Das Frühjahr war zu nass und zu kalt, darunter leidet auch die Kirschernte. Auch in der Region haben Obstbauern mit Ernteausfällen und gleichzeitig steigenden Kosten zu kämpfen.
Zu nass und zu kalt„Eigentlich müsste ich 20 Euro pro Kilo nehmen“– Obstbauer über Kirsch-Ernte
Erst die Erdbeeren, jetzt die Kirschen: Das Frühjahrswetter hat der Ernte einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie hoch der Ernteausfall bei den Kirschen ist, zeigen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes. Im Schnitt wurde in den vergangenen zehn Jahren 47.300 Tonnen Kirschen pro Jahr geerntet. In diesem Jahr sind es nur 41.100 Tonnen - ein Minus von 13 Prozent.
Bei der Süßkirschenernte sieht es noch verhältnismäßig gut aus. 2024 wird mit 33.800 Tonnen in etwa auf dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre liegen (-0,9 Prozent). Die anstehende Sauerkirschernte dürfte mit 7.300 Tonnen die schwächste der vergangenen zehn Jahre werden. Obwohl die Anbaufläche im vergangenen Jahr etwa gleich geblieben ist, verzeichneten die Obstbauern weniger Ertrag. Gut 80 Prozent der Ernte waren Süßkirschen, knapp 20 Prozent Sauerkirschen.
Frostiger April macht Obstbauer in Meckenheim zu Schaffen
In Nordrhein-Westfalen haben Obstbauern bislang rund 900 Tonnen Süßkirschen und rund 136 Tonnen Sauerkirschen von den Bäumen geholt. Das ist im Bundesvergleich zwar nicht viel - Baden-Württemberg zum Beispiel fährt fast die Hälfte der deutschlandweiten Kirschernte ein -, doch Ernteausfälle bei regionalem Obst bekommt letztlich der Verbraucher im Supermarkt zu spüren. „Auch in NRW rechnen wir bei einer unterdurchschnittlichen Ernte bei Kirschen“, heißt es von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.
Rund um Meckenheim haben die kühlen und nassen Tage Spuren hinterlassen. „Die Witterung macht es schwierig“, sagt ein Bio-Obstbauer. Der Frost im April hat dazu geführt, dass ein Teil der Blüten abgestorben ist. Ein Kilogramm Kirschen verkauft er für 13 Euro, übrig bleibt für ihn nichts. „Eigentlich müsste ich 20 Euro pro Kilo nehmen, das kauft dann aber niemand mehr.“ Der Obstbauer pflückt seine Früchte selbst, zusätzliche Personalkosten wären bei dem Verkaufspreis nicht drin.
Die Kauflaune ist so trist wie das Wetter
Denn auch das ist die Kehrseite des eher wenig sommerlichen Wetters: Die Menschen haben keine Lust auf Sommerobst - und sind entsprechend auch nicht bereit, hohe Preise zu zahlen. „Mehrere hundert Tonnen Wassermelonen warten in Spanien darauf, dass sie endlich auf den deutschen Markt kommen dürfen“, heißt es von Rewe-Richrath. Auch Strauchtomaten sind Ladenhüter - pro Kilogramm kosten sie im Schnitt einen Euro. „Der Bauer muss eigentlich 90 Cent übrig haben pro Kilogramm, damit sich das rentiert.“ Eine Minusrechnung, die nicht aufgeht. Im Herbst steht der nächste Schock an: Die Apfelernte könnte ein Drittel geringer ausfallen als gewohnt. (mit afp)