Tonabbau in Alfter-WitterschlickUmstrittener Erweiterungsplan könnte scheitern
Alfter – Die Firma Sibelco muss ihre Pläne für die Ausweitung des Tonabbaus in Witterschlick offenbar überarbeiten. Das hat die Bezirksregierung Arnsberg gegenüber dieser Zeitung auf Anfrage angedeutet. Wörtlich heißt es in der Antwort aus Arnsberg: „Aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen und Einwendungen besteht die Möglichkeit, dass die Vorhabenträgerin ihre Antragsunterlagen überarbeiten muss.“
Im Klartext: Bereits während des laufenden Anhörungsverfahrens sind Fakten auf den Tisch gekommen, die sich nicht mit den Regeln vereinbaren lassen.
Was das genau sein soll, teilte die Bezirksregierung nicht mit, doch die Gemeinde Alfter wehrte sich vor allem gegen das Vorhaben, weil die neue Abbaufläche bis auf 100 Meter an Wohnhäuser von Witterschlick heranrücken soll. Eigentlich müsste, so die Gemeinde, ein Abstand von 300 Metern eingehalten werden, doch Sibelco verwies bislang darauf, dass der Ton nun mal dort abgebaut werden müsse, wo er sei.
Dass der Abstand zur Bebauung so knapp ist, liegt unter anderem daran, dass Witterschlick in jüngster Zeit gewachsen ist. Die Pläne für das Erweiterungsvorhaben beruhen offenkundig auf der alten Bebauungsgrenze.
Die Bezirksregierung Arnsberg, die für alle hiesigen Bergbaugebiete zuständig ist, teilte dieser Zeitung mit: „Das Planfeststellungsverfahren für die Norderweiterung des Tagebaus Schenkenbusch befindet sich im Anhörungsverfahren. Die eingegangen Stellungnahmen der Träger öffentliche Belange (TÖB) sowie die Einwendungen wurden nach Ablauf der Frist dem Vorhabenträger zur Prüfung und Erstellung einer Gegenäußerung übergeben. Die Stellungnahme des Rhein-Sieg-Kreises wurde vorbehaltlich des Votums des Naturschutzbeirates bei der Unteren Naturschutzbehörde abgegeben. Die Argumente des Naturschutzbeirates werden in der Entscheidung über den Antrag für das Vorhaben berücksichtigt.“
Naturschutzbeirat lehnte die Erweiterung bereits ab
Der Naturschutzbeirat hatte kürzlich erst seine Zustimmung ausdrücklich verweigert. Er war unter anderem wegen einer Befreiung von den Verboten des Landschaftsschutzes gefragt worden. Der Beirat stieß sich vor allem an der langen Laufzeit der Genehmigung. Sie soll für 40 Jahre ausgestellt werden. Auch die Größe des zusätzlich geplanten Abbaugebiets missfiel dem Gremium. Sein „Nein“ könnte zur Folge haben, dass der Rhein-Sieg-Kreis insgesamt seine schon vorab eingereichte Stellungnahme überdenkt.
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Die Bezirksregierung denkt ganz offenbar bereits einen Schritt weiter. Sie teilte auf Anfrage auch mit: „Im Fall einer Änderung der Planunterlagen muss die Anhörungsbehörde entscheiden, ob es notwendig ist, erneut Stellungnahmen von Behörden und von TÖB einzuholen und die Betroffenen (ggfs. durch eine ergänzende Offenlage) zu beteiligen.“ Das klingt danach, als gebe es womöglich neue Betroffene und als ob das gesamte Verfahren zur Abgabe von Stellungnahmen von Neuem starten müsste.
Die Ablehnung der geplanten Tongrubenerweiterung war im Alfterer Ausschuss für Umwelt, Klima, Mobilität, Wirtschaft und Digitalisierung in ungewohnter Einigkeit beschlossen worden. Gerd Klemmer, Leiter Umwelt und Liegenschaften von Sibelco Deutschland und der Zuständige für die Pläne in Witterschlick, hat vom Lauf der Stellungnahme gerade erst bei der Rückkehr aus seinem Urlaub erfahren. Er sagte darum lediglich: „Ich kann bestätigen, dass die Stellungnahmen bei uns eingegangen und aktuell geprüft werden. Nach Abschluss des Beteiligungsverfahren wissen wir mehr.“