Neues WohnquartierIm Kölner Osten entstehen Lofts in ehemaliger Baumwollbleicherei
Köln-Holweide – Mit der ehemaligen Baumwollbleicherei wird bald eine Industriebrache in Holweide verschwinden. Das Leipziger Immobilienunternehmen Quarterback will an dieser Stelle ein gemischtes Ensemble aus Wohnungen und Gewerbe errichten. Bei einem Besichtigungstermin informierte das Unternehmen die Bürger des Stadtteils über ihr Vorhaben.
Wohnungsgrößen zwischen 30 und 190 Quadratmetern
Das Unternehmen will 246 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von etwa 21200 Quadratmetern in einer Mischung aus sanierten Altbauten und modernen Neubauten schaffen. Darüber hinaus sind vier Gewerbeeinheiten samt einer Kindertagesstätte und einem Café geplant. Die Wohnungsgrößen variieren zwischen etwa 30 Quadratmetern für ein Zimmer, Küche und Bad bis hin zu zwei Achtzimmerwohnungen mit 190 Quadratmetern.
„Der Ansatz ist ein möglichst großer Wohnungsmix – von barrierefreien Wohnungen bis zu großzügigen Maisonetten ist alles dabei“, erklärte Projektleiter Tillmann Römmler, der die Veranstaltung mit dem Niederlassungsleiter Pierre Seidt bestritt. Ziel sei es, einen attraktiven Mix aus sanierten Altbauten und hochmodernen Neubauten, Loftwohnungen sowie Stadthäusern zu schaffen: „Eine integrierte Kindertagesstätte, ein Meeting-Point mit einem Café, ein großes Parkplatzangebot in der neu errichteten Tiefgarage und ein großes Grünflächenangebot werden die Wohnqualität in unserem Neubauprojekt Holweide zusätzlich erhöhen.“
Neben der Tiefgarage seien integriertes Carsharing und etwa 700 Fahrradstellplätze geplant. Das Projekt entstehe in enger Abstimmung mit der Stadt Köln und sämtlichen Fachämtern und sei hochkomplex.
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Auf die Frage, ob das kooperative Baulandmodell Anwendung findet, antwortete Römmler: „Die aufwendigen Baumaßnahmen und die damit verbundenen hohen Kosten der Sanierung der denkmalgeschützten Bauten, sowie des Strunder Bachlaufes lassen sich in Kombination mit gefördertem Wohnraum leider nicht vereinbaren.“
Fertigstellung für 2025 geplant
Mit den Bauarbeiten könnte noch 2022 begonnen werden. Der Bauantrag liege der Stadt vor. Für etwa 2025 rechnet der Projektleiter mit der Fertigstellung des Vorhabens.Das Interesse bei der Holweider Bevölkerung war sehr groß. Bereits zu Beginn – die Präsentation stand einen ganzen Nachmittag für das Publikum offen – waren mehr als 100 Besucher auf das Gelände gekommen. Eine davon war Mäggy Ruhkopf, Vorsitzende der Bürgervereinigung Holweide. „Ich bin froh dass hier nach mehr als zehn Jahren Leerstand wieder Leben einziehen soll“, erklärte sie. Doch bei all den positiven Aspekten sehe sie noch ungelöste Probleme wie etwa die Verkehrsanbindung: „Zufahrten gibt es lediglich über die Schweinheimer - und die Burgwiesenstraße.“ Da die Schweinheimer aber eine Einbahnstraße sei, könne der Verkehr nur über die Burgwiesenstraße abfließen. Ruhkopf: „Das könnte dann zum Problem werden.“
Auch Willi Vögeli vom Leitungskreis des Runden Tischs Holweide sieht die zwei Seiten der Medaille: „Mehr als 90 Prozent der an diesem Tag gestellten Fragen betrafen den Verkehr“, berichtet er. Daher sei es gut gewesen, dass der Runde Tisch die Bezirksvertretung Mülheim gebeten hatte, die Öffentlichkeit über ein Verkehrskonzept der Stadt für Holweide mithilfe einer Bürgerbeteiligung mitbestimmen zu lassen. Vögeli: „Es gibt demnächst eine Veranstaltung dazu und ich bitte alle Interessierten, sich dort lautstark zu melden.“
Betrieb im Jahre 2009 eingestellt
Die Kölner Baumwollbleicherei gehörte zu den bis zu 38 Wassermühlen, die entlang des Strunder Bachs in Betrieb waren. Die ältesten wassergetriebenen Werke waren Getreidemühlen. Sie wurde als „Schweinheimer Mühle“ bereits 1322/24 erstmals schriftlich belegt. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte auch hier die Nutzung mehrfach. So gehörte sie 1582 zu den 13 Schleifmühlen am Bachlauf; im 17. und 18. Jahrhundert war sie eine Tuch- und Walkmühle. Im Jahre 1871 entstand hier eine Packpapierfabrik , die etwa 20 Jahre in Betrieb war. Die Mühle wurde 1895 von der Firma „Eich & Martin“ in eine Baumwollbleicherei umgewandelt und als krönendes Bauwerk dieses Entwicklungsabschnittes entstand 1905 ein Kraftwerk. Verarbeitet wurde in der Baumwollbleicherei das aus der Rohbaumwolle gewonnene Linters. Wegen des hohen Zellulosegehaltes war dies ein Grundstoff für Celluloid, Lacke, Schießbaumwolle, Kunstseide und Feinpapiere. Daneben wurde die Rohbaumwolle gebleicht und zu Watte und Verbandsstoffen verarbeitet. 1969 übernahm die Spezialpapierfabrik „Cordier“ das Objekt und stellte die Produktion auf Verarbeitung von Lumpen zur Herstellung von Papierrohstoffen um. Der Betrieb wurde im November 2009 eingestellt, seitdem ist das Gelände verwaist. (aef)