Ralf Bauer über HeilyogaDie Seele zu sich ziehen
Herr Bauer, Sie waren der dynamische Surfer-Hallodri in der Serie „Gegen den Wind“. Jetzt machen Sie tibetisches Heilyoga. Was ist da passiert?
Yoga ist für mich die Grundbasis für alle anderen Sportarten. Ich kann das auch Triathleten empfehlen. Mir hilft es beim Skifahren. Da bin ich eher rasant unterwegs. Wenn ich stürze, beugt meine Yoga-Gelenkigkeit Brüchen vor.
Aber wie kommt man als rasanter Skifahrer, Schwimmer und Surfer dazu, plötzlich Gelenkigkeit und Geistesbalance im Yoga zu suchen?
Ich habe schon immer Judo gemacht. Das heißt, diese asiatische Philosophie hat mich immer interessiert. Dahinter steckt oft der Anspruch: Werde Meister über dich selbst und im Umgang mit anderen. Irgendwann habe ich nach einem Ersatz gesucht, den ich unabhängig von Raum und Zeit praktizieren kann. Judo geht nur mit einem Partner. Einen normalen Judokurs zu festen Zeiten besuchen war für mich als Schauspieler aber irgendwann unmöglich. Ich brauchte etwas, das ich immer und überall ohne Lehrer machen kann.
Und, machen Sie das jetzt auch immer und überall?
Ja, jeden Morgen. 21 Sonnengrüße. Mindestens. Und sogar im Flugzeug stehe ich auf, stelle mich zu den Stewardessen, wenn die die Cateringwagen vorbereiten und mache zum Beispiel die Übung „Der Baum“. Das fällt kaum auf. Anders als im Tai Chi. Da braucht man viel Platz. Das habe ich auch mal praktiziert. Bis ich mal mitten in Palma de Mallorca auf dem Betonparkplatz eines Hotels stand und meine Übungen machte, weil Hotelzimmer für Tai Chi zu klein sind. Das war dann schon schräg.
Was bringt Ihnen Yoga?
Meine Rückenschmerzen sind weg. Ich bin viel gelenkiger. Und: Ich bin mehr bei mir. Früher bin ich auf Reisen manchmal aufgewacht und wusste nicht: Wo bin ich? Wo ist die Toilette? Diese Orientierungslosigkeit rührt daher, dass die Seele zum Ankommen länger braucht als das Flugzeug. Seit ich Yoga mache, bin ich viel schneller da. Das ist, als würde ich ein Lasso schwingen und die Seele mir nachziehen.
Gräflicher Park Bad Driburg
Ralf Bauer war als Yogalehrer zu Gast im Gräflichen Park Grand Resort Bad Driburg. Das Hotel bietet unter anderem Yoga- und Golf-Arrangements. Als Besonderheit zeichnet es seine Lage im Gräflichen Park aus. Er ist 64 Hektar groß und wurde 1669 vom Fürstenbischof Ferdinand von Fürstenberg angelegt. Viele Landschaftsarchitekten haben sich um den Garten gekümmert. Am bekanntesten ist vielleicht Gartenkünstler Piet Oudolf, der 2009 einen blühenden Fluss aus 16000 Pflanzen schuf.
www.graeflicher-park.de
Warum Tibet?
Daran ist eine österreichische Journalistin Schuld. Sie schickte mich in ein Gespräch mit Moslems, Juden, Christen in ein tibetisches Restaurant in Wien. Das, was die tibetische Chefin dort sagte, war so anders als alles andere, was ich bisher gehört hatte. Das hat mich fasziniert.
Was zum Beispiel?
Die Einstellung ist einfach komplett anders. Zum Beispiel: Wenn wir einem Obdachlosen Geld geben, denken wir: Der muss sich bedanken, weil er sich jetzt von unserem Geld Essen oder Schnaps kaufen kann. Der Tibeter bedankt sich dagegen beim Obdachlosen, weil der ihm die Möglichkeit gegeben hat, etwas Gutes zu tun.
Ralf Bauer spricht über Ernährung und das Alter
Und wie sieht es mit der Ernährung aus? Da gibt es ja auch spezielle Regeln. Halten Sie sich daran?
Meine Ernährung fußt auf meiner Erfahrung. Ich schreibe mir auch auf, was ich esse, wie es mir geht. Daraus ergibt sich schnell ein Muster. Scharfes Essen vertrage ich zum Beispiel gar nicht. Da bekomme ich sofort Ohrensausen.
Und was ist mit Fett?
Muss nicht schlecht sein. Ich plädiere für so viel Natur wie möglich. Das heißt: Wenn Milch 3,5 Prozent Fett hat, dann trinke ich die mit 3,5 Prozent Fett und nicht die, aus der das Fett künstlich rausgezogen wurde. Mittags ist das natürlich besser als abends, weil der Körper dann noch Zeit zum Verdauen hat.
Die asiatische Küche ist ja generell etwas leichter. Aber wenn mein mitteleuropäischer Gaumen nach Bratkartoffeln oder Schweinshaxe mit Knödeln verlangt?
Geht das auch. Wir müssen uns nur auf überlieferte Ernährungsregeln besinnen. Bratkartoffeln zum Beispiel wurden früher immer mit Petersilie gegessen. Die hilft bei der Verdauung von allen Gemüsesorten, die aus der Erde gezogen werden. Zwiebeln dagegen gehen mit Bratkartoffeln gar nicht. Das liegt Ihnen ewig im Magen. Oder die Schweinshaxe. Essen Sie die! Aber wie früher, mittags um zwölf. Und dann abends vielleicht gar nichts mehr. Dann hat der Körper Zeit, das zu verarbeiten. Wenn Sie um drei aber schon wieder Kuchen draufessen, dann schiebt der Körper die Haxe beiseite und Sie setzen Fett an.
„Natürlich werde ich älter. Und erfahrener“
Das klingt alles gesund. Aber denken Sie nicht manchmal bei sich: Früher war ich ein spontaner, cooler Typ. Heute denke ich über Sonnengrüße und Verdauung nach. Ich werde langsam alt und langweilig.
Natürlich werde ich älter. Und erfahrener. Aber ich habe auch schon als sehr junger Mann bestimmte Dummheiten nicht gemacht, wenn ich keine Lust drauf hatte. Zum Beispiel war ich mit 19 einige Zeit in Paris, weil ich mir einbildete, dort Model zu werden. Dort lernten wir zwei sehr reiche, sehr hübsche Frauen kennen, die uns in ihr Wochenendhaus eingeladen haben. Ich habe gesagt: Was soll ich da? Mein Freund meinte: Bist du wahnsinnig? Bauer, du lebst doch schon nicht mehr! Aber ich hatte einfach keine Lust.
Sie klingen so schrecklich diszipliniert und vernünftig. Gibt es auch etwas, was Sie aus der Balance bringt?
Klar. Auf der Autobahn. Ich fahre gerne schnell. Wenn dann vor mir einer ausschert, der 110 fährt, weil er einen anderen überholen will, der 100 fährt und ich muss von 180 runterbremsen. Da kann ich mich aufregen. Das macht mich wahnsinnig.
Mit Kardamon gegen den Kater
Und was ist mit Alkohol? Helfen die Lehren des Heilyogas auch gegen einen Kater?
Ja. Wenn ich versumpft bin und zu viel Rotwein getrunken habe, dann stecke ich mir schon abends fünf Kapseln Kardamom in den Mund und schlafe damit. Bis zum nächsten Morgen ziehen die viele Giftstoffe aus mir raus, dann kann man die ausspucken. Dazu noch eine ausgepresste Limette und natürlich viel Wasser. Danach geht es mir schon besser. Trotzdem: Wie früher bis fünf Uhr trinken und feiern und dann um sieben zum Set. Das geht nicht mehr. Das endet im Desaster.
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