Wer Fernweh hat, kommt in der Hotelbar im Kölner Excelsior Ernst auf seine Kosten. Hier waren auch schon Madonna und George Clooney.
BarkolumneIn der Charles Bar im Kölner Excelsior Hotel Ernst kann man Stars treffen
Gerade wenn man in regelmäßigen Abständen an Fernweh leidet, aber keine Reise, noch nicht mal ein Kurztrip in Aussicht steht, ist die Hotelbar die perfekte Flucht. Sie suggeriert für wenige Stunden genau die Weitläufigkeit, die es für diesen Moment oder ein paar Stunden braucht, um die Sehnsucht nach Exotik zu stillen. Fremde Gesichter, internationales Sprachengewirr, Drinks, die in Szenebars eher nicht auf der Karte zu finden sind, sondern Klassiker, die sich weltweit von selbst erklären.
Sucht man in Köln aus eben genannten Gründen die Charles Bar im Excelsior Hotel Ernst auf, gesellt sich zum schönen Gefühl, für einen Augenblick in eine andere Welt einzutauchen, eine sehr heimelige, intime Atmosphäre. Sowohl für weitgereiste Gäste wie auch für das Kölner Publikum eine ideale Melange.
Denn im Gegensatz zur sonstigen Großzügigkeit des Hotels ist die gediegene Bar, benannt nach dem Inhaber Charles Roulet, von geradezu beschaulicher Größe. Mit 30 Gästen ist der Raum ohne Glasfronten und neugierigen Blicken gut gefüllt, was ganz gute Bedingungen dafür sind, damit sich zuweilen auch Weltstars wie die Red Hot Chili Peppers, Madonna oder George Clooney am Tresen einfinden. Gedimmtes Licht, geschliffener Mahagoniglanz und polierte Messingbeschläge erinnern an eine Mischung aus britischem Gentlemen’s Club und gut ausgestatteter Schmuckschatulle.
Einzig die Lederbespannung, die seit der Renovierung 2023 nicht mehr matt senfgelb, sondern papayarot leuchtet, scheint etwas grell geraten. Aber was macht das schon, wenn man sich auf den Bänken oder in den gemütlichen Clubsesseln niederlässt und die stellvertretende Barchefin Lucia dai Notto roséfarbene Drinks mit fruchtigen Noten wie Cosmopolitan oder Ginger-Berry- Fizz so nonchalant serviert, als seien die mit Goldstaub verzierten Cocktails nur zufällig aufs Mobiliar abgestimmt.
Hier beherrscht man bis zu 150 Rezepturen
Die Karte zählt 20 hochprozentige Mischungen, „aber alle sechs Mitarbeiter der Bar beherrschen 100 bis 150 Rezepturen“, erklärt dai Notto. Gut, dann testen wir mal. „Kennen Sie den Seelbach?“ Auf ein „selbstverständlich“ folgt die prompte Lieferung dieses Champagner-Cocktails. Ein Klassiker, der 1917 im Seelbach Hotel in Louisville, Kentucky, entstanden ist, durch seine vordergründig bittere Erscheinung aber viele am Gaumen verstört. In der Charles Bar wird er allerdings so exquisit gemischt, dass ich diese Adresse garantiert öfter aufsuchen werde, wenn der Sinn nach Bourbon, einem Hauch Orangenlikör, reichlich Angostura, Peychaud‘s Bitters und Champagnerperlen steht.
Für Fans von Hochprozentigem ist auch der Charles‘ Negroni eine Empfehlung. Es ist der Lieblingsdrink des Hausherrn und unterscheidet sich vom derzeitigen Modegetränk dadurch, dass die fertige Mischung aus Gin, Campari und rotem Wermut acht Monate im Eichenfass reift und dem Drink eine angenehme Samtigkeit verleiht.
Zu welchem Zeitpunkt einen die Hotelbar-Sehnsucht überkommt, spielt im Falle der Charles Bar eigentlich keine Rolle. An den Wochenenden plätschern Pianoklänge vom Salon herein, wer auf internationale Stars hofft, kommt besser nach Konzertende. Ansonsten sind auch die frühen Abendstunden eine Empfehlung, dann besteht am ehesten die Chance, auf ruhige Momente.
Was muss man unbedingt probieren?
Die Favourites wie Crazy Monkey oder Dark ‘n‘ Stormy.
Was kosten die Cocktails?
Alle Klassiker 20,50 Euro, Champagner-Cocktails wie Prince of Wales 1901 23,50 Euro.
Gibt es auch Kölsch?
Gaffel Kölsch vom Fass 0,2 l kostet 4,40 Euro.
Wer geht dahin?
Hotelgäste, Kölner Bürger, denen der Sinn nach einer klassischen Bar steht.
Wie alt sind die Gäste?
Erwachsen.
Gibt es etwas zu essen?
Wiener Schnitzel to Share mit Preiselbeeren 39,00 Euro. Knusprige Trüffelpommes mit Trüffelmayonnaise und Parmesan 21,00 Euro.
Das Besondere?
Gediegen und intim. Klaviermusik der Pianistin Robin Meloy Goldsby an den Wochenenden
Charles Bar, Excelsior Hotel Ernst, Domplatz/Trankgasse 1-5, 50667 Köln
Geöffnet täglich ab 12 Uhr. Von Sonntag bis Donnerstag schließt die Bar um 23 Uhr, Freitag und Samstag um Mitternacht – oder später, je nach Auslastung.
Tearoom und Whisky-Bar: Mittwoch 11 bis 19 Uhr, Donnerstag bis Samstag 11 bis 22 Uhr, Sonntag 15 bis 20 Uhr.