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Wirtschaftsnacht 2024Wie Diversität im Unternehmen zu wirtschaftlichem Erfolg führt

Lesezeit 3 Minuten
Regenbogen-Flaggen mit FC-Logo hängen an Mästen.

Die Regenbogenflagge als Symbol für Vielfalt: Hier bei einem Spieltag des 1.FC Köln.

Vorstandschefs heißen öfter Christian als es überhaupt Frauen in dieser Position gibt. Und auch in anderen Bereichen der Vielfalt haben Unternehmen häufig Nachholbedarf.

Kennen Sie den „Thomas-Kreislauf“? Dieses Phänomen kommt in Gang, wenn ein Unternehmen einen neuen Chef braucht. An der Spitze sitzt nämlich häufig ein Thomas - und der rekrutiert einen weiteren Thomas. Er ist Mitte 50, west-deutsch, Betriebswirt oder Ingenieur. Schon seit vielen Jahren ist Thomas der häufigste Name der Vorstände, und es werden nicht weniger, sondern zuletzt wieder mehr, wie die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung gezählt hat: Die Zahl der Vorstände in börsennotierten, deutschen Unternehmen, die Thomas heißen, hat 2023 mit 30 einen neuen Höchststand erreicht. Thomas heißt häufig auch Alexander, Stefan oder Christian. Es gibt sogar mehr Christians an der Vorstandsspitze als Frauen insgesamt in dieser Rolle.

„Thomas-Kreislauf“ birgt unternehmerisches Risiko

Dass Führungskräfte bevorzugt ihre etwas jüngeren Spiegelbilder rekrutieren und so eine Art „Thomas-Kreislauf“ schaffen, ist nicht neu. Gleichwohl ist es womöglich ein unternehmerisches Risiko, wie Studien zeigen. Gemischte Teams arbeiten nicht nur produktiver und innovativer. Vielmehr haben Unternehmen, die ihre Führungsetage ethnisch divers und geschlechtergerecht besetzen, eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein.

Und doch ist Diversität mehr als eine paritätische Besetzung der Führungsgremien. Eine vielfältige Belegschaft umfasst Menschen mit Migrationshintergrund, aus Arbeiterfamilien, aus verschiedenen Religionen, mit unterschiedlicher sexueller Orientierung, mit Behinderung. Selbst ein Mix unterschiedlicher Persönlichkeitstypen sorgt für mehr Vielfalt. Diversität ist unternehmerisch ein so entscheidender Faktor, dass viele Konzerne eine eigene Abteilung dafür etabliert haben: das Diversity Management. Diversity-Manager entwickeln Konzepte und Strategien, um vielfältig zusammengesetzte Teams zu fördern.

Bayer hat ein Programm für Diversität bei Lieferanten

Nicht nur auf Führungsebene lässt sich Diversität umsetzen. Der Pharmakonzern Bayer beispielsweise sucht aktiv nach Lieferanten mit Frauen in der Unternehmensführung, die Menschen mit Behinderung und Minderheiten beschäftigten. „Partnerschaften mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Lieferanten verschaffen Bayer einen klaren Wettbewerbsvorteil“, sagt Thomas Udesen, Beschaffungschef bei Bayer.

Je größer die Auswahl an Beschaffungsquellen und je vielfältiger die Lieferanten seien, desto besser würde die Leistung von Bayer. Die Leverkusener arbeiten unter anderem mit der Europäischen LGBTIQ-Handelskammer zusammen, die Unternehmen repräsentiert, die von lesbischen, schwulen, bisexuellen, nicht-binären oder queeren Menschen geführt werden.

Arbeiterkinder haben es schwerer als Akademiker

In Deutschland entscheidet zudem noch immer die soziale und kulturelle Herkunft darüber, ob ein Kind studiert - und ob es am Ende in der Chefetage landet oder nicht. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio NRW kooperiert deshalb mit dem Verein Arbeiterkind und hat eine Werbekampagne auf den Weg gebracht, die im vergangenen Jahr an den Bahnhöfen zu sehen war. Damit will sich der Konzern für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzen, eine Voraussetzung für mehr Diversität in der Arbeitswelt.

Bei der DB arbeiten eigenen Angaben zufolge Menschen aus 100 Nationen, vier Generationen und mit unterschiedlichen Lebensformen und Biografien. Um die Vielfalt der Lebensläufe weiter voranzutreiben, hilft der Konzern beispielsweise Menschen, die nach langer Arbeitslosigkeit wieder den Einstieg in den Beruf angehen. Seit 2016 engagiert sich die DB zudem bei der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund, etwa mit einem Beratungs- und Job-Programm für Geflüchtete aus der Ukraine.

Wirtschaftsnacht verleiht Sonderpreis Diversität

Die Wirtschaftsnacht Rheinland bringt in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Traditionsunternehmen, Newcomer und Hidden Champions zusammen und zeichnet die Besten aus. Es gibt auch wieder einen Sonderpreis für Diversität, auf den man sich allerdings nicht bewerben kann. Im vergangenen Jahr wurden die Stiftung „Come Out!“ und Gründerin Lilo Wanders ausgezeichnet.