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Deutsche SteinzeugEnergiekosten für Alfterer Unternehmen haben sich verdoppelt

Lesezeit 4 Minuten
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84 Prozent der Rohstoffe bezieht das Unternehmen aus Deutschland, die Bänder stehen nicht still.

Alfter-Witterschlick – Rollbänder laufen und rattern, fertig produzierte Fliesen werden von den Arbeitern auf Paletten gestapelt und verpackt und die modernen Digital-Drucker im Wert zwischen 250.000 und 500.000 Euro drucken die neuesten Designs und Muster auf. Laut und staubig geht es zu in den Firmenhallen der Deutsche Steinzeug in Witterschlick, so laut, dass Werksleiter Thomas Hammer die prominent besetzte kleine Gruppe nur per Headset über die Firmengeschichte, neueste Produkte und Herstellungsprozesse während einer Werksführung informieren konnte.

Auf Einladung des Alfterer Landtags- und Kreistagsabgeordneten Oliver Krauß waren Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (alle CDU) zu Besuch in Witterschlick, um sich darüber zu informieren, wie es einem energieintensiven Unternehmen in diesen Krisenzeiten ergeht. Die Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg, aber auch durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen stark gestiegenen Energiekosten treffen auch das Witterschlicker Unternehmen gewaltig.

Energiekosten zwischen drei und vier Millionen Euro

Das verdeutlichte Vorstandschef Dieter Schäfer mit eindrucksvollen Zahlen. Lagen die Energiekosten vor der Invasion Russlands in die Ukraine für alle vier Standorte bei 1,5 Millionen Euro pro Monat, so bewegen sich diese mittlerweile zwischen drei und vier Millionen Euro. Der Energieverbrauch des Unternehmens entspricht in etwa dem einer Kleinstadt mit 30.000 Einwohnern.

Würde Präsident Putin den Gashahn zudrehen, würden rasch die Bänder stillstehen. Das bekämen dann auch die Mitarbeiter und letztendlich die Kommune zu spüren, denn mit rund 300 Kollegen, die in der Produktion, im Lager und in der Verwaltung arbeiten, ist die Deutsche Steinzeug einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde Alfter.

Die Rohstoffe kommen aus Deutschland

Spezialist für Keramik

Die Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG ist spezialisiert auf Wohn-, Schwimmbad- und Fassadenkeramik. Beliefert wird hauptsächlich der Großhandel. Laut Unternehmenssprecherin Gabriele Busse werden 84 Prozent der Rohstoffe aus Deutschland bezogen. Dadurch bleibt die Firma trotz Corona und Ukrainekrieg weiterhin lieferfähig. Der Unternehmenssitz ist in Witterschlick. Drei weitere Produktionsstandorte befinden sich in Sinzig, Ötzingen und Schwarzenfeld. Zudem gibt es Vertriebsgesellschaften in den USA, Frankreich und der Schweiz. Rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt die Gesellschaft, gut 300 davon am Standort Witterschlick.Die Wurzeln gehen zurück auf die 1890 in Mannheim gegründete „Deutsche Steinzeugwarenfabrik Aktiengesellschaft“ und die Cremer & Breuer GmbH, 1906 in Frechen gegründet. Bis 1926 erwarb Cremer & Breuer die Mehrheit an der Deutschen Steinzeugwarenfabrik. In Witterschlick gründete 1890 wegen der nahen Ton- und Quarzvorkommen der Industrielle Paul Servais die Servais-Werke, um Fliesen und Platten zu produzieren. In den 1980er Jahren kam es zur Fusion mit den Wessel-Werken aus Bonn, aus denen später die Agrob Wessel Servais AG hervorging. Diese wiederum schloss sich 1992 mit Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG zusammen. (fes)

Vor 132 Jahren gegründet

Die Wurzeln gehen zurück auf die 1890 in Mannheim gegründete „Deutsche Steinzeugwarenfabrik Aktiengesellschaft“ und die Cremer & Breuer GmbH, 1906 in Frechen gegründet. Bis 1926 erwarb Cremer & Breuer die Mehrheit an der Deutschen Steinzeugwarenfabrik. In Witterschlick gründete 1890 wegen der nahen Ton- und Quarzvorkommen der Industrielle Paul Servais die Servais-Werke, um Fliesen und Platten zu produzieren. In den 1980er Jahren kam es zur Fusion mit den Wessel-Werken aus Bonn, aus denen später die Agrob Wessel Servais AG hervorging. Diese wiederum schloss sich 1992 mit Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG zusammen. (fes)

Es sei auch nicht sinnvoll, einzelne Teilbereiche kurzzeitig ruhen zu lassen, da dadurch die Arbeitsketten unterbrochen würden. Laut Schäfer muss der Betrieb gleichmäßig mit Energie versorgt werden, nur so könne auch CO2 eingespart werden. Öfen abschalten und später wieder hochgefahren setze mehr Emissionen freigesetzt als der gleichlaufende Betrieb.

Bouffier für schnelles Embargo bei Kohle und Öl

Volker Bouffier sprach sich für ein schnellstmögliches Kohle- und Ölembargo gegen Russland aus. Bei den Gaslieferungen plädierte er allerdings für ein Handeln „mit Augenmaß“, um die deutsche Wirtschaft und Industrie nicht zu gefährden: „Diese Abhängigkeit von Russland ist ziemlich blöd, aber es ist derzeit nun einmal so. Deutschland befindet sich in einer abenteuerlichen Situation. Auf der einen Seite überweisen wir jeden Tag Millionen nach Russland, demgegenüber stehen viele ermordete Mütter, Väter und Kinder.“

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Käme es zu einem Gasembargo, drohten nicht nur noch höhere Preise, sondern möglicherweise eine Massenarbeitsarbeitslosigkeit. Volker Bouffier (70), seit 2010 im Amt und damit Deutschland dienstältester Ministerpräsident, warnte davor, Wladimir Putin zu unterschätzen: „Ich sage Ihnen das in aller Offenheit, ich vergleiche ihn mit Stalin und Hitler. Sie wurden damals auch nicht ernst genommen. Geschichte wiederholt sich nicht unbedingt, aber Strukturen bleiben. Kommt der Krieg auch zu uns, dann werden wir nicht mehr über Gasbezug reden.“

Eine weitere Herausforderung für die Deutsche Steinzeug ist der Fachkräftemangel. An allen vier deutschen Standorten werden derzeit 40 junge Menschen ausgebildet – weniger als noch einige Jahre zuvor, wie Dieter Schäfer sagte: „In der Spitze hatten wir 70 bis 80 Azubis. Wir brauchen auch gute Leute, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen, sonst haben wir ein großes Problem.“