollte vom Billigheimer zur Premium-Marke ausgebaut werden, was ja auch geklappt hat. Da passte der kleine und billige 50 nicht ins Programm.

VW Käfer

Ein Monteur arbeitet an der Tür eines VW-Käfers im VW-Werk in Emden.

Ein Monteur arbeitet an der Tür eines VW-Käfers im VW-Werk in Emden (Foto vom 30.07.1977). Vor 45 Jahren lief der letzte in Deutschland produzierte Käfer im ostfriesischen Emden vom Band.

Natürlich darf der VW Käfer in keinem Ranking fehlen. Bis zur Ablösung durch den Golf im Jahr 2002 war er mit mehr als 21 Millionen Fahrzeugen das meistgebaute Auto der Welt. Er ist das Symbol von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder Westdeutschlands und weltweit eine Legende. Zwei Filmreihen, Dudu und Herbie, brachten ihn als beseelten Wagen in die Kinos.

Der Künstler Andy Warhol war wie kein anderer seiner Zeit der aufkommenden Massenkultur verpflichtet, und so widmete ihm der Meister einen Siebdruck, der heute im LWL-Museum in Münster zu sehen ist.

International machte der Käfer auch Karriere in den USA und Lateinamerika. Der letzte deutsche Käfer lief 1978 vom Band. In Mexiko wurde er bis 2003 gebaut, vor allem als Taxi. Im Jahr 1995 bot die Kölner Handelskette Rewe vorübergehend eine kleine Anzahl importierter Käfer zum Kauf an.

Renault 5

Kleinwagen Renault 5 von 1976

Kleinwagen Renault 5 von 1976

Franzosen neigen dazu, beim Parken gerne mal die Autos vor oder hinter einem sanft anzurempeln. Das gehört für Autofahrer in Paris dazu. Für Chromstoßstangen ist das der Tod. Der Renault 5, kurz R5, ist die Lösung dieses Problems. Als angeblich erstes Auto Europas verfügte er über die heute üblichen Kunstoffstoßstangen, anfangs selbstverständlich unlackiert.

Gebaut wurde der kleine Franzose von 1972 bis 1996 in zwei Generationen. Die zweite wurde legendär durch eine Fernsehwerbung Ende der 1980er Jahre. Dort wird er als Popstar auf der Bühne gezeigt, tanzend in Formationen, selbstbewusst und bejubelt zu den Klängen von „Here I am“ der Münchener Rockband Dominoe. Bald soll er als Renault 5 E-Tech wieder auferstehen, also ebenfalls elektrischer Nachfolger des biederen Renault Zoe.

Trabant

Oldtimer Trabant 601 S

Trabant 601 S

Zum Schluss: Der Trabant mobilisierte die DDR. Oder besser den Teil der DDR-Autofahrer, der nach jahrelanger Wartezeit einen bekommen hat. Technisch gesehen rangiert der Trabbi wohl am unteren Ende der hier gezeigten verschwundenen Kleinwagen. Zweitakter und Karosserie aus Duroplast sprechen für sich. 1958 zur Einführung galt er wegen seines Frontantriebs als modern. Bei seiner Einstellung 1991 galt das genauso wenig wie die gut 20 Jahre davor.

Er war das Symbol der DDR, und schließlich auch das Symbol der Wendezeit, als die ersten Trabbis auf westdeutschen Landstraßen mehr Aufsehen erregten als ein Ferrari oder Porsche. Heute gibt es laut Kraftfahrtbundesamt noch 40.000 angemeldete Trabant auf deutschen Straßen. Kurioserweise steigt die Zahl seit 2020 jährlich um etwa 1000. Da scheinen Liebhaber und Bastler in Scheunen noch einige Schätzchen gefunden und restauriert zu haben. So lebt ein Stück DDR-Geschichte weiter.