NRW-ZahlenArbeitslosigkeit gesunken – Frauen und Ungelernte aber hart getroffen
Köln/Düsseldorf – Trotz des anhaltenden Lockdowns ist die Arbeitslosigkeit in Köln und Nordrhein-Westfalen erneut leicht zurückgegangen. Die Entwicklung im April sei „absolut saisonüblich“ verlaufen, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Agentur für Arbeit in NRW. „Das ist angesichts der weiter andauernden Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens eine gute Nachricht.“
Im April 2020, zu Beginn der Pandemie, sei die sogenannte Frühjahrsbelebung noch vollständig ausgeblieben – was damals zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit führte. Die aktuelle Konjunkturprognose der Bundesregierung biete dagegen Anlass für Optimismus. Das wichtigste Instrument in der Krise sei dabei nach wie vor die Kurzarbeit, sagte Withake bei einer virtuellen Veranstaltung. Sie hätte bislang rund 1,7 Millionen Arbeitsplätze gesichert. „Das ist auch fiskalisch eine sehr sinnvolle Angelegenheit. Kurzarbeit kostet sehr viel Geld, aber Arbeitslosigkeit würde uns das Dreifache kosten.“
Arbeitslosigkeit gesunken
Insgesamt ging die Zahl der Arbeitslosen in NRW um ein Prozent auf 749.228 zurück. Damit lag sie 4,3 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat konstant bei 7,7 Prozent. In Köln sank die Zahl der Arbeitslosen derweil um 0,4 Prozent auf 58.150 Personen. Hier war die Arbeitslosigkeit allerdings deutliche 9,7 Prozent höher als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug 9,6 Prozent. Deutschlandweit lag sie bei sechs Prozent.
Dass Köln stärker betroffen ist als andere Teile des Landes, hängt mit der hiesigen Wirtschaftsstruktur mit einem starken Fokus auf Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungswirtschaft zusammen. In einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gaben 96 Prozent der Betriebe aus dem Gastgewerbe an, überwiegend (stark) negativ von der Pandemie betroffen zu sein. Zum Vergleich: Im Groß- und Einzelhandel waren es 51 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe 57 Prozent.
Anstieg bei Langzeitarbeitslosen
Sorgen bereitet der Agentur für Arbeit der starke Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in der Pandemie: Im April waren in NRW insgesamt 337.719 Menschen ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet – rund 32,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis zur Corona-Krise war diese Zahl eigentlich seit Jahren kontinuierlich gesunken, jetzt liegt sie – vor allem auch durch die gesunkene Nachfrage nach Arbeitskräften im vergangenen Jahr – wieder etwa auf dem Niveau von 2014. Arbeitslose haben es derzeit deutlich schwerer, eine neue Stelle zu finden.
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Withake zeigte sich dennoch optimistisch: „Wir sind besser aufgestellt als 2014.“ Er verwies vor allem auf das Teilhabechancengesetz, mit dem monatlich zwischen 12.000 und 13.000 Menschen gefördert und so aus der Arbeitslosigkeit in reguläre Arbeit gebracht würden. Dabei zahlt das Jobcenter in den ersten fünf Jahren einer Anstellung erst zwei Jahre 100 Prozent und dann je 90, 80 und 70 Prozent der Lohnkosten. „Das hat sich aus unserer Sicht sehr bewährt.“ Außerdem seien Qualifizierungsmaßnahmen wichtig.
Das betonte am Donnerstag auch Johannes Klapper, Vorsitzender der Agentur für Arbeit in Köln: „Wir können nur jedem raten, nicht zu warten, bis der Arbeitsmarkt wieder anspringt. Wer jetzt die Zeit nutzt, sich weiterbildet oder eine Umschulung beginnt, verbessert seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, das gilt derzeit auch für die Kurzarbeitenden.“
Frauen stark betroffen
Berechnungen des IAB zeigen derweil, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen sind. Vor allem Menschen ohne Berufsabschluss, Frauen und Ältere traf die Krise besonders schwer. Menschen ohne Berufsausbildung verlieren in schwierigen Zeiten häufig zuerst ihre Jobs, die meist zu den sogenannten Helfertätigkeiten zählen.
Mit Blick auf die Frauen vermutete IAB-Experte Bauer, dass die Kinderbetreuung im Pandemie-Jahr verhindert haben könnte, dass sie eine neue Stelle fanden. Die Zahlen des IAB zeigen aber auch, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nach einem drastischen Einbruch im Frühjahr 2020 wieder stabilisiert hat. Noch im Dezember hatte Withake prognostiziert, dass der Arbeitsmarkt bis Ende 2022 wieder auf sein Vor-Krisen-Niveau zurückfinden könnte.