Hürth – Wenn am Freitagabend der 1. FC Köln vor 40.000 statt bislang 25.000 Zuschauern gegen Fürth spielt, freut sich Nina Remagen. Die Geschäftsführerin von Hardy Remagen in Hürth produziert die Stadionwurst, die im Stadion in Müngersdorf verkauft wird. „Vor jedem Wochenende schauen wir, ob bei einem unserer Partner wieder volle Stadien sind, um nochmal ein bisschen mehr Gas in der Wurstproduktion geben zu können“, erklärt die Fleischproduzentin in „ekonomy mit K“, dem Wirtschaftspodcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Mit der neuen Corona-Schutzverordnung werden ab Oktober noch vollere Stadien möglich sein und für Remagen ist es ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Normalisierung des Geschäfts.Fast 300.000 Würste pro Tag und 140.000 Frikadellen verlassen die Fabrik normalerweise am Tag – während der Corona-Lockdowns war das Geschäft um bis zu 60 Prozent eingebrochen. Die fünf Bundesligisten, die beliefert werden, brauchten keinen Nachschub, Weihnachtsmärkte fanden nicht statt, Betriebskantinen waren geschlossen.
Mit Kurzarbeit eines Großteils der 200 Mitarbeiter hatte Remagen auf die Krise reagiert, aber auch damit, mehr Produkte zum Beispiel an Supermärkte statt an Großabnehmer zu liefern. Dabei helfe der Trend zur Regionalität in den Regalen der Einzelhändler, sagt Remagen, die mit ihrer Schwester Nane Remagen im Sommer die gesamten Anteile der Firma von ihrem Vater übernommen bekommen haben.
Sie sind die zehnte Generation an der Spitze des Familienunternehmens. „Mit ganz viel Frauenpower“ hätten sie die Aufgabe angetreten. „Bei mir und meiner Schwester war das immer schon klar, dass wir das machen wollen.“
Mittlerweile bietet Remagen auch vegane Produkte. Der Markt wachse stetig und man wolle die Nachfrage bedienen – auch mit veganer Bratwurst oder Bolognese. Unter anderem im Angebot ist ein fleischloses Pulled Pork. „Wir selbst haben nicht gemerkt, dass es veganes Essen ist“, berichtet die Chefin von einer Blindverkostung.
Einen klar erkennbaren Unterschied gibt es aber bei den Würsten in den Bundesliga-Stadien. „Jede Region hat ihren eigenen Wurstgeschmack“, sagt Nina Remagen. „Kein Stadion hat die gleiche Wurst“ – auch wenn sie aus derselben Fertigung kommen.
Die Wurst beim 1. FC Köln habe eine Eiweiß-Saibling als Hülle und sei gerade, die von Borussia Mönchengladbach sei gekrümmt und werde im Naturdarm produziert. Die gerade Wurst in Köln hätte ihre Kritiker, aber seit bald 20 Jahren werde das Stadion beliefert – „und diese Wurst ist von Anfang an gesetzt“. Der Erfolg gebe recht, der Variante treu zu bleiben.