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EitorfKünstler will Schwimmbad gestalten – Gemeinde ist dafür, aber zahlt nicht

Lesezeit 4 Minuten

Ray Wilkins hat Kunstwerke für das Hermann-Weber-Bad entworfen, das derzeit generalsaniert wird.

  1. Das Herrmann-Weber-Bad in Eitorf wird zurzeit nach einem Brand im September 2018 saniert.
  2. Der Künstler Ray Wilkins will acht große Fischbilder für das Schwimmbad malen und zwei Skulpturen für das Außengelände anfertigen.
  3. Der Ausschuss für Kultur hat im vergangenen Jahr den Ideen des gebürtigen Australiers zugestimmt. Allerdings zahlt die Gemeinde nicht für das Projekt.

Eitorf – Die Pappmaché-Schildkröte reckt erwartungsfroh den Hals, ihr goldener Panzer verrät, was sie von den Besuchern der Buchhandlung Windrose in der Brückenstraße möchte: Futter, in klingender Münze und knisternden Scheinen.In vielen Eitorfer Geschäften trifft man derzeit auf solche hungrigen Gesellen; die Delfin- und Schildkrötenspardosen sind Teil eines Crowdfunding-Projekts für die künstlerische Gestaltung des Hermann-Weber-Bades. Auch über eine Internetseite kann gespendet werden.

Ray Wilkins, Coach und Künstler mit Wohnsitz in Eitorf, will acht große Fischbilder für das Schwimmbad malen. Auch zwei Skulpturen für das Außengelände sind vorgesehen. Der Ausschuss für Kultur hat im vergangenen Jahr den Ideen des gebürtigen Australiers zugestimmt. „Kommende Woche werden wir einen symbolischen Kaufvertrag unterschreiben“, sagt Erster Beigeordneter Karl Heinz Sterzenbach.

Gemeinde will nicht für künstlerische Gestaltung zahlen

Denn kosten soll das Kunstprojekt die Gemeinde nichts: Wilkins soll die Finanzierung von Materialien bis zu Hängung und Beleuchtung durch die Einwerbung von Spenden oder Fördermitteln selbst stemmen. Ein Empfehlungsschreiben für die Gewinnung von Sponsoren wird die Gemeindeverwaltung dem Künstler an die Hand gegeben, auch Spendenquittungen will sie ausstellen, wenn Geld für das Projekt auf das Konto der Gemeinde eingezahlt wird.

80.000 Euro, so hat Wilkins ausgerechnet, werde die künstlerische Gestaltung des Schwimmbades kosten, an dem auch Bildhauer Dieter Baumann vom Brölerhof in Ruppichteroth beteiligt ist. „13.000 Euro haben wir schon gesammelt“, berichtet Wilkins im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wenn wir die 15.000-Euro-Marke erreicht haben, können wir starten.“

Innenausbau läuft

Dieter Tentler, Leiter des Gebäudemanagements und zuständig für die kaufmännische Abteilung des Hermann-Weber-Bades, berichtet: „Der Brand im September 2018 hat uns enorm zurückgeworfen.“

Nicht nur der Brandschaden in Höhe von 300 000 Euro und die Entsorgung von durch das Feuer belastetem Material schlage zu Buche, durch die aus der Brandstiftung entstandene Baupause gebe es nun Schwierigkeiten bei Handwerkern und der Lieferung von Material. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Sanierung des Schwimmbades im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Der neue Eingang wurde bereits gebaut, die Fensterfront im Schwimmbad ist eingesetzt, der Einbau des Edelstahlbeckens und des Kinderplanschbeckens läuft. Der Hubboden des Sportbeckens wurde saniert.

Zum aktuellen Stand der Sanierung sagt Gebäudemanager Tentler „Derzeit laufen die Innenarbeiten.“ Es werden Elektroarbeiten ausgeführt, und es wird gefliest.

Im März, so rechnet er, werden die Arbeiten beginnen. Da die Kunstwerke in seinem Atelier in Mierscheid entstehen, gebe es auch nicht den von den Ausschussmitgliedern befürchteten Zeitdruck bis zur geplanten Fertigstellung des Bades noch in diesem Herbst (siehe Infobox): Man könne sie schließlich jederzeit aufhängen. Nur eine spezielle Grundierung der Wand ist nötig, auch die begleitenden Sprüche aus Keramik müssen vor Ort in die Wand eingelassen werden.

Zweimal zwei Meter groß werden die Fischbilder sein, die am Sportbecken aufgehängt werden sollen. Eine Zwei-Schichten-Technik erzielt einen dreidimensionalen Effekt, der durch eine von hinten angebrachte Beleuchtung noch verstärkt wird. Eine abschließende Acrylplatte schützt die Bilder vor der Feuchtigkeit im Bad.

HWB-Delfine - Ray Wiklins

Delfine und Fische malt  Wilkins oft. Sie passen zum Bad, findet er.

Das spezielle Sicherheitsglas stammt vom „Glashaus Eitorf“, Inhaber Wolfgang Mertens beriet Wilkins auch bei den Möglichkeiten zur technischen Umsetzung. Vor dem Haupteingang sollen zwei drei Meter hohe Fisch-Skulpturen aus Glasfaserbeton und Keramik aufgestellt werden, diese soll maßgeblich Dieter Baumann gestalten. Ihr Sockel soll als Sitzgelegenheit genutzt werden.

HWB-Skulptur - Ray Wilkins

Modell der Fisch-Skulptur, die vor dem Eingang stehen soll.

„Ich möchte, dass Kunst im öffentlichen Raum erlebt werden kann“, erläutert Wilkins seine Motivation. Menschen, die nicht ins Museum gehen, sollen ganz natürlich mit Kunst in Berührung kommen. „Ich möchte Jugendliche oder auch Menschen mit Behinderung involvieren. Beim Modellieren oder Grundieren könnten sie mitarbeiten“, sagt der sozial engagierte Wilkins, der auf ähnliche Weise mit dem Förderverein Jugend für die Graffiti-Gestaltung der Skatebowl-Anlage sorgte.

Mehr als zwei Jahre plant und arbeitet er bereits an der Idee, das Schwimmbad künstlerisch neu zu gestalten. Dass die Gemeinde kein Geld in das Projekt schießt, findet er zwar bedauerlich. Aber: „Das Ziel ist jetzt, dass die Eitorfer das selber in die Hand nehmen.“ So könnten die Bürger das generalsanierte Schwimmbad schon jetzt, vor der Eröffnung, zu ihrem eigenen Haus machen. Im Kleinen funktioniere das bereits, erzählt Sylvia Stukenbröker von der Buchhandlung Windrose. „Viele Kinder stecken Geld für das Schwimmbad in die Schildkröte!“

Mehr Infos finden Sie unter www.leetchi.com.

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Hauptsache, es kostet nichts und macht keine Arbeit. Kann das wirklich die Maßgabe für die künstlerische Gestaltung des Schwimmbades sein? Das Hermann-Weber-Bad ist doch keine Vitrine, in die man Feuerwerksverpackungen stellt, bevor sie nachher noch ganz leer bleibt.

Es gibt ein durchdachtes Gestaltungskonzept – und entweder die Kunstwerke von Ray Wilkins passen dazu oder nicht. Will man sie wirklich als Teil des neuen Schwimmbades haben, dann muss mehr Unterstützung her als ein Empfehlungsschreiben, mit dem der Künstler auf eigene Faust kötten gehen soll. Es liegt also der Verdacht nahe, dass die Bilder und Skulpturen doch nicht gewünscht sind. Dann hätte der Ausschuss besser eine klare Absage erteilt.

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