Vor 800 Jahren soll in der kleinen Stadt Greccio nordöstlich von Rom die erste Weihnachtskrippe gezeigt worden sein. Die Idee dazu hatte der heilige Franz von Assisi, berühmter Namensvetter des aktuellen Papstes. Lange galt die Krippe als Symbol der Weihnachtszeit.
Legende um Franz von AssisiWie die Weihnachtskrippe in die Welt kam
Der armselige Stall von Bethlehem, das Jesuskind auf Stroh in der Futterkrippe, Maria und Josef, der Ochs und der Esel, die Hirten, eventuell auch noch die drei Könige: Jahrhundertelang war die figürliche Darstellung der Krippe das Symbol für die Weihnachtszeit schlechthin gewesen, viel mehr als der Weihnachtsbaum, und in katholischen Ländern wie Italien ist sie es bis heute geblieben.
Nicht viele Menschen wissen jedoch, von wem und wo die Tradition ins Leben gerufen wurde: Es war der heilige Franz von Assisi (1181 oder 1182–1226). Vor genau 800 Jahren soll er in einer Grotte in der Nähe der kleinen Stadt Greccio in den Sabiner Bergen 80 Kilometer nordöstlich von Rom die erste Krippe aufgebaut haben, um die Geburt Jesu nachzustellen. An der Stelle wurde später ein Kloster gebaut.
Die erste Krippe von Greccio war eine Lebend-Krippe. Laut dem Biografen Franz von Assisis, Tommaso da Celano (1200–1260), waren der Adlige Giovanni Velita, seine Ehefrau Alticama sowie drei Ordensbrüder des Heiligen und einige Hirten die Darsteller gewesen. Auch Ochs und Esel seien schon dabei gewesen. Der örtliche Priester habe vor der Krippe die Eucharistie gefeiert, um an den inneren Zusammenhang mit der Menschwerdung Gottes zu erinnern. Die Bevölkerung von Greccio habe angesichts der Darstellung der Weihnachtsszene eine „zuvor nie gekannte Freude“ empfunden, berichtet Chronist da Celano.
Auch Papst Franziskus, der mit der Wahl seines Papstnamens bewusst seine Bewunderung für Franz von Assisi ausdrücken wollte, ist ein großer Anhänger der von seinem Namensvetter begründeten Krippen-Tradition. „Im Hause meiner Eltern in Buenos Aires hat dieses weihnachtliche Zeichen nie gefehlt, die Krippe kam vor dem Weihnachtsbaum“, schreibt der katholische Oberhirte im Vorwort seines kürzlich erschienenen Buchs „Il mio presepe. Vi racconto i personaggi di Natale“ („Meine Krippe. Ich beschreibe euch die Persönlichkeiten der Weihnachtsgeschichte“). In der Krippe hätten die Hirten das Antlitz Gottes „in seiner Kleinheit“ erkannt, so der Papst. Es seien gerade die kleinen Dinge, die den Weg zu Gott wiesen.
Die Engel hätten die Hirten auf ein Kind hingewiesen, das im Stall geboren wurde. „Das ist kein Zeichen von Macht, Selbstgenügsamkeit oder Stolz. Nein. Der ewige Gott erniedrigt sich in einem wehrlosen, sanftmütigen, demütigen Menschen. Gott hat sich herabgelassen, damit wir mit ihm gehen können und damit er sich an unsere Seite stellt, nicht über und weg von uns“, betont Franziskus. Die Krippe sei nichts anderes als „ein lebendiges Evangelium, das von den Seiten der heiligen Schrift nur so überquelle“, schreibt der Papst. Das Erstaunen und das Sich-Wundern seien Gefühle, die alle Menschen, die Kleinen und die Großen, beim Betrachten einer Krippe erfüllten.
In seinem neuen Buch hat Franziskus einige seiner zahlreichen Texte über die Weihnachtskrippe und ihre Bedeutung zusammengefasst. Im Jahr 2019 hat das Oberhaupt der katholischen Kirche den Krippen sogar ein eigenes apostolisches Schreiben gewidmet: „Admirabile Signum“. Unterzeichnet hat er es in Greccio. Auch mit diesem Schreiben unterstütze er „die schöne Tradition in unseren Familien“, vor Weihnachten eine Krippe aufzubauen, aber auch „den guten Brauch, sie am Arbeitsplatz, in Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen, auf öffentlichen Plätzen usw. aufzustellen“, schrieb der Papst. „Vor der Weihnachtskrippe entdecken wir, wie wichtig es für unser so oft hektisches Leben ist, Momente der Stille und des Gebets zu finden.“
Auch die diesjährige Krippe auf dem Petersplatz in Rom wird an die „Erfindung“ der Krippe vor 800 Jahren durch Franz von Assisi erinnern: Sie wurde gebaut von Handwerkern der Provinz Rieti, zu der Greccio gehört, und ist dem Original im Wallfahrtsort nachempfunden. Der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum dagegen stammt in diesem Jahr aus der piemontesischen Provinz Cuneo. Eingeweiht wurden Krippe und Baum am 9. Dezember durch den Leiter der Vatikan-Staatsverwaltung, Kardinal Fernando Vergez Alzaga. Das Ensemble bleibt bis zum liturgischen Ende der Weihnachtszeit am 7. Januar auf dem Petersplatz stehen.
Dieser Text gehört zur Wochenend-Edition auf ksta.de. Entdecken Sie weitere spannende Artikel auf www.ksta.de/wochenende.