Im Christentum steht der Apfel neben dem Sündenfall auch für Erlösung. Der Bratapfel bietet tolle Möglichkeiten für weihnachtlichen Genuss.
Rezept BratapfelSüß oder herzhaft: Wenn der Apfel glänzt und duftet
Liebe geht bekanntlich durch den Magen, und so ist das Fest der Liebe eben vor allem auch eins, bei dem viel gegessen wird. Wer dieser Tage Sorge hat, dass die Hose irgendwann genauso schwer zugeht wie die Kühlschranktür, kann Kalorien sparen, indem er sich sattliest: Die Literatur ist voll von kulinarischen Köstlichkeiten zu Weihnachten.
Da wird viel geschlemmt, wie etwa an der Tafel von Thomas Manns „Buddenbrooks“, gebacken wie in Astrid Lindgrens „Krachmacherstraße“ oder bei „Madita“ und geprasst wie in Charles Dickens’ „Weihnachtslied“. Fast immer glänzen und duften in diesen Beschreibungen auch Äpfel. Sie werden oftmals nur beiläufig erwähnt, haben aber im Gegensatz zu Puter, Pfefferkuchen und Plumpudding eine besonders tiefe Symbolik: Schon in der Antike wurden mit dem Apfel Macht und Schönheit verbunden. Die Germanen sahen in ihm ein Zeichen für Unsterblichkeit.
Im Christentum steht er neben dem Sündenfall auch für Erlösung. Einer Legende nach wurde das Jesuskind nicht nur von den Weisen aus dem Morgenland, sondern auch von einer alten Frau, in der Deutung wohl Eva, mit einem Apfel beschenkt, womit alle Sünden abgelegt wurden.
Als die ersten Christbäume im 15. Jahrhundert in Deutschland aufkamen, wurden sie mit „Paradiesäpfeln“ geschmückt. Dieser Brauch hält sich zum Teil bis heute. Ebenso gut macht sich der Apfel auf der weihnachtlichen Tafel, besonders als Bratapfel. In dieser Form spielt die Frucht auch eine literarische Hauptrolle: Im Gedicht „Der Bratapfel“ wird einem anschaulich der Mund wässrig gemacht: „(…) Hört, wie’s knallt und zischt. / Bald wird er aufgetischt, / der Zipfel, der Zapfel, / der Kipfel, der Kapfel, / der gelbrote Apfel“, heißt es in der ersten Strophe.
Obwohl der Text als „Volksgut“ firmiert, sind die Verfasser bekannt: Es handelt sich um das Ehepaar Fritz und Emily Koegel, die den „Bratapfel“ erstmals 1901 in ihrem Kindergedichtband „Die Arche Noah“ veröffentlichten. Wann und wo der erste Bratapfel auf den Tisch kam, ist indes nirgends dokumentiert. Aber die Idee dürfte wohl der nachhaltigen Verwertung von Fallobst geschuldet sein.
In vielen Familien war und ist es Tradition, dass Kinder vor der Bescherung ein Gedicht aufsagen. Der „Bratapfel“ eignet sich perfekt dafür. Nur schade, wenn darin zwar von „lecken und schlecken“ die Rede ist, aber am Ende kein echter Bratapfel serviert wird. Marmelade oder Marzipan als Füllung sind die Klassiker. Doch die Früchte lassen sich auch mit Herzhaftem füllen: Von Camembert über Rotkohl bis hin zu Entenleber sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Das Rezept
Dieses süße Rezept reicht für sechs Portionen: Sechs säuerliche Äpfel (zum Beispiel Boskop) waschen, den Stielansatz deckelförmig abschneiden, das Kerngehäuse mit einem Apfelstecher entfernen. Die Äpfel in eine gefettete Auflaufform stellen und den Ofen auf 200 Grad vorheizen.
Für die Füllung 30 Gramm Butter schmelzen und mit eineinhalb Teelöffeln Zimt, eineinhalb Päckchen Vanillezucker, 60 Gramm Mandelstiften und 60 Gramm Rosinen vermischen. Alles mit 90 Gramm Marzipanrohmasse verkneten. Aus dem Teig sechs Rollen formen, damit die Äpfel befüllen und den Deckel vom Stielansatz auflegen.
Nach etwa einer halben Stunde im Ofen ist der Bratapfel goldbraun und kann mit Puderzucker bestäubt und mit Vanillesoße oder -eis serviert werden.
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