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„Abschreckung unserer Zielgruppe“Kölner Hoteliers kritisieren neue Übernachtungssteuer für Geschäftsleute

Lesezeit 4 Minuten
Rollkoffer steht vor einem Hotelbett.

Geschäftsreisende müssen ab Juli eine fünfprozentige Übernachtungssteuer zahlen.

Ab dem 1. Juli müssen auch Geschäftsreisende eine Steuer von fünf Prozent pro Nacht zahlen. Hoteliers bekommen den Unmut zu spüren.

Das Übernachten in Köln wird für Geschäftsreisende erheblich teurer. Vom 1. Juli an müssen sie ebenso wie Touristen einen fünfprozentigen Aufschlag auf den Zimmerpreis zahlen. Das hat der Rat im Februar beschlossen. Die Stadt rechnet mit mehreren Millionen Mehreinnahmen. Eine Stadtsprecherin sagte auf Anfrage, dass 2024 – also mit einigen Monaten der neuen Regelung – voraussichtlich rund 8,75 Millionen Euro eingenommen werden und 2025 dann schon 14 Millionen.

In diesem Jahr ist das Geld für den sogenannten Strukturförderfonds eingeplant, mit dem die Stadt Vereine und Träger unterstützt, die für die Stadt freiwillige soziale Leistungen übernehmen. Ab dem Haushaltsjahr 2025 fließt die Gebühr, die einst Kulturförderbeitrag hieß und nun offiziell in Übernachtungssteuer umbenannt wurde, in den Kulturetat und soll vor allem den Bereich Tanz an den Bühnen etablieren.

Gäste könnten aus Köln in Nachbarstädte ausweichen

Bei den Kölner Hoteliers, die von Messen und Firmenveranstaltungen abhängig sind, stößt der erzwungene Preisaufschlag auf Kritik. Der Hauptgeschäftsführer der Dorint-Hotelgruppe, Jörg T. Böckeler, sagt: „Das ist eine klare Abschreckung der Zielgruppe.“ Dorint ist mit drei Häusern in Köln vertreten: an der Messe, am Heumarkt und in Junkersdorf. „Die Raten der Kölner Hotels werden durch die zusätzliche Kulturförderungsabgabe weiter steigen, da die Rendite der Hoteliers keinen Preisstopp verkraftet. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass Gäste mit Ziel Köln auf die preiswerteren Hotels in den Städten im Umkreis ausweichen oder ganz auf die Reise nach Köln verzichten werden.“

Hotel Dorint am Heumarkt

Hotel Dorint am Heumarkt

Dirk Schöbel, Chef des Marriott Hotels an der Johannisstraße, hat schon den ersten Unmut von Kunden zu spüren bekommen. „Wir haben Verträge bis weit ins nächste Jahr hinein, da ist eine solche Preiserhöhung für manchen Businesskunden verstörend.“ Zumal die Kölner Gebühr hoch sei und mit dem Zimmerpreis noch wachse. Im Gegensatz etwa zu Düsseldorf, wo Touristen und Geschäftsleute seit dem 1. Januar einen festen Betrag von lediglich drei Euro zahlen müssen. In Frankfurt bezahlen bisher Touristen zwei Euro pro Nacht, es wird überlegt, diesen Betrag auch von Geschäftsleuten zu verlangen. In der Messestadt Hannover wird seit Januar eine Gebühr von mindestens 50 Cent, in der Regel aber um die fünf Euro berechnet. Schöbel ist außerdem befremdet, dass er den Beschluss aus der Zeitung und nicht aus der Politik erfahren hat. „Das zeigt wenig Wertschätzung und wirtschaftlich tut sich die Stadt damit keinen Gefallen.“

Das ist sicherlich nicht förderlich für den Wirtschaftsstandort Köln
Ralph Goetzmann, General Manager Radisson Blu an der Messe

Sein Kollege Ralph Goetzmann, General Manager des Radisson Blu an der Messe, sagt: „Die Messe-Hotels sind von dieser Entscheidung sehr betroffen.“ Und: „Das ist sicherlich nicht förderlich für den Wirtschaftsstandort Köln.“ Wenn Köln sich künftig um einen internationalen Kongress bewerbe, dann würden die Firmen ganz genau hinschauen. Für Touristen, die im Durchschnitt nur etwas mehr als eine Nacht in Köln bleiben, würden die Aufschläge nicht so ins Gewicht fallen wie für Geschäftsreisende, die in der Regel mehrere Nächte hier verbringen.

Wenn ein Tourist bei einem Zimmer von 150 Euro 7,50 Euro Übernachtungssteuer zahle, sei das zu verkraften. Bei Geschäftsreisenden kämen aber große Summen zusammen. In Köln steigen die Preise zu Messezeiten wie in anderen Städten stark an. „Gerade jetzt ist für die Erhöhung ein schlechter Zeitpunkt, da auch die internationalen Gäste zurückgekommen sind.“ Zur Eisenwarenmesse Anfang März seien sogar wieder Teilnehmer aus den asiatischen Ländern angereist.

Auch die Zahlen von Köln-Tourismus zeigen, dass die großen Messen wieder fast so gut frequentiert sind wie vor der Corona-Pandemie. Für das Confex-Konferenzcenter, das im Sommer eröffnet werden soll und das eine Kapazität von 6000 Personen hat, lägen schon zahlreiche Buchungen vor.

Christoph Becker, Geschäftsführer des in Köln ansässigen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein kritisiert, dass die Entscheidung des Rats fiel, ohne die Dehoga und die Hoteliers einzubinden. Auch die Gäste seien davon überrascht worden. „Die Firmen arbeiten ja mit Jahresbudgets.“ Es gebe Befürchtungen, dass Geschäftsreisende von Köln als Ziel Abstand nehmen. In Bonn gilt seit Januar eine Übernachtungssteuer von sechs Prozent, da sei durchaus zu hören, dass Kunden auf andere Städte ausweichen. Er kritisiert außerdem, dass das Geld 2024 für soziale Projekte ausgegeben wird. „Dabei geht es doch bei dieser Steuer um die Kulturförderung. Das ist Flickschusterei.“