Welche Bücher passen in die verbleibende Lebenszeit? Die Flut an Zusendungen war so mächtig, dass hier nun Teil zwei der Lesetipps von Lesern und Leserinnen folgt.
KolumneWas Leserinnen und Leser lesen – Teil II
Da haben Sie einen schönen Stein ins Rollen gebracht“, freut sich Leser Andreas B. („Förstersohn, Ex-Berufsschullehrer, Pensionär und Vielleser“) in einem beglückenden Schreiben. Es ging um meinen Aufruf, mir für die letzten 566 Bücher meines Lebens Sachbuchempfehlungen zu schicken. Die Flut an Zusendungen war so mächtig, dass hier nun Teil zwei der Lesetipps von Lesern folgt:
Leserin Astrid S. schickt eine Liste mit 15 Büchern („für den Rest des Lebens“), darauf stehen Mario Vargas Llosas biografische Erzählung „Das Paradies ist anderswo“ über den Maler Paul Gauguin und dessen Großmutter sowie „Sprich zu mir“ von T.?C. Boyle, „Die Unperfekten“ von Tom Rachman und Ilona Jergers Gedankenspiel „Und Marx stand still in Darwins Garten“ über eine fiktive Begegnung der beiden Gedankenrevolutionäre. Außerdem möge ich „Die Hungrigen und die Satten“ von Timur Vermes lesen („,Er ist wieder da‘ kennen Sie ja bestimmt“) – ein „schlimmes Buch“. Im Sinne von: erschreckend und verstörend.
Jutta W. empfiehlt „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann („Ein Mann namens Ove“) über einen pensionierten Steuerprüfer und Witwer, der zum Avon-Berater wird. Leser Ulrich M., offenbar Comic-Gourmet, rät wie Astrid S. ebenfalls zu Vermes, diesmal zu seiner Cartoonschau „Comicverführer“. Außerdem wünscht er sich endlich eine deutsche Übersetzung der Comics „Leo Loden“ von Serge Carrère und Christophe Arleston sowie „Je veux une Harley“ von Frank Margerin und Marc Cuadrado. „Vielleicht könnten Sie eine deutsche Veröffentlichung unterstützen?“, fragt er. Kann ich. Comicverleger, aufgemerkt! Hier warten zwei französische Perlen des Genres auf eine liebevolle Übersetzung.
Eine fröhlich-nerdige Empfehlung
Claudia W. hat eine fröhlich-nerdige Empfehlung: den Sammelband „20 Jahre ,Mein Block‘“ über den popkulturellen Einfluss von Sidos Superhit. Birgit H. legt mir Hans Ulrich Treichels „Der Verlorene“ ans Herz, ein Nachkriegsfamiliendrama aus Kinderperspektive, außerdem „Ich küsse Sie tausendmal“, Petra Oelkers Lebensgeschichte der Eva König, große Liebe von Gotthold Ephraim Lessing.
Steffen H. rät mir eindringlich, statt Sachbüchern lieber Romane auf den Nachttisch zu legen – das erhöhe das Lesetempo. Nur nicht im Falle von Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ („Die erreichte Seitenzahl pro Abend ist digital: null oder eins, mehr geht nicht“). Förstersohn Andreas B. hinwiederum (s.o.) sandte eine lange Liste lesenswerter Bücher, darunter der wundervolle und bei mir leider schon bis zum letzten Wort ausgelesene Bill Bryson, Wolfgang Niedeckens Autobiografie „Zugabe“, T.C. Boyles (schon wieder) „Blue Skies“ („großartig geschrieben, spannend, erschreckend, aufwühlend“) und Achim Bogdahns „Unter den Wolken“.
Es ist ein Bericht über die Besteigung der höchsten Berge in allen 16 Bundesländern, inklusive der höchsten Erhebung Bremens: des 32,5 Meter hohen „Gipfels“ im Friedehorstpark.
Es bleibt dabei, und ich wiederhole mich gern: Wer solche Leser hat, braucht keine Drogen. Ich bin lesen. Schönes Wochenende!
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