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Vier Jahre nach Beginn des InsolvenzverfahrensGymnicher Mühle wird zwangsversteigert

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Die Gymnicher Mühle kommt unter den Hammer.

Erftstadt-Gymnich – Rund vier Jahre nach dem Beginn des Insolvenzverfahrens gegen den Mühlenverband Rhein-Erft-Rur kommt nun die Gymnicher Mühle unter den Hammer. Am Dienstag, 13. April 2021, findet am Amtsgericht Brühl die Zwangsversteigerung statt, die von der Kreissparkasse Köln als Hauptgläubigerin betrieben wird.

Das Amtsgericht hat den Verkehrswert für Mühle und Restaurant auf rund 600.000 Euro angesetzt. Das Erftmuseum und der Wassererlebnispark sind von dem Verfahren nicht betroffen, sie befinden sich im gemeinsamen Eigentum des Rhein-Erft-Kreises und des Erftverbands.

Mehrere Kaufinteressenten für die Gymnicher Mühle

Zwar hat Insolvenzverwalter Volker Quinkert nach eigenen Angaben inzwischen mehrere Kaufinteressenten gefunden. „Aber da waren leider nicht alle Gläubiger unter einen Hut zu bekommen“, sagt Quinkert. Es sei immer einer dabei gewesen, der seine Zustimmung nicht gegeben habe. „Freihändig war ein Verkauf nicht möglich.“

Das Erftmuseum ist von der Versteigerung nicht betroffen.

Die Zwangsversteigerung bietet nun die Möglichkeit, die Hängepartie zu beenden. „Die Ansprüche der nachrangigen Gläubiger entfallen dann einfach“, sagt Quinkert. Zwei bis drei Kaufinteressenten gebe es, „davon mindestens zwei aus der Gastronomie“. Laut Quinkert bestehen „in gewisser Höhe auch Forderungen“ auf Rückzahlung von Förder- und Stiftungsgeldern, die in die Sanierung der Mühle geflossen sind. „Diese Gläubiger müssen sich in die Reihe stellen und sehen, ob sie eine Quote bekommen.“

Die Kreissparkasse gibt keine Stellungnahme ab. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu Kundenverbindungen grundsätzlich nicht öffentlich äußern“, sagt eine Sprecherin.

Mühlenverband wollte Gymnicher Mühle nicht mehr weiterbetreiben

Am Gesamtkomplex Gymnicher Mühle waren und sind viele Parteien beteiligt: der vom früheren Landrat Werner Stump angeführte Mühlenverband etwa, der Rhein-Erft-Kreis, der Erftverband, aber auch die von Stump gegründete Stiftung Sankt Martin mit Rechten an Wohnungen. Inmitten des Konstrukts: immer wieder der Name Werner Stump, der zu Gründungszeiten des Projekts auch Landrat des Kreises war.

Das Amtsgericht hat den Verkehrswert für Mühle und Restaurant auf rund 600.000 Euro angesetzt.

Das im Rahmen der Regionale 2010 vor 20 Jahren angestoßene Gemeinschaftsprojekt bekam 2015 Risse. Der Mühlenverband wollte die Gymnicher Mühle nicht mehr weiterbetreiben, Stump führt „altersbedingte“ Gründe an. Der von Kreis und Erftverband zunächst in Aussicht gestellte Kauf platzte jedoch: Die politischen Gremien spielten nicht mit. Versuche, die Mühle anderweitig an den Mann zu bringen, scheiterten – und der Mühlenverband stellte einen Insolvenzantrag, das Verfahren wurde im November 2017 beim Amtsgericht Köln eröffnet.

Gymnicher Mühle liegt seit vier Jahren brach

„Mit der Insolvenz liegt die Gymnicher Mühle mit allen Einschränkungen seit knapp viereinhalb Jahren brach, einhergehend mit einem gewaltigen Substanzverlust“, sagt Stump. Er fürchtet, dass das Objekt zu einem „Schleuderpreis“ versteigert wird. „Wertvolle, gemeinnützige Spendengelder gehen gleich mit unter den Hammer.“

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Auch werde das Ziel aufgegeben, keinen fremden dritten Eigentümer auf dem Areal zuzulassen. „Es ist zurzeit eine traurige Geschichte“, sagt Stump. „Was kommt? Vielleicht noch eine glückliche Lösung, die dem Objekt und der zugrundeliegenden Vision einer renaturierten Erftaue mit der Gymnicher Mühle guttäte.“