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Rezept für PavlovaAls eine Ballerina Patin eines Baiser-Traums wurde

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Illustration: Ein Pavlova-Dessert mit Beeren- und Zitrusfrüchten auf einem Tortenteller.

Das Dessert vereint, was den Zauber der echten Pavlova ausmachte: Luftig-Leichtes, im Kern sehr gehaltvoll.

Wie wurde ausgerechnet die extrem zierliche Tänzerin Patin für eine australische beziehungsweise neuseeländische Kalorienbombe? Die Geschichte klingt geradezu fantastisch

Der Anblick erinnert an ein weißes Tutu, den typischen, weit abstehenden Balletttüllrock. Und das nicht von Ungefähr: Pavlova, ein vor allem in Australien und Neuseeland beliebtes Dessert aus Baiser, ist einer der berühmtesten Tänzerinnen des 20. Jahrhunderts gewidmet: Anna Pavlova (1881–1931). Ihr „Sterbender Schwan“ aus Michel Fokines gleichnamigem Solo machte sie unsterblich.

Wie wurde ausgerechnet die in St. Petersburg geborene, extrem zierliche Tänzerin Patin für eine australische beziehungsweise neuseeländische Kalorienbombe? Die Geschichte klingt – wie alles, was mit der Ballerina zu tun hat – geradezu fantastisch: In den 1920ern tourte Pavlova mit ihrer eigenen Ballettcompagnie durch alle Kontinente und machte auch Halt in Australien und Neuseeland. Ein Hotelier im neuseeländischen Wellington soll sich 1926, inspiriert, von ihrer Darbietung und vor allem ihrem Tutu, zu einer gewagten Tortenkreation auf fluffiger Eischneebasis, mit reichlich Sahne und frischen Früchten als Krönung entschlossen haben. Das Dessert vereinte, was den Zauber der echten Pavlova ausmachte: Luftig-Leichtes, im Kern sehr gehaltvoll. Seit 2010 wird Pavlova auch als neuseeländisches Gericht im Oxford English Dictionary genannt.

Die Australier hingegen beanspruchen die Erfindung für sich. Erst 1935, also nach dem Tod der Tänzerin, soll ein Küchenchef aus Perth den Nachtisch populär gemacht haben.

Nach neuerer historischer Forschung liegt der Ursprung des Gerichts jedoch im deutschsprachigen Raum. Schon im 18. Jahrhundert gab es eine Art Ur-Pavlova: ein Baiserkonstrukt mit Sahne und Früchten, genannt Spanische Windtorte – eine Spezialität, die in Zeiten ohne elektrische Haushaltsgeräte und in Anbetracht des erforderlichen fluffig geschlagenen Eischnees echte Muskelkraft erforderte.

Das Tortenrezept gelangte offenbar mit Auswanderern nach Amerika. Dort erfreute es sich in den 1920ern und 1930ern steigender Beliebtheit – und erreichte schließlich Australien und Neuseeland. In Down Under ist die luftig gebackene Torten mit Früchten heute nicht mehr aus den Küchen wegzudenken.

Das Rezept

Für eine Pavlova für etwa vier Personen vier Eier trennen und das Eiweiß mit dem Handmixer so steif schlagen, bis die Schlägel Spuren in der Eimasse hinterlassen. Anschließend 230 Gramm Zucker und ein Päckchen Vanillezucker löffelweise dazugeben und weiterschlagen, bis die Creme glänzt.

Anschließend einen Teelöffel Essig und einen Teelöffel Maisstärke unterschlagen. Diese beiden Zutaten sorgen dafür, dass die Pavlova innen weich und soft wie Marshmallows bleibt, außen aber knusprig wird.

Die Creme auf einem mit Backpapier ausgelegtem Backblech kreisförmig, etwa in Tellergröße verstreichen (wer möchte, zeichnet vor dem Verstreichen einen Kreis auf das Backpapier) und im vorgeheizten Backofen bei 150 Grad etwa eine Stunde backen. Anschließend den Ofen ausstellen und das Gebäck darin auskühlen lassen. Währenddessen 350 Milliliter Creme double (oder Sahne) mit einem Teelöffel Zucker schlagen. 500 Gramm Früchte (zum Beispiel Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Granatapfelkerne) waschen, putzen und gegebenenfalls in mundgerechte Stücke schneiden.

Die Sahne auf dem gebackenen Boden verteilen, mit Früchten belegen – und nach dem Verzehr tanzen. (RND)


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