In der MD Bar treffen sich Kunstliebende, genauso wie Kölner Cocktailfans. Warum sich ein Besuch in dunkler Atmosphäre lohnt.
SchönTrinken in KölnIn der MD Bar sind selbst die Eiswürfel mit Liebe gemacht
Ob es wirklich am Eiswürfel liegt? Am Bergischen Quellwasser? Das scheint fast absurd. Schließlich liegt einem gut gemachten Gin Tonic keine Raketenwissenschaft zugrunde, zumal, wenn er sich aus einem gängigen Gin und ebenfalls in jedem Supermarkt erhältlichen Tonic zusammensetzt. Aber: Mit bereits fortgeschrittenem Alter und weltweiter Gin-Tonic-Experience kann man sagen: Nirgendwo sonst prickelt der Longdrink so frisch und zitrisch über kristallklarem Eis wie in der MD Bar.
Ein massives Glas mit Schliff, in dem es beinahe perlt. Tatsächlich steckt, wie in jedem Drink, der hier über den Tresen gereicht wird, auch im Eis Liebe. Christos Pappas, der Betreiber, erklärt an einem stillen Dienstagabend, wie er die Cubes gießt, in Styropor hüllt und bei minus 25 Grad friert. Es ist doch eine Wissenschaft.
Kölner MD Bar: Eröffnung vor zehn Jahren zog fast 300 Menschen an
Still und heruntergedimmt, mit leisem Fusion-Jazz, sitzt man zwischen spartanischem Mobiliar, Kunstwerken und eingehüllt in die Schwaden frisch angezündeter Palo-Santo-Hölzer an der Theke. Fast sakral, wenn man in die nur spärlich illuminierten Flaschen an der Rückwand der Theke blickt. Wie vieles andere in diesem Lokal konnte auch diese im Original der hier jahrzehntelang beheimateten Schuhmacher-Manufaktur übernommen werden.
Solche vollkommen unaufgeregten Abende der Sorte beliebiger Dienstag gibt es viele in der MD Bar. Während Pappas in aller Ruhe Cocktails wie Negroni Sbagliato, Whisky Sour – der Signature Drink – oder weitere Klassiker à la Manhattan oder Boulevardier mixt, werden die Gespräche von der samtenen Atmosphäre beinahe verschluckt.
An den Wochenenden sieht es allerdings ganz anders aus, und wenn Kunstevents das Geschehen in der Stadt bestimmen, erst recht. Bei der Eröffnung der Bar am Galerienwochenende DC Open vor beinahe zehn Jahren „standen 300 Leute vor dem Lokal und die Polizei rückte in Mannschaftswagen an“, erinnert sich Pappas. Und heute, nach Vernissagen, Eröffnungen im Kunstverein oder in der Art-Cologne-Woche, werden auch die Stehplätze drei Reihen hinterm Tresen rar.
Nach den Messehallen, den abendlichen Galerie-Einladungen, dem Rundgang trifft sich die große Kunstclique unterhalb vom Rudolfplatz. Dann flirrt die Luft in der dunklen Bar, die auch von außen so wenig auffällt, wie sie innen eingerichtet ist. Das Geschehen vibriert. Und mit etwas Glück trifft man sogar die Mitgründer: die beiden Künstler David Ostrowski und Michail Pirgelis.
Was muss man unbedingt probieren?
Den legendären Whisky Sour und Skinos Sour.
Was kosten die Cocktails?
9,50 bis 12,50 Euro
Gibt es auch Kölsch?
Nein, aber Peroni und Pilsener Urquell zu je 4,0 Euro (0,33 Flasche).
Wer geht dahin?
Kölner und weltweit interessierte Artlover.
Wie alt sind die Gäste?
Friedliche Erwachsene.
Das Besondere?
Die Kunstwerke. Gerade zur Art Cologne wird eine Arbeit von Emanuel Rossetti ausgestellt.
Adresse
MD Bar, Marsilstein 21-23, 50676 Köln. Geöffnet Di, Mi, Do von 20-0.30 Uhr, Fr und Sa von 20-2.30 Uhr.