EisdieleSonnenschutz kam erst im Herbst
Bergisch Gladbach – Statt auf den Forumpark blicken Simone und Sonia Stefani, Besitzer des Eiscafés De Fanti, gegen einen Gitterzaun – seit zwei Jahren und drei Monaten. „Das ist wie im Gefängnis“, versucht Simone Stefani einen Witz zu machen, „dabei haben wir gar nichts verbrochen.“
Die Absperrungen, das Getöse der Baumaschinen und der Dreck bescheren insbesondere denjenigen Geschäftsleuten Umsatzeinbußen, die an der oberen Hauptstraße/Ecke Buchmühlenstraße die Baugrube von Strunde hoch vier direkt vor der Haustür haben. Betroffene Ladenbesitzer fordern Schadensersatz und haben als Nachweis Bilanzen der vergangenen Jahre vorgelegt.
Ob die Stadtverwaltung den Einzelhändlern Ausgleichszahlungen für die Gewinneinbrüche zahlt, bleibt ungewiss. Die Rechtsabteilung sei noch dabei zu prüfen, ob ein Anspruch auf Entschädigung bestehe, sagt Daniela Reuscher, seitens der Stadt für die Kanalbaustelle zuständig.
Wenigstens einen kleinen Ausgleich für den Ausnahmezustand hatte die Stadtverwaltung den Stefanis zugesagt. Sie sollten die Fläche neben der Forum-Bücherei zwei Jahre lang gebührenfrei für eine Außengastronomie nutzen dürfen, lautet die Vereinbarung.
Deshalb versteht Martha Bähner-Saremba von der SPD nicht, dass die Eisdielen-Besitzer trotzdem eine Rechnung bekommen hätten, wie sie gehört habe. „Wenn man etwas zugesagt hat, muss man es auch einhalten“, fordert sie in der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses. Co-Dezernent Bernd Martmann, bei der Stadt für Immobilien zuständig, verspricht, der Sache nachzugehen. „Ich bin irritiert. Sollte den Eisdielen-Besitzern fälschlicherweise etwas in Rechnung gestellt worden sein, werden wir das korrigieren.“
Simone Stefani hofft ebenfalls, dass es bei der Abmachung bleibt. Tatsächlich hat er eine Rechnung bekommen: eine Bearbeitungsgebühr für die Baugenehmigung in Höhe von mehr als 270 Euro für die zwei fest im Boden zu verankernden Sonnenschirme, die er auf dem Platz gegenüber platzieren möchte. Vor drei Monaten hat er den Sonnenschutz beantragt. Jetzt sei es zu spät. „Der Sommer ist vorbei.“
Dafür will das Baustellenbüro den Händlern die Weihnachtszeit verschönern, „so weit das geht“, sagt Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks. Die Baustellen-Trennwände sollen stimmungsvoll gestaltet werden, die Sicht auf den Weihnachtsmarkt frei bleiben und ein dauerhafter fußläufiger Durchgang zur Buchmühle entstehen. Die Händler würden bei regelmäßigen Treffen über den Fortgang der Arbeiten informiert.
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„Die Belastung für uns alle hier ist enorm groß“, sagt Simone Stefani. Fahrbahndecke mit dem Betonmeißel aufstemmen, Erdmassen mit dem Kran abtransportieren, mannshohe Wasserrohre einsetzen: alles Arbeiten, die teils für einen ohrenbetäubenden Lärm sorgen. Dazu gekommen ist jetzt noch ein neues Geräusch: In der Baugrube fließt das Wasser der Strunde – wie ein Mini-Wasserfall – zwei Meter in die Tiefe. „Das hört sich an, als würde jemand ununterbrochen die Toiletten-Spülung drücken“, sagt Stefani, verzieht genervt das Gesicht und schließt die Tür zu seiner Eisdiele.
Arbeiten dauern noch bis ins Frühjahr
In sechs Wochen, wenn das Weihnachtsgeschäft beginnt, solle die Hauptstraße Baustellen frei sein, kündigt Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks an. Die Bauarbeiten an der Buchmühle dauern aber noch bis zum Frühjahr an.
Die Anfragen der FDP zu den Gesamtkosten der Kanalbaustelle und zum Stand der Verhandlungen mit der Firma Zanders zur Übernahme der Kosten für das verseuchte Erdreich beantwortet der Strundeverband in Kürze schriftlich.