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ForschungFrauen jagten in den meisten Wildbeuter-Kulturen

Lesezeit 2 Minuten
Illustration: Frauen jagen mit Speeren.

Frauen wurden häufig mit Waffen und Jagdutensilien begraben.

Die Männer stellten dem Wild nach, die Frauen sammelten Holz oder Essbares? Eine aktuelle Studie widerlegt dieses Klischee

Männer jagen, Frauen sammeln: So beschreiben viele Wissenschaftler seit Jahrzehnten die Arbeitsteilung bei Wildbeuter-Gesellschaften. Dieser Darstellung widerspricht nun eine Studie: Demnach zeigt die Analyse ethnografischer Texte, dass Frauen in mindestens 79 Prozent der untersuchten Kulturen ebenfalls jagten – auch Großwild, schreibt das Team um Cara Wall-Scheffler von der Seattle Pacific University im Fachblatt „PLOS One“.

Bisher habe das Klischee von jagenden Männern und sammelnden Frauen auch die Deutung von Entdeckungen geprägt, schreiben die Forscherinnen. So wurde etwa in Schweden ein mit Jagdwaffen beigesetztes Individuum lange als Wikinger-Krieger gedeutet – bis eine DNA-Analyse ergab, dass es sich um eine Frau handelte.

Frauen wurden häufig mit Jagdutensilien bestattet

Die Autorinnen verweisen auch auf den Fund eines 9000 Jahre alten Grabes im südperuanischen Andenhochland. Neben der beigesetzten Frau lagen Werkzeuge zum Jagen und Häuten von Großwild. Danach bestätigte eine Auswertung von Gräbern aus dem prähistorischen Amerika, dass Frauen häufig zusammen mit Jagdutensilien bestattet wurden. Auch bei den Skythen, einer antiken eurasischen Nomadenkultur, seien Frauen oft mit Waffen beigesetzt worden.

Um die Frage der Geschlechterrollen für die jüngere Vergangenheit zu klären, sichtete das Team um Wall-Scheffler eine Datenbank, die ethnologische Informationen zu mehr als 1400 Gesellschaften enthält. Dabei konzentrierten die Forscherinnen sich auf Angaben zu knapp 400 Jäger-und-Sammler-Kulturen. Für 63 davon – in Amerika, Afrika, Asien, Australien und Ozeanien – gab es ausführliche Angaben zur Jagd.

Die beschriebene Auswahl reicht aus für den Schluss, dass Frauen in Wildbeuter-Gesellschaften weltweit in der jüngeren Zeit an der Jagd mitwirkten
Cara Wall-Schefflerund Team

Bei 79 Prozent dieser Gesellschaften waren jagende Frauen dokumentiert. Bei den meisten davon gingen Frauen gezielt auf Beutesuche. Großwild war sehr häufig das Ziel. Bei Gruppen, bei denen die Ernährung hauptsächlich von der Jagd abhing, waren Frauen daran immer aktiv beteiligt, heißt es in der Studie. Mitunter nutzten sie dabei andere Werkzeuge und Jagdstrategien als Männer, schreibt die Gruppe.

Das Studienresultat veranschauliche sowohl die Vielfalt menschlicher Gesellschaften als auch ihre Flexibilität. „Die beschriebene Auswahl reicht aus für den Schluss, dass Frauen in Wildbeuter-Gesellschaften weltweit in der jüngeren Zeit an der Jagd mitwirkten“, bilanzieren die Wissenschaftlerinnen. Daher müssten archäologische Funde neu interpretiert werden, heißt es. (RND)


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