Die US-Mutter zieht die Zügel in Köln an. Autoexperte Stefan Bratzel vermisst eine Strategie – und fürchtet, dassdie Existenz des Standorts zur Disposition steht.
Stefan BratzelAutoexperte glaubt, dass Ford „ein Plan in Europa“ fehlt

Autoexperte Stefan Bratzel. (Archivbild)
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Herr Bratzel, die US-Mutter wird künftig nicht mehr für ihre deutsche Tochter bürgen. Wie bewerten Sie den Schritt?
Bratzel: Das ist ernstzunehmen. Allerdings wird ja auch weiterhin Geld gegeben und damit in den Standort investiert. Mich beunruhigt aber noch sehr viel mehr, dass der Konzern keine Strategie erkennen lässt, wie er sich in den nächsten fünf Jahren in Europa behaupten will.
Inwiefern?
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Der Wettbewerb wird noch härter, auch durch die chinesische Konkurrenz, die massiv auf den europäischen Markt drängt. Es fehlt bislang ein Plan, mit welchen Fahrzeugen und in welchem Preissegment sich Ford hier künftig erfolgreich positionieren kann. Denn bislang läuft es ja erkennbar nicht gut.
Sind die beiden E-Modelle Explorer und Capri zu teuer?
Der Versuch, damit in ein höheres Preissegment vorzustoßen, funktioniert offensichtlich nicht. Auch das Modell Puma ist vergleichsweise hochpreisig. Ford war bislang immer im unteren und mittleren Segment angesiedelt. Und hat das nun aufgegeben. Es hat sich seit geraumer Zeit eine Spirale in Gang gesetzt, die sich immer weiter nach unten dreht. Man muss befürchten, dass in fünf bis sechs Jahren die Existenz des Standorts zur Disposition steht.
Wie kann man die Abwärtsspirale stoppen?
Um erfolgreich zu sein, muss sich das US-Management dringend intensiv mit dem europäischen Markt und seinen Besonderheiten beschäftigen. Das ist in den vergangenen Jahren nicht in der dringend notwendigen Form geschehen. Es braucht dringend einen Elektro-Kleinwagen und das am besten zeitnah und nicht erst in vier Jahren. Bereits die beiden jetzigen Modelle waren im Vergleich zu den Wettbewerbern extrem spät auf dem Markt.