Eine neue Studie zeigt: Köln ist an vielen Stellen nur Mittelmaß. Der Chef des Arbeitgeberverbands ist besorgt.
NRW-VergleichKöln ist im Wirtschafts-Ranking weit abgeschlagen
Köln ist eine prosperierende Metropole, Millionenstadt und begehrter Wirtschafts- und Wohnstandort. So sehen die Kölner ihre Stadt gerne. Doch das glänzende Image hat einige Schrammen. Wie ein neues Ranking des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Arbeitgeberverbände NRW zeigt, ist die größte Stadt des Landes in vielen Fällen nur Mittelmaß, manchmal fast Schlusslicht und nur selten vorne dabei.
Betrachtet man den Wohnraum, der einem Kölner im Durchschnitt zur Verfügung steht, dann sind das 39,4 Quadratmeter, zwar einer mehr als noch drei Jahre zuvor, dennoch ist das Platz 393 von 396 NRW-Kommunen. Der Durchschnitts-NRW-Bürger hat dagegen ein Viertel mehr, also mehr als 48 Quadratmeter pro Kopf. Das ist übrigens nicht nur der Verzerrung durch den ländlichen Raum geschuldet, denn auch Bewohner anderer kreisfreier Städte haben mit durchschnittlich 42 Quadratmeter deutlich mehr Wohnfläche.
Überraschend ist es dennoch nicht: Köln ist teurer als die meisten anderen NRW-Städte. „Ein Grund für Wohnungsmangel und hohe Preise ist auch die unbefriedigende Zahl der Baugenehmigungen“, sagt Dirk Wasmuth, neuer Hauptgeschäftsführer von Kölnmetall und Kölner Arbeitgeberverband. Rang 252 schafft Köln beim Bauen, die Zahl der Neubauten pro 1000 Wohneinheiten ist von 6,5 auf 4,4 sogar um ein Drittel gesunken – ganz entgegen dem stark wachsenden Bedarf.
Steigende Mieten und Mangel an Wohnraum zeigen leider Wirkung. Ein wichtiger Indikator für die Strahlkraft von Städten ist der sogenannte Wanderungssaldo – und der ist in Köln deutlich gesunken. 2017 zogen noch 1,4 Menschen pro Tausend Einwohner neu nach Köln. Im Jahr 2021 dagegen zogen 8,8 Personen gerechnet auf 1000 weg, eine Schrumpfung um fast ein Prozent pro Jahr. Nur durch Flüchtlinge aus der Ukraine konnte im Folgejahr der Trend vorübergehend gemildert werden.
Der zunehmende Wegzug kann neben dem Wohnungsmangel auch an einem fehlenden Arbeitsplatzangebot liegen. Der Indikator Arbeitsplatzversorgung informiert darüber, wie viel Prozent aller Erwerbsfähigen im Alter von 15 bis 64 Jahren erwerbstätig sind. Dieser liegt in Köln bei 59,9 Prozent, fast fünf Prozentpunkte unter dem NRW-Schnitt, das reicht nur für Platz 349 von 396 Kommunen.
Übrigens: Nur 56,5 Prozent aller Kölnerinnen arbeiten, in ganz NRW liegt die Beschäftigungsrate bei Frauen dagegen bei fast 60 Prozent.
Für Arbeitgeberchef Wasmuth ist über die IW-Zahlen hinaus noch eine Statistik der Agentur für Arbeit besorgniserregend. Auf Platz eins beim Rückgang der Beschäftigten nach Branchen liegt die Industrie mit - 5,4 Prozent oder 1800 weniger Jobs. Aus Wirtschaftssicht wenig erbaulich, ist Platz zwei bei neuen Stellen: Den belegt die Öffentliche Verwaltung mit plus sieben Prozent oder 3000 Jobs. „Um Wohlstand am Standort zu halten, brauchen wir aber wertschöpfende Jobs, und die liegen in der Industrie“, sagt Wasmuth.
An Kölns schlechten Wirtschaftsdaten insgesamt können die Defizite aus der Studie nicht liegen. Die Steuerkraft je Einwohner ist zwischen 2018 und 2021 um ein Viertel auf 1493 Euro gestiegen - beachtlicher Platz 16 in NRW.