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SauberkeitBergisch Gladbach stört sich nicht an Flaggenmalern

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Flaggenteppich in der Gladbacher Fußgängerzone

Das Flaggen-Kunstwerk in der Fußgängerzone von Bergisch Gladbach

Ein erster Flaggenteppich ist in der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone zu sehen gewesen

Mal was Neues in der Stadt: Ein Flaggenmaler hat vor einigen Tagen seine „Handschrift“ in der Fußgängerzone hinterlassen. Mit Kreide hat der namenlose Künstler Fahnen aus aller Herren Länder auf den Boden gemalt.

In Höhe der Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße, nahe bei der „Bergischen Bäuerin“ und ihren Bronze-Schafen, können Passanten mit sehr gutem Auge noch erkennen, dass hier kürzlich ein Flaggenmaler am Werk war. Eine relativ kleine Fläche hat der Straßenkünstler genutzt, kleiner als seine Kollegen in Köln, in der „Schnittmenge“ der beiden Fußgängerachsen aber einen öffentlichkeitswirksamen Platz gefunden.

Sollte es mal in Richtung Graffiti gehen, dann würden wir die Flächen reinigen, dies in Rechnung stellen und Anzeige erstatten
Stadt Bergisch Gladbach

Der bunte „Teppich“ ist zwischenzeitlich ein wenig verblasst, die Farben verwaschen, der Witterung wegen. Dass zum Frühling noch weitere Straßenkünstler kommen, scheint nicht ausgeschlossen. Bislang war die Fußgängerzone eine „flaggenfreie“ Zone. Das hat sich jetzt geändert.

In Köln, Gladbachs Nachbarstadt, ist das Thema „Flaggenmalen“ ein heftiges Politikum, nach langem Ringen hat die Stadt im vergangenen Herbst eine „Schutzzone“ rund um den Kölner Dom (Platz vor dem Hauptportal) und den Hauptbahnhof (Vorplatz) ausgewiesen, zum Schutz der öffentlichen Ordnung.

Teils mussten Touristen in der Vergangenheit aufpassen, dass sie zwischen den Flaggen-Kunstwerken überhaupt einen Weg über die Domplatte fanden. Ein halbes Dutzend und mehr Künstler malten hier oft gleichzeitig.

Diskussionen in Köln

Ausdiskutiert ist das Thema aber in Köln längst nicht: Befürworter setzen sich vehement für die Flaggenmaler ein, Gegner wollen verhindern, dass weitere Akteure kommen. Es gibt unter den Flaggenmalern regelrecht Gruppen, die sich auf diese Straßenkunst konzentrieren und untereinander abstimmen, wer Flaggen malen darf und wo.

Es ist ein lukratives Geschäft in der Domstadt: Touristen bleiben stehen, legen Münzen auf die Flagge ihres Heimatlandes. Das soll wohl Glück bringen, so denken manche Passanten. In Köln spricht die Verwaltung von einem organisierten und lukrativen Geschäft, das zunehmend Konflikte heraufbeschwört.

Besonders auf der Domplatte sei zu beobachten, dass Einzelkünstler von organisierten Flaggengruppen verdrängt würden. Kommen die Reinigungstrupps der Stadt, um den Vorplatz am Dom zu säubern (und damit auch die Kreide-Flaggen zu entfernen), stellen sich die Künstler den Mitarbeitern in den Weg. Auch von körperlichen Auseinandersetzungen war bereits die Rede. In Bergisch Gladbach ist die Situation bislang noch ruhig. Von Konflikten ist (noch) nichts bekannt.

Ordnungsamt passt auf

Aber das städtische Ordnungsamt hat ein wachsames Auge auf diese neue Form der Straßenkunst. Schließlich könnte es ja durchaus sein, dass Straßenmaler aus Köln verdrängt werden und in der Bergisch Gladbacher Innenstadt ein neues Betätigungsfeld finden.

„Unseres Wissen nach handelt es sich bei den Flaggenmalern um Straßenkünstler, die nur mit Kreide Flagge auf den Boden malen, und die Bürgerinnen und Bürger Kleingeld als Spende auf die Flaggen legen können“, antwortet ein Sprecher der Stadt auf eine Nachfrage dieser Redaktion.

Offenbar sehen die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes alles entspannt: „Da sich die Farben im Regen von selbst auflösen, ist dies für uns aktuell kein Thema.“ Das heißt konkret: Flaggenmaler können vorerst weiter in der Fußgängerzone aktiv sein, sofern sie nicht störend auffallen.

Keine rechtsfreie Zone

Rechtsfreie Zone ist die Stadt nämlich nicht: „Sollte es mal in Richtung Graffiti gehen, dann würden wir die Flächen reinigen, dies in Rechnung stellen und Anzeige erstatten“ , betont die Verwaltung. Ärger mit Graffitis in der Fußgängerzone hat es in der Vergangenheit gegeben, bei einigen Klimaschutz-Aktionen hatten Teilnehmende das Pflaster mit Graffitis beschmiert.

Auch ansonsten ist nicht alles erlaubt auf den öffentlichen Straßen und Plätzen, etwa aggressives Betteln, starkes Lärmen, Wildpinkeln, das Behindern und Belästigen von Passanten, die Benutzung der Fußgängerzone als Lagerplatz, Verunreinigungen und so weiter. Das Flaggenmalen taucht in der Liste der verbotenen Aktivitäten bislang nicht auf. Eine Änderung, sofern erforderlich, müsste mit Mehrheit von den Mitgliedern des Gladbacher Stadtrates beschlossen werden.

Zur Kontrolle der öffentlichen Sicherheit schickt die Stadt die Patrouillen des Ordnungsamts, sie hätten dann gegebenenfalls einen weitere Aufgabe. Im Frühjahr und Sommer wird sich zeigen, wohin beim Flaggenmalen die Reise in Bergisch Gladbach geht.