Grundstein für Altenpflegeheim95 Pflegeplätze entstehen mitten in Alfter
Alfter – Der Keller für das Pflegeheim zwischen Bahnhofstraße und Görresbach steht bereits. Der Alfterer Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) versenkte am Mittwoch gemeinsam mit Projektleiter Sebastian Warz vom Investor „Cureus“ die frisch verlötete Zeitkapsel mit Tageszeitung und anderen Erinnerungsstücken für die Nachwelt in einem Bauteil und betonte, wie wichtig das Gebäude für Alfter sein wird: „Wir haben trotz unserer 24.000 Einwohner nur ein stationäres Pflegeheim und brauchen in der nahen Zukunft 200 Plätze“, sagte Schumacher. Auch deshalb seien im Buschkaulerfeld, einem Wohngebiet für 600 Menschen in Witterschlick, gleich Kita und Pflegeheim mitgeplant worden.
In dem Neubau in Alfter-Ort sollen nun möglichst ab Sommer nächsten Jahres schon 95 Pflegeplätze zu belegen sein, acht Menschen in Kurzzeitpflege betreut werden, acht Angestellte wohnen und ein Restaurant auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Feiern trotz Krieg: Schumacher startete mit einer Vorbemerkung: „Wir wissen, dass es immer wieder Kriege auf dem Globus geben wird“, sagte der Bürgermeister. „Und jetzt ist der Krieg in der Ukraine durch Russland in Europa angekommen. Die Solidarität ist groß. Die Gemeinde hat Anrufe und Mails bekommen, in denen Alfterer Zimmer, Kleidung und Übersetzungsleistungen angeboten haben. Aber noch gibt es keine Anfrage der Bezirksregierung für die konkrete Zuweisung von Flüchtlingen.“
Dennoch müsse jetzt gefeiert werden, „aus Verantwortung für das Hier und Jetzt“, denn: „Wir haben uns lange auf diesen Tag gefreut.“ Dass der Grundstein ausgerechnet an Aschermittwoch gelegt wird, war ihm eine Nachfrage beim Projektleiter Wert, doch der ist aus Norddeutschland und störte sich nicht an dem für Rheinländer ungewöhnlichen Datum.
Zentrale Lage: Schumacher freute sich vor allem, dass es gelungen sei, wirklich ein Heim in dieser zentralen Lage zu bekommen. Der Name „Integratives Wohnen am Görresbach“ sei hier Programm. „Die Bewohner werden wirklich in den Ort integriert, können zu Fuß einkaufen gehen, zum Arzt, zur Kita oder zur Schule. Auch das Bähnchen ist nur zwei Minuten weit weg, die Bundesbahn auch recht nah“, erklärte Schumacher und sagte: „So sehr wir in Alfter unser Eigenleben führen, so sehr sind wir aber auch in die Metropolregion eingebunden.“
Politik einig: Schumacher betonte den gemeinsamen politischen Willen zu diesem Bauvorhaben im Gemeinderat: „Manche Mitglieder scheinen ja eine grundsätzliche Allergie gegen das Bauen zu haben, und es gab auch ein paar mit der Schnapsidee, ein solches Heim am Alfterer Ortsrand zu bauen. Aber letztlich haben alle mitgestimmt. Das war nach Jahrzehnten ein Novum.“
Barrierefreie Nachbarschaft: In der Bahnhofstraße 6 gibt es auch bereits 50 Eigentumswohnungen, verteilt auf mehrere Gebäude, die gezielt für diese Nachbarschaft vorbereitet wurden und allesamt, wie Schumacher betonte, auch barrierefrei ausgebaut worden seien. Die Bauqualität sei auch dort sehr hoch.
Bach und Garten: Bleibt der Bach, der laut Schumacher in den vergangenen Jahren „viel Kummer bereitet“ hat. Entlastungsgraben und Rückhaltebecken hätten aber das Überflutungsrisiko im Vergleich zu früher reduziert. Allerdings ist der Bach auch der Grund, warum nun doch nicht der große Garten dort zum Tragen kommt, der einmal für dementiell erkrankte Bewohner und Restaurantbesucher angekündigt war.
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„Eine Verbindung zum Garten wäre nur mit Treppen möglich, und die sind für Menschen mit einer dementiellen Erkrankung eine Hürde“, erklärte Anja Marquardt. Sie ist die Geschäftsführerin von „Libento“ aus Wuppertal, der künftigen Betreiberfirma, die auch das im Bau befindliche Heim in Heimerzheim betreiben soll. Renaturierte Flächen am Bach sollen aber begehbar sein.
Der Betreiber: Libento plant als Teil der Lindhorst Gruppe aus Winsen an der Aller ein Cluster aus maximal sechs Heimen, die sich gegenseitig eng vernetzen und notfalls austauschen sollen. Im Rhein-Sieg-Kreis hatte Libento sich bislang nicht nur für Heimerzheim vorgestellt, sondern auch für das noch wackelige Projekt in der Wiesenau in Wachtberg-Pech. Auch Solingen und Wuppertal zählen als Standorte zum Cluster.
Erdbebensicher: Für Cureus war es neu, wie Warz sagte, Auflagen zum Wasser (wegen des Bachs und Hochwassers) und zur Erdbebengefahr erfüllen zu müssen.
Nachhaltig: „Wir wollen ein Teil der Nachbarschaft sein“, sagte Marquardt und erklärte das Konzept von „Libento", das auf eine möglichst papierlose, digitale Arbeitsabwicklung abzielt. Stationäre Pflege solle hier nach Regeln ambulanter Betreuung mit Pflegetouren ablaufen. Die Betreuung von Kindern der Mitarbeiter soll sowohl helfen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, als auch Leben in das Haus bringen. Dies sei ebenfalls ein Grund, warum das Lokal nicht nur für Bewohner geöffnet werden soll.
Neben dem Quartiersgedanken verbucht „Cureus“ unter „Nachhaltigkeit“ vor allem aber den Energiestandard. Es werde grundsätzlich nach KfW-Standard 40 gebaut – von der Änderung der Bundesförderung sei dieses Vorhaben ohnehin nicht betroffen. Konkret heißt das für Alfter: Es soll mit einem Blockkraftwerk geheizt werden.
Der Zeitplan: Schumacher ist wegen des baulichen Ablaufs gespannt: „Wir erleben Lieferengpässe überall.“ Doch in Rücksprache mit der ausführenden Firma Zenz sagte Sebastian Warz zu, den groben Zeitplan einhalten zu können. „Aber legen sie mich nicht auf den Monat im Sommer 2023 fest, wenn alles fertig sein wird.“
Baulärm: Die Firma Cureus bittet wegen des Baulärms die Anwohner um Verständnis. Bis zum Richtfest im Herbst müsse der Bau aber so weit abgeschlossen sein, dass nicht mehr so viel Lärm nach außen dringe, kündigte Warz an. „Cureus“ und Gemeinde betonten gegenseitig eine ungewöhnlich gute Zusammenarbeit.