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Restaurant „Casa di Biase“Eine Kölner Parodie auf 90er Jahre-Edel-Italiener

Lesezeit 3 Minuten
casa di biase

Das „Casa di Biase“ gilt seit zwei Jahrzehnten als „Kult-Edel-Italiener“.

  1. Unsere Autorin Julia Floss hat sich das „Casa di Biase" angeschaut. Das Restaurant gilt als „Kult-Edel-Italiener“, seit zwei Jahrzehnten.
  2. Das Lokal ist wunderschön. Aber die Küchenleistung tänzelt zwischen restlos verstaubter 90er-Jahre-Italo-Küche und gut.
  3. Was Frau Floss gefallen hat und was nicht, hat sie hier aufgeschrieben.

In einem Punkt können wir uns alle einig sein, das Lokal der „Casa di Biase“ ist wunderschön. Ein prächtiger Altbau mit bodentiefen Fenstern, Markise und nostalgischer Holztheke direkt am Eifelplatz. Ab dieser Feststellung scheiden sich die Geister hinsichtlich des restlichen Fazits. Der Laden ist konstant ausgebucht, die Klientel offensichtlich gut betucht, das Restaurant gilt als „Kult-Edel-Italiener“ seit zwei Jahrzehnten.

casa di biase 3

Auch von außen ist das Lokal ein schöner Anblick.

Mein Eindruck war ein anderer. Beide Besuche kamen mir vor wie geskriptet. Als wäre ich in das Filmset einer Edel-Italiener-Parodie reingeraten. Rossini nur ohne die mörderische Frage, wer mit wem schlief. Erdachte, völlig überzeichnete Charaktere in einem erdachten, völlig überzeichneten Set.

Der Oberkellner hatte offenbar die Anweisung erhalten, möglichst unfreundlich aufzutreten. Das 90er-Jahre-Klischee des arroganten Kellners in französischen Haute-Cuisine-Restaurants – nur eben auf Italienisch. Ihm zur Seite stehen der fröhlich überdrehte Sommelier und die strahlend schöne Kellnerin, die die emotionalen Kohlen aus dem Feuer holt.

Modern oder eine schlechte Kombination?

Serviert wird, laut Selbstdarstellung, „Klassische italienische Küche, modern interpretiert“. In den Anfängen des „Casa di biase“ mochte diese Einschätzung zutreffen, im Jahr 2020 tut sie es nicht mehr. Ravioli mit Burrata-Füllung in sahnig-süßer Himbeersauce sind weder klassisch italienisch, noch modern interpretiert, sondern einfach nur eine schlechte Kombination.

Da passt leider gar nichts zusammen. Der gebeizte Lachs mit Fenchelsalat und Orangenfilets kommt deutlich solider, wenn auch altbacken daher, ist aber insgesamt schwach gewürzt. Die Calamaretti sind perfekt gebraten, aber auch hier fehlt die Inspiration. Eine handvoll grüner Salatblättchen und drei Stängel Passepierre-Algen machen noch keine Vorspeise, die man in diesem Preissegment erwarten kann.

Der Eindruck der Schickeria-Parodie will nicht verblassen

Der zweite Besuch geht vielversprechender los, das Lachs-Thunfisch-Tatar ist solide abgeschmeckt und handwerklich gut gemacht. Daneben liegen vier dünne Scheiben Rote-Beete und die obligatorischen Mesclun-Blättchen. Eine simple Vinaigrette, die aus mehr Zutaten als Salz, Pfeffer, Essig und Öl besteht, wäre auch hier eine gute Investition gewesen.

Die Küchenleistung tänzelt zwischen restlos verstaubter 90er-Jahre-Italo-Küche und gut. Das Rehragout zur Pasta ist fantastisch und wird bis zum letzten Tröpfchen ausgelöffelt. Die Seeteufelbäckchen mit Zucchini hätten eindeutig eine elegantere Nudel als die riesigen Maccheroni verdient.

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Das „Casa di biase“ lässt mich irritiert zurück. Der Eindruck der Schickeria-Parodie wollte partout nicht verblassen. Der frostige Oberkellner wird von den Geschäftsmännern gescheucht wie eine lästige Fliege.

In militärischem Tonfall erhält er Anweisungen, wie der Koch die Kartoffeln zuzubereiten hätte. Toller Tipp vom Anwalt am Nebentisch: „Vor dem Kochen vielleicht mal klein schneiden.“ Bei solchen Gästen würde mir vermutlich auch der Spaß vergehen.

„Casa di biase“Adresse: Eifelplatz 4, 50677 Köln, Tel: 0221/322433Öffnungszeiten Di-Fr 12-14.30 Uhr + 18.30-22.30 Uhr, Sa 18.30-22.30 Uhr

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Liebevoll gedeckt sind die Tische im Restaurant.

Probiertes von der Menükarte

- Mittagsmenü // 22,50 Euro: Lachs-Thunfisch-Tatar auf Rote-Beete-Carpaccio // Ravioli mit Burrata-Füllung und Himbeersauce

- Mittagsmenü // 22,50 Euro: Gemischter Salat // Maccheroni mit Seeteufelbäckchen und Zucchini

- Baby-Calamari // 16,50 Euro

- Garganelli mit Rehragout // 17,50 Euro

- Gebeizter Lachs mit Fenchelsalat und Orangen // 17,50 Euro