Sommerferien in Köln„111 Orte für Kinder in Köln, die man gesehen haben muss“
Lesezeit 8 Minuten
Mit Kindern den Dom besteigen? Das ist ja ganz nett, aber nicht besonders originell. Denn es gibt noch viel spannendere Orte für Kinder und Jugendliche in Köln – abseits der ausgetrampelten Touristenpfade.
Die Stadtentdeckerin Christina Bacher hat für ihr Buch„111 Orte für Kinder in Köln, die man gesehen haben muss“ abenteuerliche, lehrreiche und fantasievolle Orte, Spielräume und Hotspots für kleine und große Kinder aufgespürt und unterhaltsam aufgeschrieben. Fotograf Norbert Breidenstein hat sie allesamt mit der Kamera eingefangen.
Herausgekommen ist eine kunterbunte Sammlung mit 111 Vorschlägen und Anregungen zum Verweilen und Chillen, Entdecken und Staunen, Erfahren und Erleben. Acht Ausflüge aus dem Buch stellen wir hier vor.
Autorin Christina Bacher schreibt sonst Jugendbücher, Kriminalromane und Ratekrimis fürs Radio – kennt sich also aus mit spannendem Stoff. Und so wie es aussieht, könnte bei so vielen Lieblingsplätzen auch der ein oder andere für Eltern und Großeltern dabei sein. Wir stellen ein paar davon vor. (kv)
Am Heumarkt – an der Ecke zum Seidenmacherinnengässchen – steht das „Gasthaus zum St. Peter“ aus dem Jahr 1568. Es ist eines der ältesten Häuser in der Kölner Altstadt und könnte mit den dicht aneinandergereihten Fenstern und den geschwungenen Giebeln auch heute noch einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Wäre da nicht die furchtbare steinerne Fratze an der Seitenwand des Hauses: Tote Augen, ein riesiges Maul und die langen Hauer ohne Unterkiefer weisen darauf hin, dass hier mal einer gewohnt hat, dem zur Strafe für ein schlimmes Vergehen die Augen ausgestochen wurden. Und weshalb? Schaut man genau hin, zieren diese Köpfe aus Stein zahlreiche Hausfassaden in der Altstadt.
Angeblich soll Erzbischof Anno den Befehl gegeben haben, die Masken an den Häusern von denjenigen anbringen zu lassen, die zuvor einen Aufstand gegen ihn angezettelt hatten. Aber in Wirklichkeit war wohl alles viel harmloser: An der Stelle des nicht vorhandenen Mundes befindet sich ein Loch in der Wand. Hier wurde früher ein Balken fixiert und mit Hilfe eines Seils ein Flaschenzug eingebaut – so konnte man Proviant und Kohlen in die Keller schaffen, ohne über die steilen Treppen gehen zu müssen. Cool, was?
Adresse: Anno-Köpfe, Salzgasse 1, Auf dem Rothenberg 11, an der Ecke Auf dem Rothenberg/Lintgasse und im Seidenmacherinnengäßchen,
KVB-Bahn 1,7,9, Bus 132, 133 Haltestelle Heumarkt
Aussichtsplattform
Köln-Panorama an der A1
Ein bisschen zugig ist es hier oben schon. Dafür sieht man von diesem Ort am äußersten Zipfel des Äußeren Grüngürtels auch tatsächlich den Dom und – vor ihm emporragend – den Fernsehturm. Bei gutem Wetter blitzt manchmal die Lanxess-Arena im Hintergrund auf – Skyline pur. Wie passend, dass man sich im Landschaftspark Belvedere, was bekanntermaßen ja „schöner Ausblick“ heißt. Die 8,60 Meter hohe Aussichtsplattform namens „Domblick“ gehört zu einer Reihe von Hochständen zwischen Müngersdorf, Bocklemünd und Vogelsang.
Für Köln-Fans und Hobbyfotografen: Von hier aus kann man das Stadtpanorama eingerahmt von Natur fotografieren – und das zu jeder Jahreszeit. Manchmal fliegt ein Schwarm Zugvögel durchs Bild, oder ein Traktor belebt den Vordergrund eines Schnappschusses, während am Horizont die Großstadt pulsiert. Genial. Dass die Aussichtsplattformen – außer dem „Domblick“ gibt es noch den „Blickfang“, den „Feldblick“ und den „Ausblick“ – direkt an der A 1 liegen, dürfte vor allem Autofreaks gefallen. Die nämlich müssen ihren Blick nur vom Dom abwenden und das Fernglas auf die nahe Autobahn unter sich richten. Und das Ganze bei freiem Eintritt.
Köln ist eine ewige Baustelle – das wissen alle. Und obwohl die meisten Menschen in der Stadt davon ganz schön genervt sind, gibt es in der Südstadt doch einen Ort, an dem das sogar sehr erwünscht ist: den Bauspielplatz im Friedenspark – kurz Baui genannt. Seit den 70er-Jahren wächst und gedeiht der Platz, ständig entstehen neue Buden und Hängebrücken von Kinderhand auf dem Gelände vor dem Fort I.
Getragen wird die Einrichtung seit 1998 von den Jugendzentren Köln, die ein richtig tolles, volles Programm für Kinder von 6 bis 18 Jahren auf die Beine stellen. In erster Linie wird hier aber täglich ab 15 Uhr gespielt, gehämmert, gesägt und gebaut – unter pädagogischer Anleitung, aber dennoch weitestgehend selbstbestimmt und frei.
Ein bisschen wie bei den „Kindern aus der Krachmacherstraße“ ist Mitsprache ausdrücklich erwünscht. Wer möchte, kann sich beispielsweise für das Hausparlament zur Wahl stellen. Dann ist man Sprachrohr für die anderen Kinder oder kann eigene Ideen einbringen. Eltern müssen – nach Möglichkeit – draußen bleiben. Ein kleiner Trost für die Erwachsenen: Rund um das ehemalige Fort I kann man zwischen überwucherten Ruinen und verwinkelten Wegen auf Entdeckungstour gehen.
Bauspielplatz Friedenspark, Hans-Abrahamn-Ochs-Weg 1, 50678 KölnÖffnungszeiten: Mo bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Jugendcafé Schickeria Mo. bis Fr. 14 bis 22 Uhr.
Das Bienenhaus
Honig für Stadtkinder
Es summt und säuselt, brummt und wuselt – und scheint, als komme das ganze Bienenvolk heute geschlossen zur Vollversammlung. Die graubraunen Tiere mit den hellen Ringen am Hinterleib, die im Bienenhaus des „Kölner Imkervereins von 1882“ leben, sind gerade sehr aufgeregt: Der neue Honig ist fertig und dieses Mal ist er besonders gut gelungen. Golden sieht er aus und süß ist er. Hmmmm.
Neben der Honig-Verkostung erfährt man eine Menge bei den Führungen im Bienenhaus. Zum Beispiel, dass die Biene eines der wichtigsten Nutztiere nicht nur in unserer Region ist. Und heutzutage in ihrer Art leider bedroht. Umweltgifte und Stress machen den Tieren so zu schaffen, dass es sich die meisten Imkervereine – gerade in der Stadt – zur Aufgabe gemacht haben, die Zucht weiter auszubauen.
Wie hier in Finkens Garten, einem Naturerlebnispark in Rodenkirchen, der nach seiner Gründerin, dem legendären Fräulein Finken benannt ist. Fünfmal so groß wie ein Fußballplatz gibt es auf der Anlage neben einem Duftgarten, dem Baumtelefon und der Streuobstwiese unzählige Wild- und Kulturpflanzen, die es zu bestäuben gilt. Das Bienenhaus ist jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Öffnungzeiten: jeder 2. und 4. Sonntag im Monat ist das Bienenhaus geöffnet (April bis November) und Ostersonntag 11 bis 16 Uhr. Finkens Garten ist von 9 Uhr bis Sonnenuntergang offen.
Deutsches Staubarchiv
Suche nach der Wollmaus
Alles so schön staubig hier. Einer, der sich besonders darüber freut, ist Dr. Wolfgang Stöcker, der vor einigen Jahren das Deutsche Staubarchiv in Bickendorf gegründet hat. Auf der ganzen Welt ist er mit Pinsel und Lupe unterwegs und untersucht das, was andere lieber loswerden wollen. Der Staub landet dann in durchsichtigen Tütchen in einem Ordner, daneben werden fein säuberlich die Fundstelle und das Finde-Datum notiert.
Inzwischen lagern in der Sammlung schon Stäube aus dem berühmten Persepolis im Iran, dem Empire State Building oder auch der Kathedrale La Sagrada Família in Barcelona. Aber die allererste Probe des Deutschen Staubarchivs aus dem Jahr 2004 stammt natürlich vom Kölner Dom. Für Staub-Forscher wie Stöcker sind die grauen Flusen fast wertvoller als Gold, weil man an ihnen sehr viel ablesen kann.
Das heutige Köln etwa ist genau genommen auf Geröll, Dreck und Staub erbaut worden. Die Römer lebten nämlich vor rund 2000 Jahren einige Meter tiefer. Wer selbst Staub-Scout werden will, kann Proben von einem ganz besonderen Ort – samt Foto der Fundstelle – einschicken. „Stöckers Staubführungen“ u.a. Touren durch Köln kann man buchen: 0221/17 93 984. www.deutsches-staubarchiv.de
Adresse: Am Fliederbusch 21, 50827 Köln-Bickendorf
KVB-Bahn: 3 und 4 Haltestelle Akazienweg.
Rolf's Streichelzoo
Eselwandern zum Rhein
Angefangen hat alles mit zwei Papageien. Heute leben mehr als 100 Vögel in der Tierauffangstation in Köln-Zündorf, die Rolf Effenberger vor vielen Jahren gegründet hat. Und seit es sich herumgesprochen hat, dass hier auch andere Tiere aufgenommen werden, die sonst kein Zuhause haben, ist auf dem etwas versteckt gelegenen Gelände hinter einem Gartencenter „Rolf’s Streichelzoo“ entstanden – täglich geöffnet für alle, die Tiere genauso lieben wie Rolf und sein Team.
Das Schöne: Hier kommt man ganz nah an die Gehege der Fellnasen ran, gerne auch ausgestattet mit einer Schachtel Futter, die man am Eingang für einen Euro erwerben kann. Inzwischen kümmert sich ein Verein darum, dass sich das Projekt weiter tragen kann. Denn all die Hasen, Meerscheinchen und Ziegen, die Minischweine Schnitzel und Trüffel, die Ponys Kasimir und Nepomuk und auch Max, das Känguru, haben immer großen Hunger.
Ohne die Paten, die sich mit einem geringen Beitrag um ein Tier ganz besonders kümmern, würde das Angebot im Futtertrog ganz schön knapp werden. Außerdem kann man Eselwanderungen zum Rhein oder ganz spezielle Erlebniszeiten mit einem Lieblingstier buchen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Adresse: Tulpenweg 25-27, 51143 Köln-Zündorf
KVB: Bahn 7 Haltestelle Zündorf
Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeiten.
Die Windhundrennbahn
Pokale für die Schnellsten
Bjella läuft – die Beute immer im Blick. Dass es sich dabei um eine Attrappe handelt, die nur nach Hase riecht, ist der Hündin nicht so wichtig. Bis zu 90 Stundenkilometer schnell können Windhunde rennen – der schnellste wird am Ende zum Rennsieger gekürt. Schafft Bjella das, bekommt sie neben einer Medaille auch Leckerlis ohne Ende, das spornt sie an. Auf der Windhundrennbahn in Lindenthal trainiert jeden Sonntag der „Köln-Solinger Windhund Sportverein“, wozu auch Zaungäste willkommen sind.
Windhunderennbahn: In der Beller Maar, 50937 Köln-Lindenthal,www.ksw-sportverein.de, KVB-Bahn 7, Haltestelle Stüttgerhof.
Tipp in der Nähe: Ganz in der Nähe befindet sich der Decksteiner Weiher. Dort kann man sich auf dem Minigolfplatz vergnügen oder mit einem Boot über den See rudern.
Das Buch
„111 Orte für Kinder in Köln, die man gesehen haben muss“, von Christina Bacher, Emons Verlag, 240 Seiten, 16.95.