„Köln muss höher bauen“Unternehmer Patrick Adenauer über Wohnungsnot
Köln – Herr Adenauer, wo stehen wir in Köln in Sachen Wohnungsbau?Patrick Adenauer: Wir haben einen riesigen Zuzug und entsprechend brauchen wir viele neue Wohnungen. Wir haben aber auch ein riesiges Bau-Genehmigungsproblem. Die Bürokratie vor dem Bau neuer Wohnungen dauert viel zu lange. Darüber hinaus geht es um die Ausweisung neuer Bauflächen, sei es auf Brachflächen oder im Außenbezirk. Das dauert leider viele, viele Jahre. Allein durch Zuwanderung sind zwei Jahresproduktionen auf einen Schlag belegt. Außerdem der Zuzug in die Ballungsräume, auch nach Köln. Das hat zu Knappheiten und damit auch zu steigenden Preisen geführt.
Wo in Köln soll denn der Platz dafür sein, mein Gefühl ist, die Stadt ist voll?
Ja, zumindest ist der Verkehr schlecht organisiert. Es gibt eine ganze Menge Brachen, in Mülheim beispielsweise. Es gibt im links- und rechtsrheinischen eine ganze Reihe von Arealen, wo man auch Wohnungsbau betreiben könnte. Und man muss höher bauen. Wir haben sehr oft nur viergeschossige Bebauung und dann Maisonette. In anderen großen Städten wie Berlin baut man fünf- und sechsgeschossig. Wir haben das gesehen bei der Deutschen Welle, die wir vor einigen Jahren gekauft haben. Da haben wir nach acht Jahren Baurecht, das Gebäude erstmal vom Asbest gereinigt. Da hat die Stadt schon reagiert. Der dortige Bebauungsplan sieht eine sechsgeschossige Bebauung vor.
Wer ist denn dagegen?
Einzelne Stimmen sagen: Das ist zu hoch. Es geht aber nicht anders. Wenn die Menschen nun mal hier hinwollen und wir keinen Zaun um Köln ziehen wollen. Und dann muss man offen sein dafür, auf der vorhandenen knappen Fläche mehr unterzubringen. Die Stadt kann das meistern, sie muss Pläne dazu machen, auch wie man den Nahverkehr hinbekommt, der idealerweise mit weniger Auto auskommt.
Patrick Adenauer ist Geschäftsführer des Kölner Familienunternehmens Bauwens. Die Firma entwickelt, baut und betreibt Wohn- und Gewerbeimmobilien. Er ist der Enkel von Konrad Adenauer. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen, darunter DuMont und Tüv.Als Podcast ist das Gespräch in voller Länge abhörbar unter www.ksta.de/podcast/ekonomymitk
Wie sollen die Brachen denn dann bebaut werden?
Innerstädtisch, wo man noch neu- oder wieder-nutzbare Flächen hat, da muss eine höhere Bebauung zugelassen werden. Ganz klar. Da darf man nicht wieder auf die Interessengruppen hören die sagen: Nein, da wollen wir aber nicht so eine hohe Bebauung. Diese Mindermeinung wird bei uns überhöht, und die Kölner Politik hat wieder Angst, dass sie verhauen wird in der Presse. Da muss einer sich hinstellen und sagen: Wenn wir mehr bezahlbaren Wohnraum wollen in Köln, dann brauchen wir halt eine höhere Bebauung.
Wie hoch ist hoch genug?
Von vier auf sechs Etagen ist ja schon enorm. Betrachtet auf die ganze Stadt hat man auf einen Schlag 50 Prozent mehr Wohnfläche. Das ist ja gewaltig.
Warum dauert bauen in Köln so lang?
Bei der Deutschen Welle etwa ging es zwischen vielen Instanzen hin und her. Die Verfahrensschritte dauern zu lange und werden leider nicht parallel gemacht, sondern sequenziell. Dadurch kann man keinen Zeitgewinn machen. Und wenn des in Köln dann doch mal schnell geht, dann kommt wieder jemand und sagt: Mit uns ist ja nicht gesprochen worden. Eine Besonderheit in Köln sind die fünf Jahreszeiten mit Karneval, da steht überall alles still. Die Digitalisierung wurde zu verhalten vorangetrieben.
Corona hat uns gezeigt, dass es auch im Homeoffice geht. Brauchen wir in Köln überhaupt noch neue Bürobauten?
Corona hat uns das Homeoffice gebracht. Aber das hat auch gezeigt, dass erstens die Wohnungen wohl größer werden müssen und zweitens, dass die Büros so interessant und gut ausgestattet werden müssen, um sie so attraktiv zu machen, dass die Menschen auch wieder gerne dorthin kommen. An einer Sache ändern nämlich weder Corona noch ein Krieg etwas: Menschen brauchen Menschen. Das findet man nicht allein im Homeoffice, wo der Rest der Familie ist. Wir brauchen eine Kombination aus arbeiten im Büro und arbeiten zuhause.
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Ein anderes brennendes Thema ist der Rohstoffmangel, wie ist die boomende Baubranche betroffen?
Rohstoffmangel hat zu deutlichen Preissteigerungen geführt. Auch ohne die Ukraine zwischen 20 und 40 Prozent, die Ukraine kommt oben drauf. Beispiel Baustahl, der kostete vor 15 Monaten 450 Euro, heute sind es fast 1400 Euro, also eine Verdreifachung. Wir hoffen sehr, dass die Preisfunktion dazu führt, dass mehr Produkte produziert werden oder die Nachfrage sinkt und wir so zu einer Normalisierung kommen.
Geben Sie die Preiserhöhung an Ihre Kunden weiter?
Die Margen im Bau sind sehr gering. Wenn wir zehn oder 20 Prozent höhere Kosten haben, müssen wir das in unsere Preise einkalkulieren.
Das ganze, wesentlich ausführlichere Gespräch könnten Sie sich auch in unserem Podcast „ekonomy mit K“ anhören.