Kölner Hotel-Direktoren sehen das Image als Tourismus- und Messestandort bedroht, gerade internationale Gäste fühlen sich abgestoßen.
Sauberkeit, SicherheitKölner Hotelchefs fordern Mitbestimmung im Kampf gegen Verwahrlosung der Stadt
Obdachlosigkeit, mangelnde Sauberkeit, Vandalismus und die Drogenszene – laut Excelsior Hotel Ernst, Kölns Fünf-Sterne-Haus am Dom, sind das die drängendsten Probleme, mit denen die Stadt Köln als Tourismus- und Wirtschaftsstandort derzeit zu kämpfen hat.
Damit stimmt Georg Plesser, geschäftsführender Direktor des Nobelhotels in der Trankgasse, den Schilderungen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zu. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach die Politikerin vergangene Woche von einer „zunehmenden Verwahrlosung“ der Stadt, die sie seit bald zehn Jahren anführt. Auf die Frage, wer Ordnung herstellen könne, wenn nicht die Oberbürgermeisterin, sagte Reker: „Mit den Mitteln, die uns aktuell zur Verfügung stehen, niemand.“
Hoteldirektor beklagt Verwahrlosung rund um Hauptbahnhof und Domplatte
Aus Sicht des Excelsiors, seit mehr als 160 Jahren in Köln ansässig, könne die Veränderung des Stadtbildes kaum noch ignoriert werden, kommentiert der Hoteldirektor.
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In den Bereichen rund um den Hauptbahnhof und die Domplatte – also in direkter Umgebung seines Hotels – werde die Verwahrlosung immer sichtbarer. „Die Entwicklungen beeinflussen nicht nur das Wohlbefinden der Menschen, sondern prägen auch das Image der Stadt“, so Plesser. Von einem beispielhaften Vorfall berichtete zuvor auch Reker: „Ich habe 2019 das norwegische Prinzenpaar vom Hauptbahnhof abgeholt und bin mit ihm über den Bahnhofsvorplatz zum Excelsior Hotel gegangen. Mette Marit wirkte verunsichert, aber ich habe sie beruhigt.“
Sicher fühlen soll sich aber nicht nur der Adel, sondern alle Gäste. „Eine funktionierende Großstadt benötigt ein Umfeld, das für alle Menschen angenehm und sicher ist. Ich sehe hier in unserer Stadt großen Handlungsbedarf“, sagt der Excelsior-Chef.
Köln sei einer der bedeutendsten Messestandorte Deutschlands. Das Millionenpublikum, etwa von der Lebensmittelmesse „Anuga“ und der Kunstmesse „Art Cologne“ angezogen, sei für die Stadt von „enormer wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung“. Hinzu komme die „Gamescom“, deren Austragungsort 2026 erneut zur Ausschreibung stehe. „Ein gepflegtes Stadtbild ist dabei unerlässlich, der aktuelle Zustand entspricht nicht mehr den Ansprüchen, die diese Veranstaltungsformate mit sich bringen“, sagt Plesser.
Damit spricht er auch anderen Kölner Hoteliers aus der Seele, zum Beispiel Dirk Schöbel, Direktor des Marriott Hotels. „Dass Sicherheit und Ordnung in Köln rückläufig sind, wird gerade von den internationalen Gästen an uns herangetragen“, sagt er. Der Bahnhof als Einfallstor der Stadt sei kein Umfeld, in dem man Besucherinnen und Besucher gerne begrüßen möchte.
Kölner Hoteliers berichten: internationale Gäste fühlen sich unwohl
„Es muss grundlegend etwas passieren“, sagt auch Mathias Johnen, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) im Regierungsbezirk Köln. Reker habe es in zwei Legislaturperioden nicht geschafft, für Ordnung zu sorgen, kritisiert er. „Menschen aus der Region, nationale und internationale Gäste müssen sich wieder sicher fühlen, wenn sie hier ankommen.“ Johnen spricht sich für eine höhere Präsenz von Sicherheitspersonal aus.
Verbesserungspotenzial sehen die Hoteliers auch mit Blick auf die Übernachtungssteuer. Nach einem Ratsbeschluss wurde diese im Juli 2024 auf Geschäftsreisende ausgeweitet. Sie zahlen seitdem, genauso wie Touristen, einen fünfprozentigen Aufpreis auf ihre Zimmer. Die Einnahmen würden in Kultur, Bildung, Soziales und Tourismus fließen. 2025 solle die Gebühr das Kulturbudget stärken und für den Aufbau einer Tanzsparte eingesetzt werden, hieß es damals seitens der Stadt.
Die Verwendung sei derzeit „nicht transparent“, kritisert Plesser. Seine Forderung an die Stadtspitze und die Kandidaten der Kommunalwahlen: mehr Mitbestimmung. Schließlich fülle seine Branche den Topf. „Das würde dazu beitragen, dass die Steuer zum Teil wieder dem touristischen Sektor zugutekommen würde und wir uns als Gastgeber und Gastgeberinnen für mehr Sauberkeit, Sicherheit und ein repräsentatives Stadtbild einsetzen.“ Darauf hofft auch Marriott-Direktor Schöbel – „damit das Bild, was nun von Köln kursiert, korrigiert wird“.